Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

486 Der Feldjng gegen Serbien 1915/16. 
Artillerie aufdem Topöidersko-und dem Banovo brdo von den im Winde aufzog. Bald hißte sie — kurz nachdem Deutsch- 
deutschen schweren Geschützen zum Schweigen gebracht worden , lands Panier vom Giebel des Konak wehte — Obstlt. 
war, ging's jetzt unaufhaltsam aufs jenseitige Ufer, wo der " Peter mit den Seinen, auch hier im Herzen von Belgrad 
dort verschanzte, in der Zucker- und der Lederfabrik kugelfest — ober dem Dache des Königshauses, 
gedeckte Feind nach kurzem erbittertem Kampf überwältigt Ungefähr um 9 Uhr nahmen die Truppen die Vorrückung 
wurde. Jetzt fluteten auch neue Kolonnen deutscher Truppen durch die fast menschenleere Stadt wieder auf und erreichten 
über die Save. Die einen wandten sich gegen das Banovo- gegen Mittag ihren Südrand, unterdessen Obstlt. B e r t l 
und das Toptidersko brdo und warfen, wenn auch nicht mit seinem lll./zi. Bataillon und einer Kompagnie toer 
leicht, so schließlich dennoch die zähen Serben von ihren Bergen den Veliki Vrakar besetzt und dort ein serbisches Bataillon, 
herab; die anderen drangen in das Südviertel von Belgrad das Miene machte, gegen die Stadt vorzugehen, zurückgeworfen 
ein. Der Abend fand dann beim deutschen Korps bereits hatte. Und so war, als die Sonne im Scheitelpunkt stand, 
die gesamte Infanterie der 44. und drei Regimenter der kein serbischer Soldat mehr unter Waffen in der Stadt oder 
4Z. Reservedivision, ferner einige Gebirgsbatterien und Minen- unmittelbar vor ihr. Dennoch wäre es verfrüht gewesen, 
werfer am serbischen Ufer; die 26. Infanteriedivision war sich schon jetzt unbestrittener Herr von Belgrad zu halten, denn 
unterdessen — als Armeereserve — in den Raum Bctmen— jenes zurückgedrängte Bataillon stand nicht weiter als 500 
Petrovkic gelangt. * * Schritte östlich des Veliki Vracar. Wohl hatte dieses geringe 
* Bruchstück der feindlichen Streitmacht nicht viel zu bedeuten, 
Beim k. u. k. viii. Korps wurde unmittelbar nach doch immerhin besagte sein, wenn auch mißglücktes Vorrücken, 
Einbruch des Abends die Uberschiffung wieder aufgenommen, daß der Feind noch über ungebrochene Kräfte verfüge, die er 
Diesmal fand sie nur vom Ufer bei Uj Borcsa statt, wohin vielleicht zur Zurückeroberung der verlorenen Stadt jeden 
auch der bis nun auf der KoZarainsel gestandene Großteil des Augenblick ins Treffen zu führen bereit sei. Es waren dies 
III./49. Bataillons übersetzt worden war. Die Uberschiffung jedenfalls jene Kräfte, die bisher den Raum Visujicc — 
wurde vom Feind nicht gestört und ging daher rasch vonstatten. Velikoselo—Vinöa besetzt gehalten hatten, und die GL. 
Bereits um %7Uhr abends war als erstes das III./31. Ba- Zivkovic bisnun nicht nach Belgrad zu ziehen gewagt 
taillon hinübergeschafft, darauf ihm das 18. Brigade- hatte, weil er einen Ubergang unserer Truppen auch von 
kommando,der Großteil des III./49. Bataillons, nach diesem Pancsova aus in jenen Raum befürchtet haben dürfte. So 
das Feldjägerbataillon 26, schließlich der Rest des Feld- gut verstand eben die beiderseits Pancsova den Sicherungsdienst 
jägerbataillons z folgten, so daß noch vor Mitternacht die auf der Donau versehende Landsturmiufanteriebrigade GM. 
