Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

506 Der Feldzug gegen 
Reserveregiments 204 anschlössen, ging daher Verhältnis- 
mäßig rasch vonstatten. 
Gegen \Uhr nachmittags erzielte das Artilleriefeuer 
gegen die am Nordfuß der Avala eingegrabenen Serben 
eine solche Wirkung, daß diese, völlig entmutigt, mit hoch- 
erhobenen Händen aus ihren Gräben hervorstürzten und 
sich den 49ern und 84 ern ergaben. Beide Bataillone rückten 
darauf bis auf die letzte Geländestufe unter dem ruinen- 
gekrönten, stark besetzten Avalagipfel vor. Die Bataillone 
hielten nun inne, weil der linke Flügel der Brigade, dem die 
nötige Unterstützung der voll gegen die Avala eingesetzten 
Artillerie gefehlt hatte, zurückgeblieben war. Er vermochte erst 
nach Einsetzen der Brigadereserve, des Bataillons IV./87, 
mit Erfolg gegen die serbische starke Stellung am Höhen- 
rücken südlich und südöstlich Belipotok, die sich an jene am 
Nordfuß der Avala lehnte, vorzustoßen. Hiebet behalf man 
sich, mangels Artillerie, der Maschinengewehre. Sie wurden 
von den Bataillonen III./74, IV./^2, IV./87, vereint am 
Südrand von Belipotok fast mitten in der Schwarmlinie in 
Stellung gebracht, und ihr mörderisches Feuer bahnte dann 
den Bataillonen den Weg. Diese umfaßten den Feind und 
zwangen ihn, seine Schützengräben zu räumen. Gar viele 
Tote und Verwundete blieben aber in ihnen zurück, und noch 
mehr Unverwundte nahmen die Bataillone gefangen. 
Zum weiteren Sprunge ausholend, gerieten die Ba- 
taillone in ein engmaschiges, von den Feuergarben der — 
zurzeit noch nicht bezwungenen — Avalaartillerie gewobenes 
Netz, so daß sie, um nicht darin verstrickt zu werden, 
in Deckung gehen mußten. Da es nun weder rechts noch 
links von ihnen vorwärts ging, blieben sie an Ort und Stelle, 
wo sie sich eingenistet hatten. Die Nacht fand sonach die 
9. Gebirgsbrigade auf der letzten Stufe der Avala und 
südöstlich Belipotok. 
Das deutsche xxii. Reservekorps hatte, teils ebenso 
mühsam und im heftigen Kampfe wie das k. u. k. VIII. Korps, 
teils bei geringerem oder kaum nennenswertem Widerstand 
des Feindes, bis am Abend im allgemeinen mit der an 
die Save sich lehnenden 26. Infanteriedivision Pekani, 
die Höhen Vitkovica und Doljine, sowie den Südrand 
von Sreir.cica, mit der 44. Reservediviston Petrov grob 
und Golo brdo, mit der 43.Reservedivision den östlich 
anschließenden Raum, dann jenen nördlich Turski rt, weiter 
die Bahn (Brücke), die Höhe Carsija und Mehana Daskara 
unter der Avala erreicht. Der hieher gelangte linke Flügel 
der Deutschen hatte den Angriff der 9. Gebirgsbrigade auf 
die Avala wesentlich gefördert. Wie bereits gesagt, hatten 
sich an der Sturmreifmachung der dortigen feindlichen 
Stellungen auch mehrere deutsche schwere Batterien erfolg-- 
reich beteiligt; deutsche Infanterie nahm am Angriff selbst teil. 
Einerseits kämpften 2 deutsche Kompagnien in der Ge- 
fechtslinie der österreichisch-ungarischen Bataillone, ander- 
seits war ein Teil des am äußersten linken Flügel der 43.Re¬ 
servedivision vorrückenden Reserveregiments 204 von Westen 
her umfassend gegen die Avala vorgegangen. Dieser über das 
Jägerhaus bis zur Mehana Dascara vorgedrungene Teil 
des Regiments schob sich bald sogar noch weiter über diese 
von uns als Markstein der deutschen Linie angegebene 
- Gastwirtschaft vor. 
Kurz nach Einbruch der Nacht griffen deutsche Truppen 
den Gipfel der Avala an. Was von den Serben dort noch 
stand — und es dürfte in der unhaltbar gewordenen, von 
der Artillerie zerschossenen und bereits im Rücken bedrohten 
Stellung nur noch eine Nachhut gestanden sein — wich 
Serbien 1915/16. 
jetzt im Schutze der Nacht zur Straße hinab und weiter nach 
Süden aus. Die Deutschen folgten, den Flügel an die Straße 
gelehnt, langsam den Gewichenen nach und erreichten mit 
dieser Stoßgruppe gegen 4 Uhr vormittags des 17. Oktober 
den von der Bahn, dem Silberbergwerk und der Straße 
begrenzten Raum. 
