Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Die Verdrängung der Vierverbandsarmee aus Südostmazedonien. 
Teil zu verwirklichen vermochten, dient den Franzosen zum 
Lobe. Sie zeigten eben — wie es die Bulgaren selbst am 
besten beurteilen können — daß sie das Rückzugsmanöver 
in vorbildlicher Art auszuführen und sich so aus der Zange, 
in die sie ein Zögern gebracht hätte, zu befreien verstanden. 
Die über die Erna reka angesetzten bulgarischen Divisionen 
5 und 7 gelangten am 4. Dezember ohne Kampf in die Linie 
Brusani—Kavadar—Negotin im Crna-Vardarbogen. Auch 
den Brückenkopf von Krivolak fanden die Bulgaren bereits 
geräumt; die Pontone der bestandenen Brücke lagen versenkt 
im Flusse. 
Weiter vorrückend, gelangten und besetzten Vortruppen 
der im Vardartal vorgehenden 5. Division am 6. Dezember 
die Bahnstation Demirkapija. Sowohl diese, wie auch die 
Brücke über die BoZava und der etwas weiter entfernte Tunnel 
waren von den 
Franzosen zer- 
stört worden. 
Die Division 
stand also vor 
gewaltigen Hin- 
dernissen, die, 
wenngleich bald 
bewältigt, ihren 
Vormarsch im- 
merhin hemm- 
ten. Auch Die 
südwärts,. vor¬ 
gehende, durch 
Kavallerie ver- 
stärkte 7. Divi- 
sion fand ssich 
so bedeutenden 
p Hindernissen 
gegenüber, daß 
sie bei weitem 
langsamer als 
erwünscht ge- 
wesen. wäre, 
Raum gewann. 
Sie hatte näm- 
lich den Auftrag 
erhalten, je eher die Marianska planina zu überschreiten und 
den Franzosen die Rückzugslinie im Vardartal zu verlegen. 
Doch gelang es, der erwähnten Geländehindernisse wegen, fürs 
erste bloß einer einzigen ihrer Abteilungen über die Planina 
hinüberzukommen. Sie überfiel die Franzosen im Lager bei 
Petrovo und machte reiche Beute. Im ganzen und großen 
glückte es aber den Franzosen auch in diesem Abschnitt ihrer 
Rückzugslinie, den Großteil ihrer Truppen mittelst Bahn aus 
der ihnen gelegten Falle hinauszubringen. Wohl hatten 
sie sich sehr zu beeilen, denn obwohl sich den Bulgaren Hinder- 
nis auf Hindernis in den Weg stellte, ging ihr Vormarsch 
am westlichen Ufer des Vardar dennoch verhältnismäßig 
rasch vor sich. Nicht so ganz am östlichen Ufer, auf dem die 
U. Division vor Gradec heftigstem Widerstande begegnete, 
den erst heiße Kämpfe brechen sollten. 
Nach der für die Franzosen unglücklichen Episode bei 
Petrovo dürften sie eingesehen haben, daß ihnen dort eine 
starke Nachhut, richtiger Flankendeckung für ihre noch durch 
das Vardartal abziehenden Abteilungen nötig wäre. Sie 
stellten sie auch bereit, ja brachten sogar mit der Bahn Truppen 
aus Gjevgjeli dorthin zurück. Da stieg auch schon die bul- 
Geschichte des Weltkrieges. II. 
Bulgarische Gebirgsartillerie auf dem Marsche. 
garische 7. Division — wohl ohne mehr an Artillerie als 
ihre Gebirgsgeschütze mitführen zu können — von der Ma¬ 
rianska planina herab. Sie bemächtigte sich bald in unge- 
stümen Angriffen mehrerer hintereinanderliegenden feind- 
lichen Stellungen und drängte die Franzosen gegen den 
Vardar zurück. 
Die im Tal des Vardar auf seinem westlichen Ufer vor- 
rückende 5. Division hatte unterdessen den Engpaß der 
Demirkapija durchschritten, beim Dorfe Klifura die fran- 
zösische Nachhut, die sich ihr entgegengestellt hatte, ge- 
schlagen und sie über Davidovo hinaus zurückgedrängt. 
Auch auf dem östlichen Flußufer erlitten dieManzosen an 
diesem Tag eine empfindliche Niederlage. ^Truppen der 
U> Division griffen sie dort, und zwar vor Gradec an der 
Voda dolna überfallsartig an, brachten sie in Verwirrung 
und warfen 
sie nach Gradec 
hinein, in das 
sie fast zugleich 
mit ihnen ein- 
drangen. Der 
nun entbrannte 
Straßenkampf 
dauerte,zeitwei- 
lig sich zu furcht- 
barem gegensei- 
tigen Morden 
steigernd, bis 
Uhr mor¬ 
gens des 8. De- 
zember, denn 
die Franzosen 
gaben den Ort 
erst preis, nach- 
demsiesoschwe- 
re Verluste er- 
litten hatten, 
daß jeder weite- 
re Kampf aus- 
sichtslos wurde. 
JhrRückzug auf 
Hudova geschah 
dann in Unordnung, so daß viele in Gefangenschaft gerieten. 
Am 9. Dezember setzten die Bulgaren die Verfolgung 
beiderseits des Vardar fort. Sie fanden die Bahnhöfe von 
Mirovca und Hudova, wo einst S a r r a i l s Hauptquartier 
lag, in Flammen, doch auch noch immer auf ihnen und in 
den Orten selbst unversehrte, reiche Beute. Doch sie ein- 
zuheimseu und sie zu zählen, dazu war jetzt keine Zeit. Schon 
tags daraufging es weiter und die beiden rechts des Vardar 
vorrückenden Divisionen griffen die Franzosen in ihren 
Stellungen zwischen dem Dörfchen Smokvica und der 
Höhe 720 südwestlich des Ortes Kovanec an, und zwangen 
sie bald, auch diese zu räumen. Die Kavallerie jagte ihnen 
dann entlang der Bahn weiter nach, ereilte beim Dorfe 
Negorci eines ihres Bataillone und zersprengte es. 
Links des Vardar erkämpfte sich die u> Division die 
Babahöhe und nahm so Anschluß an die 2. Division, die von 
Strnmica aus am 5. Dezember die Offensive ergriffen 
hatte. Diese Division war am genannten Tag um z Uhr 
morgens von Kosturino aus zum Angriff übergegangen. 
Er galt der am meisten vorgeschobenen, von den sie halten- 
den Engländern „Rocky Peak" genannten Stellung bei 
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