Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

530 Der Feldzug gegen Serbien 1915/16. 
Vorrückung der bulgarischen I.Armee bis an die Binacka Morava. 
Bulgarien war vom Feinde gesäubert. Nun sollte er von Freunden es ebenso gute Getreidegeschäfte machte, wie mit 
der Armee GL.Boyadjiew in seinem eigenen Lande, auf ihren Feinden, kaum genau genommen haben, 
der hindernisreichen Mallinie Negotin—Zajekar—KnjaZevac Den überraschend schnell und kräftig von den Bul- 
—Pirot überwältigt werden. Eigentlich hätten es die Ver- garen getroffenen Serben fiel die Wahl wohl schwer, wo 
Hältnisse verlangt, ihn dort kurzerhand über den Haufen zu aus, wo ein, welchen Schlag abzuwehren, welchem aus- 
werfen. Indes war das Haushalten mit den Kräften nicht zuweichen. Ging es ihnen aber noch so schlecht, ihre guten 
minder geboten. Es ging somit nicht an, die genannten festen Eigenschaften verleugneten sie nicht. Je mehr sie in die Klemme 
Plätze, deren Bezwingung, wenn sie rasch erfolgen sollte, gerieten, desto erbitterter kämpften sie und setzten mit be- 
zweifelsohne sehr erhebliche Opfer gefordert hätte, schnurstracks wundernswertem Mute alles daran, um den Zusammen- 
anzugreifen, wie anderseits die Bulgaren nicht soviel Zeit bruch ihres östlichen Verteidigungsdammes zu verhindern, 
darauf verwenden konnten, die starken Werke der Plätze Vergeblich war's — unerbittlich folgte Schlag auf Schlag, 
vorher erst mit Artillerie ausgiebig zu bearbeiten. In diesem Am 25. Oktober holten die Bulgaren zum ersten aus, drangen 
Zwiespalt der Gebote entschlossen sie sich, einfach zwischen von Negotin aus gegen Nordwest und Südwest, drückten 
den Festungen durchzubrechen. Glückte es ihnen — und sie die Serben überall zurück und nahmen am 26. Oktober 
bauten darauf, dieses Glückes durch eigenes Verdienst über Brza Palanka hin Verbindung mit der Orsovagruppe. 
teilhaftig zu werden—dann winkte ihnen zweifaches Gelingen: Am selben Tag umklammerten sie Knja^evac und Zajekar 
der Durchbruch selbst, und dazu der Gewinn der festen Plätze; von Osten und eroberten beide kaum vierundzwanzig 
denn, beiseite gelassen, über- und umgangen, somit auch Stunden später. Es war an dem für sie denkwürdigen 
umfaßt, mußten sie bald zum Falle kommen. 27. Oktober, an welchem Tag die mit bulgarischen Fahnen 
Gedacht, getan — und wie der Angriff kräftig ange- beflaggten Städte die einrückenden Eroberer mit dem be- 
setzt war, brach er sich bereits am 15. Oktober Bahn über das geisterten Rufe: „Es lebe Zar Ferdinand!" begrüßten. Zur 
Gebirge zwischen Belograd kik und Knja^evac, tags darauf selben Zeit erstürmten bulgarische Kämpen die Vorwerke 
über die Timoklinie zwischen Zajekar und Negotin; zu gleicher der Feste Pirot, und schon am Morgen des 28. Oktober 
Zeit, als er den serbischen Stützpunkt auf dem südöstlich von drangen sie in die Stadt ein. Schlecht und immer schlechter 
KnjaZevac sich erhebenden, die Talebene beherrschenden stand es um die Serben. Die ganze Timoklinie war ihnen 
Glogovicaberg niederriß. Diesem raschen Erfolg des rechten verloren gegangen, und da sie auch den Weg in das Nisava- 
Flügels und der Mitte der Armee nachstrebend, brach jetzt tal freigeben mußten, war ihr Verteidigungsdamm völlig 
ihr linker Flügel vor, erschien am 20. Oktober vor Pirot durch- und niedergebrochen. Nichts half mehr, der rechte 
und nahm seine Werke unter Feuer. Sie waren wohl stark, Flügel mußte gegen Leskovac, die Mitte gegen Ni8, der 
aber da die in und um Pirot versammelt gewesene serbische linke Flügel gegen Paraöin zurückgezogen werden. Es 
