Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

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Przemysl. 55 
wandelt und in den Unterbau tiefe Wunden gerissen. Schlag- mengen wurden zu diesem Zwecke bereitgestellt. Die Schwierig-- 
loch reihte sich an Schlagloch, deren manches bis zu Manns- keit bestand indessen darin, sie nach Przemysl hineinzu- 
höhe tief war. bringen. Straßentransport verbot sich von selbst. Die 
Jede dieser wenigen aufgewühlten Straßen sollte nun Straßen waren ohnedies mit Trains der Armeen über-- 
dem Nachschub einer Armee dienen, von dessen Umfang lastet und überdies konnte mit leichten Fuhrwerken nicht viel 
die Zahlenangabe einen Begriff gibt, daß für ein einziges fortgebracht werden. Eine Pferdefeldbahn vom Endpunkte 
Korps an Verpflegung allein täglich 200 Tonnen zuge- der Eisenbahn in die Festung zu legen, hätte zehn Tage 
schoben werden müssen! Diesen Zuschub konnten überhaupt Bauzeit erfordert, die Eisenbahn mit dem Heranbringen 
nur leichte Fuhrwerke mit geringer Last durchführen: Auch des Feldbahnmaterials sehr belastet und außerdem, um 
sie kamen äußerst langsam, jeden Schritt mit Opfern an halbwegs rasch den Bau beenden zu können, die Verwendung 
Pferden erkaufend, weiter. Kein Wunder, daß der Ver- der Straße erfordert, was wiederum die Bewegung des 
brauch in der Kampflinie mit dem Zuschub nicht im Sin-- Armeetrains behindert hätte. Auch ihre Leistungsfähigkeit 
klang stand und die Armeen, von der Rot getrieben, Aus- wäre sehr gering gewesen: in einem Tage höchstens für ändert- 
Hilfe beim Festungskommando erbaten, das sich den For- halb Tage Verpflegsbedarf. Die Wegnahme des den Armeen 
derungen des Augenblicks nicht verschließen durfte. Als zugewiesenen und teilweise eingebauten Materials sowie die 
das Armeeoberkommando hievon erfuhr, wurde die Abgabe Arbeit hätten sich recht wenig rentiert, 
weiterer Vorräte untersagt. Mittlerweile hatten sich durch Es blieb also nichts anderes übrig, als alle verfügbaren 
die unverweilt eingeleiteten Ausbesserungsarbeiten die Kräfte auf die Wiederherstellung der Bahnverbindung mit 
Straßenverhältnisse ein wenig günstiger gestaltet und auch Przemysl zu konzentrieren. In Frage kam nur die von Süden 
die Verwendung von Lastautos in beschränkter Zahl zur Not über Chyrow heranführende Linie, da die nördliche bei 
ermöglicht. Die Armeen konnten nunmehr nicht nur für Jaroslau und Radymno im wirksamsten feindlichen Feuer- 
ihren Bedarf selbst aufkommen, sondern, der Weisung des bereiche lag. 
Armeeoberkommandos entsprechend, von ihren Vorräten Seitens der Eisenbahnkompagnien geschah das Menschen- 
auch noch etwa 150000 Rationen an die Festung abgeben, möglichste. Bis 27. Oktober war die Bahn bis Nizanko- 
Die Verpflegung der verstärkten Besatzung, die Abgabe wice betriebsfähig. Inzwischen war von Przemysl eine 
an die Feldarmeen und der laufende Bedarf nach dem Ent- Feldbahn entgegengebaut worden, fodaß der Zuschub nach 
satz hatten tiefe Breschen in die Verpflegsvorräte geschlagen. Umladung, wenn auch mit Verzögerung und in beschränktem 
Bis 27. Oktober, am welchem Tage der Zuschub wieder Umfange, beginnen konnte. Schon am 28. hatten übrigens 
einsetzte, also in 42 Tagen seit Einstellung des Bahnver- die wackeren Eisenbahnpioniere die Rekordleistung, auch 
kehrs, waren — trotz der erwähnten Zustellung von 150 000 die Brücke bei Nizankowice herzustellen, vollbracht, so daß 
Rationen, also fast zwei Tage Bedarf der Normalbesatzung, die Züge nunmehr bis an die Festung gelangen konnten, 
und trotz des Ausmarsches eines Teiles der Truppen als Ver- Inzwischen war rollendes Material bei Mezölaborcz 
stärkung der vorne kämpfenden Armeen,—verbraucht: 70 Tage und Zagorcz in verschwenderischer Fülle bereitgestellt worden. 
Brot und Zwieback, 42 Gemüse, 38 Fleisch und 230 Hafer. Uber 100 Lokomotiven wurden in den Dienst gestellt, um 
Selbstverständlich bildete es die oberste Sorge der einen Massenverkehr einleiten zu können. Eine eigene 
Heeresleitung, die verbrauchten Vorräte wieder zu ersetzen Dirigierungskommission waltete in Zagorcz ihres Amtes, 
und soviel als möglich zu vermehren. Große Verpflegs- um das Äußerste an Leistungsfähigkeit aus der eingeleisigen 
und naturgemäß alle Mängel 
einer eiligen Wiederherstellung 
aufweisenden Bahnstrecke her- 
auszupressen. Das Unglück 
wollte, daß die Trasse an meh- 
reren Stellen, insbesondere bei 
Nowe miasto, feindlichem Ar- 
tilleriefeuer ausgesetzt war. 
Wiederholt mußten Schäden 
ausgebessert werden, was Ver- 
kehrseinstellungen zur Folge 
hatte. Nicht nur kostbare Zeit 
wurde damit verloren, sondern 
die Stauungen und Stockungen 
machten sich beim forcierten 
Betrieb obendrein in unan- 
genehmster Weise fühlbar. Die 
angehaltenen Züge verstopften 
die Stationen und es war alle 
Umsicht und Energie der Diri- 
gierungskommission nötig, um 
die Schwierigkeiten zu über- 
winden. Am schlimmsten machte 
sich die notwendige Verstärkung 
der Brücke bei Ustrzycki dl. fühl- 
bar, während welcher der Ver- 
Verkauf der „Festungs-Zeitung".
	        
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