Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Einjwängung Montenegros von West, Nord und Ost. 
Ein äußerst schwieriges Stück Arbeit hatten die in den 
Forts des Kriegshafens Cattaro befindlichen k. u. k. Bat-- 
terien zu leisten. Von dem auf dem mächtigen Lovken- 
massiv eingebauten französisch-montenegrinischen Batterien 
um 1000bis 1500 Meter überhöht, wollte eine Schußbeob- 
achtung anfangs selbst mit Fesselballonen nicht gelingen. 
Und stiegen unsere Flieger auf und umkreisten den Lovken, 
dann verstummten einfach die feindlichen Geschütze; sie 
ließen kein Mündungsfeuer erkennen und erschwerten so 
die Unterscheidung zwischen wirklichen Batteriestellungen und 
Scheinbauten. Trotzdem gelang es im Verlaufe der sich 
dort seit Jahr und Tag abspielenden Artillerieduelle wieder 
holt, dem Feinde schweren' 
Schaden zuzufügen. Obwohl 
die geschilderte erhöhte Ge- 
fechtstätigkeit in der südlichen 
Hercegovina die Aufmerksam-- 
keit desFeindes auf sich lenkte, 
mochte der verdichtete Bahn- 
und Schiffsverkehr nach Castel- 
nuovo und in die Bocche jfür 
den Beobachter auf den stolzen 
Höhen nicht ganz unbemerkt 
geblieben sein, und so dürfte 
der Feind von dem ihm zuge- 
dachten entscheidenden.Schlag 
von der Bocche her gegen den 
Schlüsselpunkt, den Lovkeu, 
und die nahe Hauptstadt Ee- 
tinje, schon Wind bekommen 
haben. GdJ.v.Kö vess, der 
mit der endgültigen Niedern 
zwingung Montenegros be; 
traut war, mußte daher damit 
rechnen, daß König Nikola 
und seine Generale die neueste 
Gefahr alsbald erkennen und 
Verstärkungen nach der Bocche 
und der Krivosije heranziehen 
werden, ferner daß auch die 
an den anderen Fronten vor- 
genommene demonstrative Be- 
drohung Montenegros nach 
kurzer Zeit ihren Zweck nicht- 
mehr erfüllen werde. So mußte 
neben der Bereitstellung der Angriffskräfte vom k. u/ k. 
Kriegshafen her das gleichzeitige, kräftige Anpacken an der 
gegenüberliegenden Nordostfront ins Auge gefaßt werden, 
damit Montenegro nach allen Seiten sich verteidigen müsse. 
Die Einzwängung Montenegros vollzog sich mit plan-- 
mäßiger Pünktlichkeit. Nach Neujahr 1916 sollte die Schlinge 
zugezogen und der kleine, aber zähe Feind ein für allemal 
unschädlich gemacht werden. Zu diesem Zwecke standen 
GdJ. v. Kövess, da die Niederwerfung Serbiens gemein-- 
sam mit der deutschen und bulgarischen Armee größtenteils 
beendet war, seine dort freigewordene 3. Armee zur Ver¬ 
fügung, weiters die im Golf von Cattaro eingetroffene 
Schiffsdivision, endlich die an der hercegovinischen Ost-- 
front und in der Bocche befindlichen und noch einlangenden 
k. u. k. Streitkräfte. Letztere verblieben unter dem Kommando 
des GdJ.v.Sa r k 0 t iö. Während also K ö vess die Ober-- 
leitung über die ganze Heeresgruppe innehatte, befehligte 
S a r k 0 t i C,außer den ihm als kommandierend«» General 
GO. Stephan Freiherr Sarkotiö von Lovcen. 
und Landeschef in Bosnien und in der Hercegovina — seit 
kurzem auch in Dalmatien — schon früher unterstandenen 
Truppen an der hercegovinisch-montenegrinischen Grenze, 
auch die taktisch wichtige Angriffsgruppe gegen den Lovken. 
Das kräftige Anpacken der montenegrinischen Streit- 
kräfte an ihrer Nordfront oblag der verstärkten Infanterie- 
division FML. v. Kaiser, deren erfolgreiches Vorrücken 
(als Visegradgruppe) bis vor Plevlje wir schon früher ver- 
folgt haben. Nun hatte die Division vor allem zu trachten, 
dem Feinde das Gelände bis zur Tara zu entreißen, die, in 
der Bjelasnica planina entspringend, ihre Gewässer in tief 
eingeschnittenem, schluchtartigem Flußbett nordwestlich führt 
und nach ihrer Vereinigung 
mit der Piva die Drina bildet. 
Da die Montenegriner ein 
weiteres Vorrücken dieser Di- 
vision über 'Plevlje für wahr- 
scheinlich hielten, hatten sie 
etwa 6 Kilometer südwestlich 
der Stadt starke Kräfte zur 
Verteidigung bereitgestellt. Als 
unsere Truppen am 13. De¬ 
zember lzum Angriff schritten, 
stießen sie daher auf bedeuten- 
den Widerstand, der zwar nach 
hartem Kampf auf der Vraua 
gora und den südöstlich der 
Cehotina auf den Höhen bis 
zur Rakevska rijeka gelegenen 
Stellungen noch am selben Tag 
gebrochen wurde, sich aber tags 
darauf im weiter südwestlich 
ansteigenden Bergland, näher 
zur Tara, von neuem verstärkte. 
Ja die Montenegriner waren 
sogar kühn und lebendig genug, 
die von Celebiö her längs der 
Tara anrückende Gruppe Obst. 
Vukadinoviö in deren 
rechten (südlichen) Flanke aus 
der Richtung von Vjernoviöi 
mit fünf Bataillonen anzu- 
greifen, so daß diese sich nur 
mit großer Mühe des An- 
falles erwehren konnte. 
Das weitere Vordringen der beiden gemeinsam operieren- 
den Landsturmbrigaden der Division K a l se r an die Tara 
vollzog sich unter hartnäckigen Kämpfen. Die 209. Land- 
sturmbrigade, die über die Vrana gora vorgerückt war, 
warf am 14. Dezember die zäh ^standhaltenden Crnogorci 
über die bewaldeten Höhen bei Gjurasiöi und die weiter 
östlich gelagerte Höhe Podpeö (nördlich OdZak) ins Gebirge 
zurück und erreichte mit ihrem rechten Flügel unter weiteren 
Gefechten im Schneesturm nachmittags die zur Taraschlucht 
abfallenden Hänge des beherrschenden Gebirgsstockes Buue- 
tiua (Koten 1835 und 1619). Die Mitte erreichte Glibaöi, 
wo ein montenegrinisches Bataillon überfallen und zer- 
sprengt wurde, und Koncenica, während sich der linke Flügel 
im Anschluß an die 205. Landsturmbrigade bis Ljeska aus- 
dehnte. Diese Brigade hatte, weiter östlich ausgreifend, 
den Feind in das Quellgebiet der Cehotina zurückgedrängt 
und konnte nach Überschreitung der wasserarmen, 1400 Meter 
hohen Gradina, Kovren und Grab besetzen. Am 15. Dezember 
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