Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Vorrückung der z. Armee bis an die Golijska Morava. 
Der 4. November brach trüb an. Regenschwere Wolken 
hingen tief zu der in Nebelschwaden gehüllten Erde herab. 
Je weiter aber die Stunden des Tages rannen, desto mehr 
frischte der Wind auf, wirbelte den Nebel hinweg, trieb die 
Wolken in die Flucht von West gegen Ost, bis er sie gänzlich 
verjagte und der Mutter Sonne den Himmelsspiegel blanko 
fegte — und es ward ein Tag, an dem es Wonne war zu 
leben. Als öffneten sich paradisische Gefilde, so herrlich an-- 
zusehen war das grüne Gewölbe des sonnengoldverzierten 
Waldesdomes, unter dem die Kämpen des VIII. Korps 
in leise raschelndem Laub dahiuschritten. Doch Achtung! 
es zwitschern nicht Vögel, summen nicht Käfer schwirrend 
durch den Hain; es ist das Zischen der Kleingewehrgeschosse, 
Grüße der Komitadschis. Der Feinde werden von Stunde zu 
Stunde mehr, und nach Mittag, da bekommen es die bei* 
den Divisionen 
mit regulären 
Truppen zutun. 
Erst nach har- 
tem Kampfe ga- 
ben sie der 57. 
und 59. Divi¬ 
sion den Weg 
frei. Sie legten 
ihn dann un- 
gestört bis zu 
den Höhen Pri- 
soje und Go-- 
mila, dem Orte 
Glediö und dem 
Rudnik - Berge 
zurück, wobei sie 
nach Ost zu Ver-- 
bindung mit 
dem auf Vo- 
dice stehenden 
Flügel der u. 
Armee aufrecht 
erhielten. 
Beim XXII. 
Reserve - Korps 
warf die an-- 
schließend an 
das VIII. Korps westlich über die Kragujevac—Kraljevo- 
Straße verschobene deutsche 4z. Reservedivision den Feind aus 
seiner starken Stellung bei Pekenoge hinaus und besetzte das 
Kokovo brdo und die Klupa, während die 44. Reserve-- und 
die 26. Infanteriedivision Voljavka, Ravni gaj und Tavnik 
nahmen und in die Linie Milocaj—Katrga gelangten. 
Gegenüber dem XIX. Korps zeigte sich heute seit An- 
bruch des Tages kein Feind. Um so mehr hatte er bei Nacht 
den an die Morava gelehnten linken Flügel des Korps, 
die 20.Landsturmgebirgsbrigade, belästigt. Doch obwohl 
die Brigade darunter ziemlich litt, erreichte er nichts, trat 
am Morgen sogar den Rückzug an. Daraufschob die Brigade 
ihre Vortruppen nach Zablace vor. Mit diesen Schritt hal- 
tend, rückten jene der 21. Landsturmbrigade nach Banjica 
vor, wo es zu kurzem, belanglosem Gefechte kam. Die west-- 
lich anschließenden Gebirgsbrigaden des Korps (17. und 10.) 
kamen noch leichter, fast ohne einen Schuß abzugeben, auf 
Zovljak und Hridine hinauf und zum Orte Marinoviöi. 
Nicht alle Tage feiert man Feste, doch auch nicht alle 
Tage ist die Arbeit gleich groß. So sollte für das VIII. Korps 
Herrichtung der Wege in der Macva. 
der 5. November ein Tag mit wenig Mühe sein. Bloß am 
linken Flügel des Korps gab es, als er auf feindliche Nach-- 
hüten stieß, etwas mehr Arbeit, insbesondere bei der Säu- 
berung der Höhe Samar. Bis zum Abend war aber auch 
diese Arbeit getan, währenddem weiter rechts in der Front 
die 59. Division bis auf die Höhe Jaseuje und zu den Orten 
Stubal, Staroselo und Cukojevac vorgerückt war. Der 
äußerste rechte Flügel des Korps stand also jetzt knapp vor der 
Morava. Das XXII. Reservekorps, das bis zum Fluß 
einen kürzeren Weg zu hinterlegen hatte, ereichte ihn weiter 
westlich, bei Kamidzora, Popoviöi, Milocaj und Obrva 
bereits in seiner Gänze. Truppen der 4z. Reservedivision 
überschritten ihn sogar noch am selben Tag bei KamidZora, 
wohingegen es der 44. Reserve- und der 26. Infanterie- 
division nicht glückte, den Übergang bei Milocaj zu er- 
zwingen. Es 
verwehrte ihnen 
dies sehr starke, 
hinter dem das 
rechte Flußufer 
umsäumenden 
Damm einge- 
nistete Infan- 
und an 12 
gut eingeschos- 
sene Batterien 
Mrsaö und 
vom RuMko 
0 her. 
Es war er-- 
sichtlich — und 
auch selbstver- 
ständlich —daß 
die Serben al- 
les daransetzten, 
den Unsrigen 
den Weg nach 
Kraljevo jen- 
seits der Mo- 
rava so lange 
als nur mög- 
lich zu verlegen. 
Gleich entschie- 
den also, wie sie sich dem XXII. Reservekorps vorgelegt hatten, 
widersetzten sie sich auch dem Vormarsch der von Eakak 
gegen die Stadt heranrückenden 20. Landsturmgebirgs-- und 
21. Landsturmbrigade des XIX. Korps. Es kostete die beiden 
Brigaden erst harten Kampf, bis sie den zähen Feind an 
das Ostufer der Lipnicka rijeka und über Bjelan zurückwarfen. 
Rechts von ihnen, auf den Kalugjerske klade und auf der 
Humka, hatten es zwei Bataillone und eine Batterie der 
17. Gebirgsbrigade womöglich noch schwerer, denn beide 
Höhen waren ebenso fest verschanzt, wie ihre Schanzen stark 
besetzt waren, und dabei war diese Besatzung die Festigkeit 
selbst. So wurde es Nacht, die Schanzen fielen nicht. Hin- 
gegen bemächtigten sich der andere Brigadenteil und die 
10. Gebirgsbrigade der Ljuta kruska, des Veliki breg, der 
Vinogradine und der Rigjaja überraschend leicht. 
Tags darauf, am 6. November, blieb es beim VIII. Korps 
sehr ruhig. Was vom Feinde noch diesseits der Morava 
stand und der zum Fluß rückenden 57. Division in den 
Weg kam, gab sich zumeist schon nach kurzem Geplänkel 
gefangen. So gelangte die Division, die sich nach Osten zu
	        
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