gesamten Fußtruppen der 59. Infanteriedivision am anderen M r a z e k durch ihr wirkungsvolles Eingreifen in den Kampf 
Ufer standen. Nun führten ihnen die Pontone'ausreichend bei Belgrad den Feind zu täuschen. Unermüdlich Tag und 
Munition zu, um zugleich bei jedesmaliger Rückfahrt Nacht, hatte sie den Übergang des VIII. Korps von der ersten 
Verwundete an das heimatliche Ufer zu bringen. Dann Stunde an ans ihren Stellungen, namentlich aus jenen an 
wäre es an den Pionieren gewesen, die Feldartillerie und den den Inseln Vorcontumaz und Starilova im Donauknie 
Train zu übersetzen, doch so sehr sie auch dazu willens waren, südlich Pancsova, denen gegenüber die Serben die Stefanac- 
das Hochwasser erlaubte es nicht. Es mußte also eine Dampf- insel hielten, mit bestem Erfolg unterstützt; ja die Rührigkeit 
fähre, die behäbige „Tulln" heran. Behäbig ja, aber nur der Landsturmbataillone war so nachhaltig, daß diese im 
vom geringen Fassungsraum, daher die Brave recht viel Verein mit zwei Monitoren, die östlich der Insel Huja kreuzten, 
Zeit brauchte, bis sie pustend und ächzend, von Ufer zu Ufer und mit der bei Pancsova stehenden Artilleriegruppe Major 
pendelnd, mit ihrer Arbeit fertig wurde. v. Devkic nicht nur die ihnen unmittelbar gegenüber- 
In Belgrad war es nach dem Toben des Abendsturms liegenden feindlichen Truppen banden, sondern auch einen 
still geworden; nur noch ab und zu krachte, als Nachzügler ansehnlichen Teil jener am Veliki Vrakar ständig in Schach 
jenes Ungewitters, das für die Serben so verheerend war, hielten. Wahrlich, das war vollwertige Sicherung, 
da und dort in den Gassen und an den Barrikaden in ihnen, * 
am und gegenüber dem Bahndamm, ein verlorener Schuß * 
durch die Nacht. Zwei, drei Stunden lang mochte es so wetter- Wie uns erinnerlich, wartete die 57. Infanteriedivision 
leuchtet haben, dann verzog sich das Gewitter ganz. Als auch seit dem Abend des 6. Oktober in und bei Stari Banovci 
das letzte Gewehr verstummt war, schien Belgrad ausgestorben auf den Befehl zur Uberschiffung. Seit diesem Tag war ihre 
zu sein. Wer bürgte aber dafür, wer konnte es wissen, ob es erste Staffel, die 6. Gebirgsbrigade, auf Dampffähren ein- 
wirkliche oder nur trügerische Ruhe vor neuem Sturm war? geschifft und abfahrtbereit. Doch erst am 9. Oktober um ]/27 
Auf der Hut zu sein, war das einzig Sichere. Und dann: Uhr vormittags kam der Befehl des Korpskommandos. 
Aufklärungspatrouillen voran! Als diese gegen Mitternacht Und auch da hätte die Staffel vorerst nur bis zur Südspitze 
im Sprüh- und Nebelregen den Festungsberg erstiegen, der Insel Belarica zu fahren, damit die massigen Dampf- 
fanden sie die Festung vom Feinde frei. Also doch! Die fähren nicht vielleicht bei ihrem Erscheinen nächst der Großen 
Serben hatten, bedroht von Nord und West, Belgrad geräumt. Kriegsinsel von der Feste aus und vom Veliki Vracar unter 
Selbstverständlich war dem Landfrieden noch immer nicht zu Feuer genommen würden. Indes wurden, wie wir wissen, 
trauen, denn die Nacht ist keines Menschen Freund. Darum die dortigen Geschütze bald ungefährlich, worauf auch die 
wartete Man besser mit der Vorrückung bis zum Tag. In Dampffähren den Befehl erhielten, die Brigade bei der 
seinem herbstlich-düstern Morgen widerhallte dann wuchtiger Schiffstation in Belgrad zu landen. Dorthin waren dann 
Soldatenschritt von Belgrads Gemäuer, dröhnte durch Stadt auch alle übrigen Truppen der Division zu übersetzen, unter- 
und Feste, die bisher der Serben Stolz und Zuversicht war. dessen sich die 15 Zeutimeter-Haubitzenbatterien des Ab- 
Die sechste Stunde war es und zehn Minuten mehr des schnittes Zemun und die Landsturmbrigade Haustein 
9. Oktober im Jahre 1915 des Heils, als auf der Feste und zur Abfahrt bereitzumachen hatten, um, sobald die über- 
dem Nebojseturm Österreich-Ungarns hehre Fahne rauschend schifften Truppen am jenseitigen Ufer genügend Raum nach
	        
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