Während der Nacht zum 17. Oktober war es weiter zu 
keinen Kämpfen gekommen, denn die Serben hatten nicht 
nur die Avala, sondern ihre ganze Verteidigungslinie ge- 
räumt. Die schwachen Nachhuten, die sich noch da und dort 
eingenistet hatten, konnten bald verdrängt werden, worauf 
die 2. Gebirgsbrigade gegen 8 Uhr vormittags Pandurica, 
Lozovicko brdo und Mostine erstieg, die 6. Gebirgsbrigade 
Lipovica besetzte. Zur selben Zeit hatte sich die 18. Gebirgs- 
brigade, vorgehend über den Repnice genannten Ortsteil 
von Zuce, des Höhenrückens südlich dieses Ortes bemächtigt, 
war die 9. Gebirgsbrigade an dem Südfuß der Avala an- 
gelangt und hatte Anschluß an deutsche Truppen genommen. 
In dieser Front, welche die beiden Divisionen, zum Teil 
ohne einen Schuß abzugeben, einnahmen, erhielten sie — 
und ebenso das benachbarte deutsche Korps — den Befehl, 
die Verfolgung des Feindes nachdrücklich fortzusetzen. 
Es war eine Verfolgung, die den Verfolgten nicht faßte, 
weil sich die Serben nur dann auf kurze Zeit stellten, wenn 
sich ihr Zurückfluten irgendwo ein wenig staute. Die zweite 
Stellung, in welche heute so das VIII. Korps fast in einem 
Zuge aus der ersten gelangte, erstreckte sich von der Donau 
aus über den Gipfel des Lupoglav, die Höhe 276 westlich 
Zaklopaka, den Höhenrücken Kosa, quer über das Tal der 
Vrkinska rijeka bis zur Guplja stena, auf deren Gipfel sie 
mit jener des XXII. Reservekorps zusammentraf. Dieses 
hatte in der Fortsetzung die Höhen Stepasinovac, Vis, 
Eiganski gaj, Karaula und Vrtake erreicht, den Ort Velika 
MoZtanica besetzt. Weiter westlich sollte, wie seinerzeit gesagt, 
die Gruppe GM. v. Reinöhl des XIX. Korps in die 
Front eintreten. Sie war am 15. Oktober in Zemun ein- 
getroffen, hatte am 16. teils über die Kriegsbrücke, teils 
mittelst Fähren das serbische Ufer bei Belgrad gewonnen 
und war mit der Vortruppe der 20. Landsturmgebirgs- 
brigade nach Dolja, mit der Hauptkraft der 205. Landsturm- 
brigade nach Zarkovo gelangt. Am 17. Oktober kam diese 
nach Zeleznik, jene auf die Höhen südöstlich OstruZnica. Die 
zur Sicherung der rechten Flanke des Reservekorps bestimmte 
Gruppe Reinöhl stand sonach noch in der Staffel hinter 
ihr, so daß der Raum zwischen dem rechten Flügel des Korps 
und der Save noch offen blieb. Dies hatte weiter nichts 
an sich, denn da die Orte Pekani und Umka, die einzigen 
in jenem Raum in Betracht kommenden Punkte vom Feinde 
frei waren, war der Flügel des Korps weder mittelbar 
noch unmittelbar bedroht. Nicht also deshalb, sondern 
lediglich aus operativen Gründen entschloß sich das Armee- 
kommando, rechts dieses Flügels einen stärkeren Druck 
ausüben zu lassen, und dazu auch die 21. Landsturmbrigade 
des xix. Korps heranzuziehen. Ihr Verweilen in der Save- 
schlinge bei Boljevci hatte ohnedies keinen bestimmten 
Zweck mehr; um so weniger, da ihr linker Flügel vor den 
schlammigen Überschwemmungsfluten des stets höher an- 
schwellenden Flusses hatte zurückweichen müssen. Auch war 
der Feind nach den ihm blutig vergoltenen Feuerüberfällen in 
der Nacht zum 16. Oktober so ziemlich am Ende seiner Kraft 
und dürfte zu irgendwelcher größeren Unternehmung kaum 
noch Lust verspürt haben. Vollends war seine Rolle aus- 
gespielt, als ihn die Brigade am 17. Oktober aus dem seiner-
	        
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