Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

568 ' Der Feldjug gegen 
ketten im Laufe des 14. November. Nun konnten die da und 
dort noch standhaltenden starken Nachhuten der zurück- 
flutenden Montenegriner überall geworfen werden, und 
bis zum Abend erreichten unsere siegreichen Truppen mit dem 
rechten Flügel Sokoloviöi am Lim, die Mitte drang nach 
Niederkämpfung des artilleristisch starken Brückenkopfes 
in Novo Rudo ein, während sich der linke Flügel auf dem 
Ravno brdo und den Höhen südöstlich der Militärstation 
Bjelo brdo festsetzte. 
Trotzdem unsere Front nach diesen Erfolgen einen tiefen 
Keil in die feindliche Aufstellung getrieben hatte, gaben die 
Montenegriner den stark bedrohten Raum zwischen dem 
Lim und Uvac, sowie beiderseits des letztgenannten Flusses, 
noch immer nicht auf und mußten erst von unseren Truppen 
am folgenden Tage über die beiden Flußläufe auf die Ljuta 
kofa, nach Priboj und Ustibar mit bedeutenden Verlusten 
zurückgeworfen werden. Da sie aber noch Gelegenheit fanden, 
die Brücke bei Uvac und sämtliche Überschiffungsmittel zu 
sprengen, so konnten ihnen bloß kleine Aufklärungsab- 
teilungen folgen. 
Im Ganzen betrachtet, war dieser erste entscheidende 
Schritt wuchtig und ausgreifend genug, um einen nächsten 
in aller Ruhe vorbereiten und in der Zwischenzeit eine dem 
Ordnen der Verbände und dem Nachschub gewidmete Atem- 
pause einschalten zu können. Dies mußte um so angezeigter 
erscheinen, als die Drina wieder hoch angeschwollen war und 
daher die Kriegsbrücke bei Visegrad neuerdings abgebrochen 
werden mußte. Der Feind bemerkte diese Stockung sofort 
und sammelte, dichten Schneefall benützend, seine Schwärme 
an den jenseitigen Ufern der beiden Flußläufe. Von dort 
aus belästigte er andauernd unsere Vorposten, was aber die 
Vorbereitungen zu der nun gegen Plevlje anzusetzenden 
Offensive nicht im geringsten beeinträchtigen konnte. 
Zu diesem entscheidenden Unternehmen sollte die ViZe- 
gradgruppe einerseits von der Gruppe FML. v. Rol- 
l i n g e r, die von GoraZda aus vorgestoßen war, anderseits 
von der Gruppe GM. 0. Reinöhl (205. Landsturm- 
brigade, Brigade Obst. v. Hausser und das kombinierte 
Kavallerieregiment Obst. v. Bolla) unterstützt werden. 
Die Gruppe Rollinger hatte die Drina bei GoraZda 
zu überschreiten und gegen Eajnica vorzugehen, der Gruppe 
Reinöhl dagegen fiel die Aufgabe zu, die rechte Flanke 
der Z. Armee zu decken und im Anmärsche von UZice und 
Pozega auf Nova Varos die Verbindung mit der Visegrad- 
gruppe offensiv herzustellen. Zu diesem Zwecke gelangte 
Obst. v. Bolla am ersten Marschtage bis zur Mehana 
Mojkovica nordöstlich des Gargan, die Brigade Hausser 
rückte bis Mackat und die 205. Landsturmbrigade bis auf 
die Höhen Kuciste und Vidiöa brdo vor, ohne daß sich 
der Feind einer dieser Kolonnen in den Weg gestellt hätte. 
Dagegen bildeten die unsagbar schlechten Wege, die über 
öde Hochflächen in ermüdender Weise auf und nieder führten, 
das schwerste Marschhindernis und stellten hohe Anforde-- 
rungen an die Leistungsfähigkeit der Truppen. 
Im weiteren Vorgehen stieß die Gruppe am 14. Novem- 
ber auf von langer Hand vorbereitete montenegrinische 
Stellungen, die aber leicht überrannt werden konnten, 
worauf der Aufstieg auf die Ostra kofa, Hanac und Boriö 
begann. Ebensowenig vermochte sich am nächsten Tag der 
Feind auf dem Bojiste zu halten. Die Gruppe nahm die 
Höhen Vidiöa zakos und Medina kosa, sowie den Ort Trnova 
in Besitz. Am 16. November ging die Hauptkraft der Gruppe 
weiter über Ljubis, am 17. bis Sjenista und Jasenova vor, 
Montenegro 1915/16. 
während ihre Kavallerie, alle Schwierigkeiten des Zlatibor 
und der Ribnica überwindend, in der Vorrückung gegen den 
Uvac mit der 62. Infanteriedivision Verbindung genommen 
hatte. Am 18. stand die Hauptkraft der Gruppe, sich gegen 
Nova Varos sammelnd, bei AmZica und der Karaula 
Kokinbrod am Uvac. 
