Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

großen Verlusten für 
sie scheiterten. Ins- 
besondere erfolgreich 
wirkte dabei die Mafchi- 
nengewehr - Abteilung 
des Bataillons, die es 
verstand, mit größter 
Geschwindigkeit die 
Stellung zu wechseln 
und immer genau in 
jener war, aus der sie 
den Feind Überfalls- 
artig beschießen konnte. 
Anders, bedenk-- 
licher, war die Lage 
beim links anschließen- 
den Feldjägerbataillon 
,15. Während ihm 
die Besitznahme des 
Bahndammes nicht 
schwer gefallen war, 
steigerte sich das gegen 
seine zwei am Damme 
festgesetzten Kompag- 
itien gerichtete feind- 
liche Feuer mit zuneh- 
inender Helligkeit stets 
inehr und mehr. Der 
Feind beschoß sie 
ununterbrochen, und 
zwar ebenso heftig von vorne, wo ihm ein Bahnwächterhaus 
zum guten Stützpunkt diente, als auch von der linken 
Flanke her. Dort befand sich, westlich des Bahnhofs, ein 
Sägewerk, das der Feind stark besetzt hatte, und von wo aus 
er sein zielsicheres Feuer nicht nur gegen die Kompagnien 
am Bahndamm, sondern auch gegen die links rückwärts 
befindliche Reserve des Bataillons beharrlich unterhielt. 
Diese und jene waren aber dem Feuer nahezn schutzlos 
preisgegeben, denn das Bataillon, das seine Stellung erst 
kurz vorher bezogen hatte, war in ihr noch lange nicht anders, 
als bloß ganz flüchtig eingerichtet. Kein Wunder, daß ihm 
da das Kreuzfeuer der feindlichen Infanterie, dem sich bald 
das Seitenfeuer der Artillerie von den Festungswerken und 
vom Veliki Vracar zugesellte, sehr hohe Verluste zufügte. 
Um nun diesen nach Tunlichkeit zu steuern, zog der Batail-- 
lonskommandant seine linke Flügelkompagnie vom Bahn- 
dämm zurück und entwickelte sie senkrecht zu diesem — also 
in der Front gegen das Sägewerk — längs eines von der 
Stadt zur Donau führenden, den Bahndamm in einem 
Durchlaß unterfahrenden Grabens. Links vorwärts dieser 
Kompagnie nahmen dann am Rande eines Weidengebüsches 
die dritte und halbe vierte Kompagnie Aufstellung. Dies 
war gut gedacht, half aber leider nur wenig. Das dort 
bloß einige Spannen über den Spiegel der Donau sich 
erhebende, mit Grundwasser durchtränkte Stromanland ließ 
es nicht zu, daß die Kompagnien Deckungen von halbwegs 
genügender Tiefe aushoben, und so blieben sie dem aus 
dem Sägewerk kommenden, sich mehr und mehr steigernden 
Infanterie-, später auch Maschinengewehrfeuer gegenüber fast 
ohne jedweden Schntz. Also waren sie eigentlich halb und halb 
aus dem Regen in die Traufe gekommen; und das erst recht, 
als sich die Serben vor dem Bahndamm verstärkten und die 
beim Durchlaß zurückgebliebene Jägerabteilung und den ihr 
Prinz Eugen-Tor. 
benachbarten linken Flügel des IV./87 Bataillons immer 
ernstlicher bedrohten. Vernunft und Not gebot es da, recht 
schnell dort Kräfte einzusetzen, einerseits damit sich die Be- 
drohten nachdrücklicher zur Wehr setzen können, anderseits 
um den am Bahndamm nach der Verschiebung freigebliebenen 
Raum wieder zu besetzen. Obstlt. Peter, der Gruppen- 
kommandant in diesem Abschnitt, beordnete daher drei Züge 
vom Halbbataillon H./60., das bisher als Gruppenreserve 
hinter dem linken Flügel westlich des Finanzwachhauses 
stand, in jenen Raum hinein. Rasch entwickelt, brachen sie 
überraschend vor und besetzten den Damm. So eilig ging 
dies vor sich, daß die Serben nicht dazukamen, sie richtig aufs 
Korn zu nehmen. Leider änderte flch dies fast im Handnm- 
drehen. Auf den Damm waren ja die Serben mehr als 
gut eingeschossen, und so hatten auch diese frisch eingesetzten 
Züge, gleich den anderen am Bahndamm, bald starke Verluste 
zu beklagen. Besonders heftig tobte aber der Kampf beim 
Durchlaß selbst, wo gerade nur die Breite des Bahndammes 
Freund und Feind von einander trennte. Es nützte nichts, 
die Serben ließen sich dort aus dem Wächterhaus und den 
an dieses angrenzenden Schützengräben um keinen Preis ver- 
treiben. Sie erhielten im Gegenteil durch die aus der Stadt 
zum Wächterhaus führenden Gräben stets neuen Zuzug, 
frische Kräfte voll Unternehmungslust, wodurch der Kampf 
auch nicht für Minuten lang an Hitze nachließ. Ein erbitterter 
Kampf, bei dem ferbifcherfeits zumeist Handgranaten ver- 
wendet wurden. Sie flogen zu Dutzenden zugleich, sei es durch, 
sei es über den Durchlaß nach den Jägern herüber. Heiß, 
sehr heiß ging es zu; aber die braven Jäger bissen die Zähne 
zusammen und gaben sich nicht um die Welt geschlagen. 
Nichtsdestoweniger mußte getrachtet werden, die Sache 
anders anzufassen. Ja, angefaßt wurde sie bald, doch es 
dauerte dann bis zum Nachmittag, bis es gelang, den Bahn- 
Dic Eroborung von Belgrad.
	        
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