Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Nachbebe». 
Armeeoberkommando, das 
bereits am 17. November 
dort angelangt war, ver- 
brannte am 22. seine Ope- 
rationsakten. 
Die in der Richtung auf 
Prizren die Serben verfol¬ 
gende bulgarische z.Division 
fand keinen ernsten Wider- 
stand mehr vor. Bloß vor 
Prizren selbst kam es am 
29. November noch zu einem 
kurzen Kampfe,den die Bul- 
garen leicht ausfochten. Als 
sie gegen Mittag in die 
Stadt einzogen, fielen ihnen 
an 17000 Gefangene nebst 
großer Beute in die Hände. 
Die serbische Regierung war 
mit Pasic an der Spitze 
schon früher geflüchtet, das 
Armeeoberkommando mit 
dem Thronfolger ihr bald 
nachgefolgt, der König da- 
gegen erst am 28. Novem- 
ber, nachdem er noch in der Erlöserkirche eine Messe angehört 
hatte, als einer der Letzten und nur von zwei Dienern be- 
gleitet ins Ungewisse davongeritten. 
Wohin sollte er sich wenden; er und alle Flüchtlinge?! 
Nirgendwohin stand ihnen mehr der Weg offen, als in das 
Engtal des Beli Drin. In dieses also hinein drängten sich 
alle: der König, und an 100 000 bis 150 000 Flüchtlinge, ver- 
zweifelt, erschöpft und hungernd — und vor ihnen lag das 
öde, schneebedeckte und wilde nordalbanische Gebirge, das 
seit fünf Jahrhunderten während der türkischen Herrschaft 
kein Heer überschritten hatte. 
Wa§ da, nebst dem Volke, an Truppen den Beli Drin 
abwärts zog, dies waren bloß noch Trümmer, und Trümmer 
nicht vielleicht etwelchen verschlagenen Heeresteiles, vielmehr 
König Petar I. von Serbien am Wege nach Albanien. 
die des serbischen Hauptheeres! Dieses kriegsgewohnte'Heer, 
das stets brav gekämpft hatte, war nun völlig gebrochen. 
Denn weder sein zäher Widerstand, noch Unergründlicheregen- 
durchweichte, später tiefverschneite Wege, noch der Wetterunbill 
Tücke noch Mangel an Nachschub und an allem, hatten das 
Vordringen der Verbündeten aufhalten können. Nun endlich 
ernteten sie dafür die schwer eingeheimste Frucht. Über 100 000 
Mann, das ist fast die Hälfte der ganzen serbischen Wehrmacht 
waren gefangen — und wer zählte ihre Verluste im Kampf! 
Der serbische Feldzug war ausgesochten. Was noch 
folgte, das war bloß noch das Beben der Brandung nach 
der Sturmflut, die Serbien vernichtet hatte. Mochte sie, 
zischend, da und dort sogar noch hohe Wellen schlagen, 
Serbien hatte den Feldzug verloren. 
Nachbeben. 
' «. f.3. Armee nahm — soweit sie überhaupt noch 
Front des südöstlichen Kriegsschauplatzes verblieb 
der Verfolgung der Serben nach Mazedonien nicht 
verfolgte sie fürs erste auch nicht, weder von Sjenica 
uocy von Mitrovica aus, nach Montenegro. Wie wir es 
an gegebener Stelle sagten, überschritten die Heereskörper 
ihres XIX. Korps — Gruppe S 0 rsich, später 53. Division 
— die montenegrinische Grenze von Sjenica aus erst zwischen 
dem 8. und 10. Dezember, zur selben Zeit, als sie auch von 
Heereskörpern des VI Ii. Korps — 59. Division und 10. Ge- 
birgsbrigade — von Mitrovica aus erreicht, ja schon Jpek 
jenseits dieser eingenommen wurde. Alle diese Heeres- 
körper erstritten sich also in den ersten Tagen des Dezember 
auch das letzte Stück serbischen Bodens vor ihrer Front 
und übergriffen von Nord und Ost auf den montenegri- 
nifchen Kriegsschauplatz. Wohl standen ihnen auch auf diesem 
noch immer namhafte serbische Kräfte gegenüber, doch da 
die eigentliche, am z. Jänner 1916 den Anfang nehmende 
Offensive sich gegen Montenegro richtete, so soll über die 
Tätigkeit der genannten, zurzeit noch auf serbischem Kriegs- 
schauplatz stehenden Heereskörper der z. Armee nicht mehr hier, 
sondern erst im Abschnitt „Feldzug gegen Montenegro" 
dieses Werkes die Rede sein. Die 57. Division schließlich, 
die wir im Räume um Brus verlassen haben, marschierte 
von dort im Verbände der deutschen u. Armee über Kur- 
sumlija und Pristina nach Prizren, um noch im Dezember 
wieder der 3.Armee einverleibt zu werden. Unterdessen war 
diese zur Durchführung der Operationen gegen Montenegro 
bestimmt worden und trat mit allen ihren. Teilen aus dem 
Verbände der Heeresgruppe Mackensen aus. 
Die deutsche u. Armee der Heeresgruppe — genau 
genommen ihr x. Reservekorps, das allein noch in letzter 
Zeit am Feinde stand — wurde im Verein mit der bulgarischen 
Armee zu den Operationen gegen Süd Mazedonien bestimmt. 
Begreiflicherweise sollte dabei — aus politischen Gründen 
— den Bulgaren die Hauptrolle zufallen. Übrigens führte 
aber — es sei gleich hier gesagt — diese Operationen im ganzen 
und großen ihre 2. Armee allein durch. 
Die von Prizren aus in der Richtung auf Djakova die 
Serben verfolgenden Truppen ber bulgarischen Armee 
begegneten keinem Widerstande. Sowohl die Serben als 
auch die an der Grenze zu ihrer Aufnahme bereitgestellten
	        
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