Unbeschreiblich sind die Leiden und Entbehrungen, die 
unsere Truppen bei diesen Märschen ertragen hatten. Ab- 
gesehen von den an und für sich anstrengenden Märschen, 
bei denen es gelegentlich auch zu kleineren Gefechten kam, 
waren sie allen Unbilden des berüchtigten montenegrinischen 
Bergwinters ausgesetzt. Stets durchnäßt, verbrachten sie die 
Ruhestunden bei strenger Kälte ohne Lagerfeuer im Freien 
und hatten nicht einmal die Möglichkeit, die hartgefrorenen 
Zeltblätter als Decken zu verwenden oder sie zum Zelt zu- 
sammenzufügen. Ortschaften gab es keine, denn was auf 
der Karte als solche verzeichnet ist, stellt nichts anderes als 
fern von einander liegende Häuschen dar, die für eine Unter-- 
kunft nicht in Betracht kamen. Wo Straßen waren, dort 
hatten sie sich mit einer spiegelglatten Eisfläche bedeckt, auf 
der Mann und Pferd Schritt für Schritt ausglitten, die 
Fuhrwerke ins Rollen kamen und nicht wenige in den Ab- 
grund stürzten. Besonders die zahlreichen, engmaschigen 
Straßenschleifen bildeten schwierige Hindernisse, über die 
Geschütz um Geschütz, Fuhre um Fuhre an Seilen gezogen 
werden mußten. 
So war es wirklich ein Glück, daß die Montenegriner, 
stets halb und halb überflügelt, nirgends Zeit und Gelegen- 
heit fanden, sich dem Vormarsch der Gruppe entgegenzustellen. 
Selbst vor Nova Varos versuchten sie keinen Widerstand zu 
leisten, und am 19. November überschritt die 205. Land- 
sturmbrigade die alte SandZakgrenze unbelästigt. 
Die Gruppe Reinöhl bezog in und um Nova Varos 
eine gesicherte Kantonierung, ihre Kavallerie gelangte östlich 
der Stadt nach Vranoviöi, westlich, bis Bistrica, Kratovo 
und Suhopolje am Lim wurden Sicherungsabteilungen 
vorgeschoben. In dieser Stellung sollte die Gruppe Rein- 
ö h l abwarten, bis die 62. Infanteriedivision, der sie nun- 
mehr unmittelbar unterstellt wurde, mehr Raum nach vor- 
wärts gewänne, um dann an sie Anschluß zu nehmen. 
Die Division Kaiser hatte wegen widriger Ver- 
Hältnisse erst am 23. November ihre Vorbereitungen soweit 
beendet, um mit den ersten geschlossenen Abteilungen den 
Uvac übersetzen zu können, dann aber griff sie den Feind 
sogleich scharf an und drängte ihn noch am selben Tag über 
Priboj hinaus. Mit diesem Ort im Besitz, konnte es — da 
mittlerweile auch die Kriegsbrücke bei Visegrad über die 
unterdes zahmer gewordene Drina wieder eingebaut worden 
war — nicht mehr schwer fallen, den Lim bei Novo Rudo zu 
überbrücken und eine brückenkopfartige Stellung auf den 
Höhen südlich von Novo Rudo, bei Ustibar und Priboj, ein- 
zunehmen. Die Brigade Z h u b e r blieb im Räume Militär- 
station Bjelo brdo,Zubac,Rijeka und Strpci als Reserve zurück. 
Um diese Zeit war von der Gruppe R 0 l l i n g e r die 
Brigade B l e ch i n g e r in GoraZda eingetroffen, hatte 
auf der in Betrieb gestellten fliegende» Brücke die Drina 
übersetzt und ohne vom Feinde etwas wahrzunehmen, mit 
der Vorhut den Konzarasattel erreicht. Nun übersetzte auch 
ein bei Megjegja, nahe der Limmündung, nebst dem bos- 
nisch-hercegovinischen Gendarmeriebataillon der Gruppe 
R 0 l l i n g e r stehen gebliebenes Halbbataillon In-- 
fanterie dort den Fluß, um als linke Seitenhut zunächst den 
Metalkasattel zu erreichen und so den Vormarsch der Brigade,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.