Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

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Der Feldjug gegen Montenegro 1915/16. 
Mioska—Obardje—Jabuka und Vijenac südöstlich Plevlje, 
wo sie mit der 62. Infanteriedivision Fühlung nahm. 
Die Front der so verstärkten Msegradgruppe reichte 
somit nunmehr von Miljeviöi, südlich an Plevlje vorüber- 
ziehend, zur Eehotina und diese entlang bis zur Mündung 
der Kamenica südwestlich von Boljanik. Das letztgenannte 
Frontstück hielten Vorposten der um Boljanik versammelten 
Brigade Blechinger fest, an welche sich im Westen 
die Vorposten der bis zum Metalkasattel vorgegangene» 
Gruppe V u ch e t i ch und weiter die zwischen der Drina 
und Cehotina vorgeschobenen Sicherungsabteilungen der 
Gruppe Vukadinoviö anschlössen. Diese Gruppe 
hatte am z. Dezember nördlich Papkov do, auf der Jlina 
glava, dem Comil und nordwestlich Bakus den härtesten 
Widerstand zu überwinden. Auch der folgende Tag brachte 
ebenso harte, wie für die Gruppe erfolgreiche Kämpfe bei 
Velenic, Celebiö, auf der Msevina, Omarina und Put- 
koviua. Desgleichen waren die Versuche der Montenegriner, 
der 62. Diviston die Höhen südlich Plevlje zu entreißen, 
trotz Einsatzes starker Artillerie, von keinem Erfolg begleitet. 
In anerkennenswerter Zähigkeit versuchten sie am 5. De- 
zember in 6 Kolonnen von Südwesten her bis zu der ver¬ 
lorenen Stadt durchzustoßen, doch zerschellten alle ihre 
Stürme hier, wie auch bei Obardje, an der Standhaftig- 
keit unserer heldenmütigen Infanterie. 
Inzwischen hatten die Brigaden B l e ch i n g e r und die 
Gruppe V u ch e t i ch nach kurzen Kämpfen gegenüber Gaz 
und Gradojevic das rechte Cehotinaufer vom Feinde völlig 
gesäubert und mit der Gruppe Vukadinovic, die von 
der Cehotina aus sich unter fortwährenden Gefechten in 
der Linie Visevina—Telebiö—Veleniö—Koljeno bis zur 
Drina festgesetzt hatte, enge Verbindung genommen. Die 
Front war sonach geschlossen, und wo immer der Feind 
in den nächsten zwei Tagen versuchte, sie zu lockern, brachten 
ihn seine Verluste bald zu der Erkenntnis, daß dies vergeb- 
lich sei. Als am 7. Dezember auch seine zahlreichen östlich 
Plevlje auftretenden Banden nach scharfen Geplänkeln 
zu Paaren getrieben wurden, wobei die sie bekämpfenden 
Abteilungen die Jvovik planina und die Kamen« gora 
überschritten, trat auf dieser Front fast völlige Ruhe ein, 
die, wenn auch nur von kurzer Dauer, uns Gelegenheit gibt, 
sich anderen Schauplätzen zuzuwenden. 
Bevor wir indessen die Visegradgruppe fürs erste ver- 
lassen, sollen Veränderungen, die bei ihr teils schon in 
Durchführung begriffen waren, teils in den allernächsten 
Tagen eintraten, erwähnt werden. Die Brigade Z h u b e r, 
die bis zum Dezember in der uns bekannten Reserve, 
stellung blieb, marschierte von dort über Ustibar, Boljanic- 
Cajnica und GoraZda nach Ustipraöa, um von dort am 6. De- 
zember mit der Bahn nach Teodo gebracht zu werden. Die 
Brigade B l e ch i n g e r wurde in ihrer Stellung um 
Boljanik von der zum Verbände der 62. Infanteriedivision 
gehörenden 209. Jnfanteriebrigade (bisher 9. Landsturm- 
etappenbrigade) abgelöst und über Pale nach Sarajewo zurück- 
genommen, wohin das bosnisch-hereegovinische Gendarmerie- 
bataillon der Gruppe Rollinger bereits abgegangen 
war. Diese Gruppe wurde nun aufgelöst; der zweite Heeres- 
körper, der in ihrem Verbände gestanden war, die Gruppe 
Vuchetich, trat mit der Gruppe Vukadinoviö an 
Stelle der über Gorazda an die Südfront gegen Montenegro 
abgehenden Mobilen Festungsbrigade Obst.v. C 0 l l e r u s 
in den Verband der 62. Infanteriedivision. 
