Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

452 Seekrieg 
Tagesanbruch auf der Halbinsel Kara Burnu (Golf 
von Saloniki) und besetzten die nach der Reede zu gelegene 
griechische Festung. 
Auch das Fort Kumkale, gegenüber Kara Burnu, 
wurde von den Engländern besetzt. 
Einzelheiten über die Besetzung Kara Burnus 
beweisen, daß die griechische Besatzung in brutalster Weise 
vergewaltigt worden war. Der Festungskommandant wich 
schließlich überlegener Gewalt, deren Aktivierung ihm der 
französische Kommandant auf einem Stück Papier als 
im Widerstandsfalle unausbleiblich bescheinigte. 
Auch in Rethymno auf Kreta landeten englische 
Truppen. Die Franzosen besetzten die nördlich von Korfu 
gelegene Insel F a n o. 
Die großen Erfolge der Unterseeboote der Mittelmächte 
veranlaßten die französische Presse zu den verschiedensten 
Mutmaßungen über deren Zahl und ihre Stützpunkte. So 
oft die Durchfahrt eines deutschen Unterseebootes durch die 
Meerenge von Gibraltar angezeigt war, hatte man kurz 
darnach das Versenken von Schiffen des Vierverbandes zu 
melden. Wie und wo wurden aber diese Unterseeboote ver- 
pflegt? Anfangs fanden sie laut Annahme der feindlichen 
Presse an der spanischen Küste, zwischen der französischen und 
portugiesischen Grenze ihre Stützpunkte, dann auf den 
Balearen. Als aber die Bewachung dieser Küstenstriche 
verschärft wurde, fanden sie angeblich bei Sizilien, Girgenti und 
Augustabai eine Zuflucht. Nach der italienischen Kriegs* 
erkläruug an Österreich-Ungarn wurde aber auch auf dieser 
Küstenlinie eine gute Wacht gehalten, weshalb sich die Boote 
wohl anderweitig beholfen haben wüssen 
In der Tat nahmen die Versenkungen dauernd zu. 
Die englischen Behörden in Saloniki erließen daher 
eine Kundmachung, in der jedem, der Angaben über die 
Anwesenheit deutscher oder österreichisch-ungarischer Untersee- 
boote im Ägäischen Meer machen könne, 50000 Franken 
versprochen wurden. Diese Prä mienausschreibung zeigt 
deutlich, daß es sehr schwer war, unseren Unterseebooten 
beizukommen. 
Die bekannten, vom italienischen Ministerium gebilligten 
Sammlungen zur Belohnung italienischer Handelsdampfer, 
die feindliche Unterseeboote versenkten, erreichte im Jänner 
1916 schon den Betrag von 18 700 Lire. Die Sammlung 
wurde dann durch eine Beisteuer von 10 000 Lire seitens der 
ministeriellen Kommission für Seeversicherung und von 
5000 Lire seitens der englischen Regierung erhöht. 
Italienische Blätter enthielten damals oft die Behauptung, 
daß bereits 9 deutsche und österreichisch-ungarische Unter- 
seeboote im Mittelmeer versenkt worden seien. Um diese 
Nachricht glaubwürdig zu machen, brachte man Detailan- 
gaben, wo und durch wen diese Unterseeboote vernichtet 
worden sein sollten. 
Dem entgegen hat das Kriegspresse quartier festgestellt, 
daß die „versenkten Unterseeboote" lediglich eines der in der 
Ententepresse nicht seltenen Phantasiegebilde wären. 
Anfangs Februar trafen am Suezkanal zu dessen Ver-- 
teidigung, offenbar zur Markierung der Waffengemeinschaft, 
U japanische Unterseeboote unter Befehl eines japanischen 
Admirals ein. 
Am 2. Februar um 3 Uhr früh bombardierte ein Zeppelin 
Saloniki. Er warf 20 Brandbomben gegen die Haupt- 
gebäude, nämlich die Präfektur, das Hafenzollamt und den 
Sitz des französischen Generalstabes ab. 