Hauptkraft zu den von den Bulgaren in Serbiens östlichem blieb ihnen nur noch die Hoffnung, daß sie sich dort solange 
Verteidigungsdamm eingerissenen Durchbruchstellen hinge-- gegen Nord und Ost zu behaupten im Stande sein werden, 
eilt war — was eben auch diesem, vorerst lediglich auf Ver- bis ihnen von Saloniki Hilfe käme. Damit hatte es gute 
teidigung angewiesenen bulgarischen Armeeflügel ermög- Wege. Trügerisch, wie die Hoffnung auf diese Hilfe, war 
lichte, zum Angriff überzugehen — war leicht vorauszu- auch der Glaube, es nütze etwas, daß ein euglisch-fran- 
sehen, wie es mit Pirot enden werde, folglich auch die übrigen zösisches Geschwader am 21. Oktober die Küste des Ägäischen 
Frontgruppen der Armee beruhigt ihre Vorrückung fort- Meeres, namentlich die offenen Ortschaften Porto Lagos, 
setzen konnten. Bei den mittleren reifte sie dahin aus, daß Maronia, Makry und Dedeagatfch beschossen hatte. Nicht 
sie am 21. Oktober die Straße Knja^evac—Zajetar über- dies, nicht die zwei Stunden lang andauernde Beschießung 
schritten, den Beli Timok übersetzten und die Serben von Warnas am 27. Oktober durch 20russische Schiffseinheiten, 
den sein Ufer begleitenden Hängen in .die Berge zurück- während Wasserflugzeuge Bomben auf die Stadt abwarfen, 
warfen. Mehr war bei den außerordentlich schlechten Witte- zogen die Bulgaren von der serbischen Front ab. Diese 
rungsverhältnissen, welche die Operationen sehr verlang- Operationen zur See blieben sonach ohne jedwede mili- 
samten, für den Augenblick nicht zu erreichen. Doch schon tärische Bedeutung. 
am 24.Oktober erkämpfte sich der rechte Flügel den Besitz Der uns bekannte Entschluß der bulgarischen u,. Armee 
von Negotin und Prahovo. Dort fanden die Bulgaren ging dahin, die ihr gegenüberstehende serbische Armee in 
große Vorräte an Hafer und Mehl gelagert, hier, im wich- ihrem Zentrum anzugreifen. Da dieses nun in Nis lag, 
tigen Stapelplatz der Donaufrächterei und in seinem zunächst- reifte der weitere Entschluß, dorthin einen konzentrischen 
gelegenen Warenhafen Kusjak, fiel ihnen reichlich Kriegs- Stoß dreier Gruppen zu führen und zugleich mit dem Nord- 
gerät, eine Menge Bekleidungsstücke und auch etliches Eisen- und Südflüges in breit angelegter Front gegen Parakin 
bahnmaterial in die Hände, Allerdings wären ihnen die und Leskovac vorzugehen. Es bildeten sich sonach fünf 
noch kurz vorher im Hafen vor Anker gelegenen serbischen Hauptkolonnen, die sich ihrerseits wieder, entsprechend den 
Monitoren eine kostbarere, wenngleich fürs erste weniger sich ergebenden Verhältnissen, in Teilkolonnen trennen 
nützliche Beute gewesen. Jedoch, sie hatten noch rechtzeitig sollten. Als Richtschnur für alle galt der in solchen Fällen 
stromabwärts Dampf gemacht und ließen sich — oder auch alterprobte Grundsatz: getrennt marschieren, vereint schlagen— 
nicht — in Rumänien entwaffnen. Rumänien, damals und in diesem besonderen Fall obendrein auch rasch zu 
zwar vor den Augen der Welt noch neutral, in Wirklichkeit schlagen. Denn die Bulgaren mußten sich beeilen, wollten 
aber bloß darauf wartend, auf welche Seite der Krieg- sie zu rechter Zeit beim Stelldichein mit den Deutschen sein, 
führenden es sich mit Vorteil schlagen könnte, dürfte es mit Bis zum verabredeten Treffpunkt war es insbesondere 
der Entwaffnung der Monitore seines Nachbars, mit dessen für den nach Südwest einschwenkenden rechten Armeeflügel
	        
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