Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

546 Der Feldzug gegei 
machten es sowohl sich wie auch dem Feinde warm: ver- 
trieben ihn von Selovo und der Höhe nordwestlich Ljutovo. 
Weiter ausgreifende Patrouillen brachten wieder eine beträcht- 
liche Anzahl, jede mehr, als sie selbst stark war, Gefangene 
ein. Versprengte und Flüchtlinge waren es, die ihnen der 
Frost in die Hände trieb. Andere wieder hoben die Pa- 
trouillen in ihren Verstecken aus. Sie waren unermüdlich, 
trotzten Wind und Wetter, überlegten es sich auch nicht 
einen Augenblick, die Hochwasser führende, brückenberaubte 
Toplica zu übersetzen, und nochmals und abermals, bis sie 
alle Schlupfwinkel im Umkreise durchstöbert und auch die 
letzten Versprengten eingebracht hatten. So gut aber hier 
aufgeräumt wurde, wichtiger war es, die Aufmerksamkeit 
dem Jbartale, der Hauptrückzugslinie der Serben, zu 
widmen. Das Viii. Korps hatte daher auch schon den Auf- 
trag erhalten, sobald als tunlich/ mit der 59. Infanterie- 
division auf Mitrovica vorzustoßen. Leider war es aber nicht 
möglich, fürs erste mehr als die 18. Gebirgsbrigade dazu 
zu bestimmen, denn ungeheure Schwierigkeiten im Nach- 
schub erlaubten es nicht, daß noch stärkere Kräfte des Korps 
von der kaum zur Not die Truppen versorgenden Nach- 
schublinie sich entfernten. Noch schlechter wurde es um ihre 
Versorgung bestellt, als Hochwasser und zahlreiche herab- 
schwimmende Baumstämme die Kriegsbrücke bei Trstenik 
zerstörten und der bisher auf Brus gerichtete Nachschub 
auf die Linie Kraljevo—Raska verlegt werden mußte. 
Günstiger standen die Verhältnisse auf dem rechten Flügel 
der Armee, beim XIX. Korps. Hier war der, fast nur mehr 
aus Montenegrinern bestehende Feind, der sich vor der Gruppe 
S 0 r fi ch von dannen gemacht hatte, diesmal weiter zurück- 
gewichen, als er sonst zu tun pflegte. Dazu dürfte ihn, nebst 
der letzthin erlittenen Niederlage, die Sorge um seine Flanke 
bewogen haben, denn westlich des Muöanj war — wovon 
später des näheren — eine Kolonne der Gruppe GM. 
v. R e i n ö h l bis Jasenova gelangt. Mit dieser Kolonne, 
die am 18. November Karaula Kokinbrod am Uvac erreichte, 
nun Verbindung nehmend, rückten Sicherungstruppen der 
bei Biljevina sich sammelnden Brigade Streith bis 
zur Karaula Trudovo und bis Gradina unweit des rechten 
Uvacufers vor, wo sie Anschluß an die im Räume Bukovik, 
Kukavica, Papici und Kladnica eingetroffene Brigade 
Schwarz fanden. Weiter östlich hatte die 17. Landsturm- 
gebirgsbrigade über nahezu ungangbares Gelände bis zur 
Karaula Vucija sich vorgearbeitet, während von der 53. In¬ 
fanteriedivision die 20. Landsturmgebirgsbrigade auf den 
Javor nachrückte und die 21. die Bergöden KrS und Jankov 
kamen erstieg, doch auch schon mit dem linken Flügel zutal 
bis Crke abstieg. Zum Kampfe kam es nirgendwo. Ebenso 
blieb heute dem XXII. Reservekorps jedweder Kampf er- 
spart. Seine rechte Kolonne kam bis Radotevci, die mittlere» 
bis Citluk am Jbar, die linke bis Dragodanj, doch mit dem 
äußersten Flügel noch bei Banja an der JoSanica lehnend. 
Die gegen den Jbar vorstoßende 18. Gebirgsbrigade 
des VIII. Korps sah sich beim klaren Wetter am Morgen 
dem Feinde, dem an den Leib zu rücken ihr gestern die Weg- 
und Wetterverhältnisse unmöglich gemacht hatten, nahe 
gegenüber. Sie griff ihn alsogleich, von den Lagerplätzen 
weg, in der Front an, ohne indessen zu verabsäumen, in-seiner 
Flanke, nach Süden gegen Dren zu, ein Detachement zu 
entsenden, damit es dort das Jbartal ehestens sperre. Von 
dieser Absicht kam GM. Skv 0 r auch nicht ab, als es keinem 
Zweifel mehr unterlag, daß seine Brigade völlig auf ihre 
eigene Kraft angewiesen blieb und bleiben werde, und hielt 
Serbien 1915/16« 
seinen Entschluß selbst dann noch fest, als es der Brigade 
befohlen wurde, nicht mehr weiter vorzurücken. Sie tat 
es auf eigene Verantwortung und Gefahr. 