Einzwängung Montenegros von West, Nord und Dst. 
(Dezember 1915, Jänner 1916.) 
Durch die im November an ihrer Westfront erlittenen 
Niederlagen geschwächt und wohl auch zum Teil schon ent- 
mutigt, im Norden bedroht durch den konzentrischen Ein- 
marsch österreichisch-ungarischer Heereskörper in den SandZak, 
sahen sich die früher so unternehmungslustigen Montene- 
griner, die das Losschlagen im Juli 1914 nicht hatten er- 
warten können, im Dezember 1915 vollkommen in die Defen- 
sive gedrängt. Ungeachtet der Kämpfe im nördlichsten 
Zipfel ihres Landes, mußten sie nun auch noch einen er- 
heblichen Teil ihrer Streitkräfte an die Nordostfront ent- 
senden, um den dort zurückflutenden Serben einen Rück- 
halt zu bieten. So blieben für ihre Westfront nur geringe 
Kräfte übrig, die sich wohl hüteten, unsere bereits auf die 
beherrschenden Gebirgskämme vorgeschobenen Besatzungen 
zu weiteren Kämpfen herauszufordern. Von der Bocche her 
aber ließen unsere Geschütze ihre drohende Sprache ver- 
nehmen, und so war es den auf diese Weise nach drei Seiten 
hin beschäftigten Montenegrinern unmöglich gemacht, die 
Richtung des beabsichtigten österreichisch-ungarischen Haupt- 
stoßes auch nur annähernd zu vermuten. Es ist daher be- 
greiflich, daß sich ihr Oberbefehlshaber völlig im Unklaren 
befand, an welcher Front er den Rest seines Volksheeres 
einsetzen und so die nahende Gefahr abwehren sollte, um- 
somehr, als ihm in Anbetracht der verhältnismäßig geringen 
Kräfte eine Manöverierarmee, die er nach Klärung der Lage 
hätte ausspielen können, nicht zur Verfügung stand. 
Wie schon im bisherigen Verlauf des montenegrinischen 
Feldzuges hat das k. u. k. Armeeoberkommando auch vor 
dieser entscheidenden Phase verstanden, die eigene Absicht 
durch rege Gefechtstätigkeit und Demonstrationen an allen 
Fronten bis zum letzten Augenblick zu verschleiern. So 
wurden an der im Rahmen des Kriegsplanes bedeutungs- 
losen hercegovinisch-montenegrinischen Front viele kleine 
Unternehmungen ausgeführt, welche die dort befindlichen 
Kräfte des Feindes zu verstärkten Gegenmaßnahmen und Be- 
festigungsbauten veranlaßten und sie dort festhielten. Ins- 
besondere nordöstlich von Bileöa, auf dem Mali Vardar und 
aufdem Kovöeg, ferner östlich Trebinje, beimJlinjo brdo und 
bei der Ruine Klobuk, kam es wiederholt zu scharfen Plänke- 
leien. Am 27. Dezember konnte sogar der 1000 Meter hohe 
Kamm der Grahorina in unseren Besitz gebracht werden. Ein 
Versuch des Feindes, halbwegs zwischen Bileöa und Avtovac 
stärkere Kräfte zu sammeln, wurde von unserer Artillerie recht- 
zeitig vereitelt, wie auch am zi. Dezember montenegrinische 
Angriffe gegen unsere Sicherungsstellung nordöstlich Risano, 
im Zmijsko Zdrijelo, unter großen Verlusten mißlangen. 
An der dalmatinisch-montenegrinischen Front, deren 
Kern die Berge des Kriegshafengebietes von Cattaro bil- 
deten, kam es im letzten Drittel des Dezember nebst Artillerie- 
duellen auch zu lebhaften Jnfanteriegefechten auf dem Rücken 
Grahorina, nördlich Orahovac, östlich Risano, während 
unsere wackeren Marineflieger, mit Bomben schwer beladen, 
ausflogen, um im Hafen von San Giovanni di Medua 
vier Segler und viel aufgestapeltes Material zu zerstören.
	        
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