Der Hilfskreuzer „Provence der Truppen nach 
Saloniki zu bringen hatte, ist denn auch am 27. Februar 
im Mittelmeer prompt versenkt worden. Etwa 296 Schiff- 
brüchige wurden in Malta gelandet und ungefähr 400 
von französischen und italienischen Patrouillenfahrzeugen, 
die auf drahtlosen Hilferuf herbeigeeilt waren, nach M i l 0 s 
gebracht. Das französische Marineministerium gab später 
selbst zu, daß sich an Bord der „P r 0 v e n c e" 4000 Mann 
Truppen befanden. 
Am 2. März griffen sieben französische Flugzeuge von 
Ehios aus Smyrna an, wurden aber durch das 
Feuer der Batterien verjagt. 
Am 10. März haben englische Kriegsschiffe den beinahe 
ausschließlich von Griechen bewohnten offenen Ort V u r l ä 
bei Smyrna bombardiert. Der Ort wurde fast voll- 
ständig zerstört. 
Am 27. März bombardierte ein Geschwader von 15 
deutschen Flugzeugen den Hafen von S a l 0 n i k i und das 
englisch-französische Lager in der Nähe der Stadt. Es 
wurden 800 Bomben abgeworfen, die großen Schaden an- 
richteten. Feindliche Flugzeuge versuchten einen Gegenangriff, 
der aber ergebnislos blieb. 
Am ?. April wurde der mit Bannware beladene Dampfer 
„S t j e r n e b 0 r g" durch ein k. und k. Unterseeboot ver- 
senkt. Ein deutsches Tauchboot torpedierte die französischen 
Dampfer „Bega" (2957 Registertonnen brutto) und 
„Ferro l" (3700 Bruttoregistertonnen), den englischen 
10 000 Tonnendampfer „O r l 0 k h e a d" und ein russisches 
Segelschiff. 
Am 20. April wurde die Errichtung eines Flottenstütz- 
Punktes der Entente in der Suda-Bai effektiv vollzogen. 
Am nämlichen Tage sind russische Truppen in Marseille 
gelandet und daselbst von einer französischen Kavallerie- 
brigade und einem Infanterieregiment feierlich begrüßt 
worden. Diese Leute kamen von Gallipoli und sollten die 
Westfront verstärken. 
In einer Statistik der im Mai durch Unterseeboote ver- 
senkten Handelsschiffe, zählte „Eorriere della Sera" 10 
italienische Dampfer von insgesamt rund 37000 Tonnen 
und 11 Segelschiffe von 3500 Tonnen auf. Das Blatt stellte 
fest, es sei besonders bitter, daß unter den Dampfern, die 
Unterseebooten zu entgehen, oder Unterseeboote anzugreifen 
suchten, kein einziger italienischer Dampfer sei. 
Auch im Juni war die Tätigkeit der Tauchboote eine rege. 
Am 8. wird die Versenkung mehrerer italienischer Dampfer 
gemeldet und zwar: Die Vernichtung eines Dampfers 
durch Geschützfeuer nördlich von Palermo, die Vernichtung 
eines großen italienischen Seglers, die des italienischen 
Segelschiffes „Australia" und des italienischen Dampfers 
„Motia". Mach Meldungen italienischer Blätter wurden 
etwa um dieselbe Zeit im Tyrrhenifchen Meere das fran- 
zösische Kundschafterschiff „S a i n t-J a q u e s" versenkt. 
Nur 7 schwerverwundete Leute der Bemannung retteten sich 
in Fischerbarken. * * 
* 
Eine österreichisch-ungarische 15 Zentimeter-Haubitzen¬ 
batterie, die mitgeholfen hatte die Engländer von den Dar- 
danellen zu verjagen, wirkte später durch Monate bei 
Smyrna. Ihr Hauptmann, der auch auf Gallipoli war, 
schilderte die Tätigkeit dieser Batterie bei Smyrna wie folgt: 
Im Februar 1916 wurde die Batterie für die Tropen aus- 
gerüstet und für Ochsenzug hergerichtet. Anfangs April 
ging es zu Schiff nach Panderma, von hier auf der 
anatolischen Bahn nach Smyrna. Die Engländer hatten
	        
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