Der Feind, mit welchem es die Brigade zu tun bekam, 
war von keinem schlechten Holze und wollte ihr weder im 
Tal gegen die Karaula Sarpelj, noch über die Höhen 
bei der Karaula Ravne njive den Weg zum Jbartal frei- 
geben. Und geworfen, legte er sich ihr wieder, und ganz 
besonders auf dem Jarik im Tale der Bistriöka rijeka, aufdem 
Spasicsko brdo, Kosovac und Resnik und auf den Höhen 
bei Zigolje vor. Doch die Brigade brach seinen Widerstand 
und bahnte sich den Weg gegen West bis zu diesem Orte 
und jenen Höhen, gegen Süd bis vor SimiSiste und Crnatovo. 
Dieserart schob sie sich keilförmig an das Jbartal heran. 
Die so sehr heimgesuchte 9. Gebirgsbrigade stand noch 
in Brzete, die 57. Infanteriedivision hielt mit der Haupt- 
kraft an der Toplica zwischen Sudimlje und Pacaragja. 
Südlich dieses Raumes ließ sich kein Feind mehr blicken. 
Da nun westlich des linken Flügels des XIX. Korps 
eine Kolonne der Gruppe R e i n ö h l vorrückte, konnte am 
19. November die Brigade S t r e i t h von diesem Flügel 
ab- und überhaupt aus der Front gezogen werden. Sie 
erhielt den Befehl, über Jvanjica der von dort nach Cacak 
beorderten Brigade Schieß nachzufolgen. Beide schieden 
dann vom serbischen Kriegsschauplatz, abgehend nach Dal- 
matien, auf die Südfront gegen Montenegro. Von den 
noch unter FML. v. Sorsich verbliebenen Heereskörpern 
erreichte die Brigade Schwarz nach mühevollem Marsche 
über schneeverwehte Wege am Nachmittage das von 'den 
Montenegrinern bei ihrem Rückzüge geplünderte Sjenica, die 
ihr nachfolgende 17. Landsturmgebirgsbrigade LjeSnica ^und 
Kanjevi. Die 20. Landsturmgebirgsbrigade der 53. Infanterie¬ 
division rückte ihr bis Kladnica nach, die 21. erreichte die 
Orte Lazine und Dugapoljana östlich Sjenica. 
Beim xxii. Reservekorps brachte fließender Vormarsch 
die 10. Gebirgsbrigade der rechten Kolonne bis DvoriSte, 
die Mittelkolonne besetzte Raöka, die linke kam östlich des 
Jbar auf gleiche Höhe zu stehen. Die Serben hatten sich 
keiner Kolonne ernstlich in den Weg gestellt, deckten aber 
immerhin ihren Abzug durch das Jbartal mit mehr oder 
weniger Ausdauer. Trotzdem war dieser Abzug schon sehr 
fraglich geworden, und hätten nicht Weg- und Wetter- 
Verhältnisse die von Ost vorstoßende 18. Gebirgsbrigade 
der 59. Infanteriedivision des Viii. Korps aufgehalten, so 
hätte aller Wahrscheinlichkeit nach keiner der aus Raska 
abziehenden Serben Mitrovica gesehen. Für einen großen 
Teil bestand diese Gefahr noch immer, und sie kennend, 
raffte sich der Feind, so sehr er auch tags zuvor von der Brigade 
hart hergenommen worden war, schon während der Nacht 
auf und griff sie seinerseits an. Insbesondere richtete sich 
sein Angriff gegen die Stellungen des Bataillons III./31 
und des Jägerbataillons 15 bei Zigolje und SimiWte. Die 
Brigade war aber nicht weniger kampfeshart als ihr Feind 
und schlug ihn ein-, zwei- und dreimal ab. Er zog sich zur 
Karaula Sarpelj zurück. Daß er von dort der Brigade 
nicht entkommen werde, verrieten ihr zahlreiche Lager- 
feuer im Umkreis der Karaula. Die Brigade griff ihn am 
Morgen des 19. November kräftig an und warf ihn ins 
Jbartal zurück, welches mittags südlich bei Dren von den 
zer Feldjägern, nördlich bei Mure vom Bataillon II/60 
und nächst Sarpelj von der Hauptkraft der Brigade erreicht 
wurde. Die zer Feldjäger stießen, den Feind scharf ver- 
folgend, noch über die Krusbenica bis Ljeposavic hinaus.
	        
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