Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Seekrieg außerhalb der Adria im Kriegsjahre 1916. 
wohlbehalten beim Außenweserfeuerschiff vor Anker zu gehen. 
Es hatte Farbstoffe nach Amerika, Kautschuk, Nickel, Wolle, 
Gold von dort nach Deutschland gebracht und zweimal 
erfolgreich die englische Schein-Blockade durchbrochen. 
Nach dem Bericht des Kapitän K ö n i g hat sich die„Deutsch-- 
land" 10 Tage bei Helgoland aufgehalten und am 23.Juni 
die eigentliche Traversade angetreten. Das Schiff nahm 
den Weg durch den Kanal. In der Nacht des vierten Tcges 
tauchte es wegen neb-- 
ligen Wetters unter und 
blieb die ganze Nacht 
auf dem Boden des 
Meeres verborgen lie- 
gen. Dann fuhr es ohne 
Zwischenfall in den 
Ozean hinaus, ohne vom 
Kurs abzuweichen. Bis 
zu den Azoren legte es 
nur 150 Kilometer unter 
Wasser zurück. 
England hatte doch 
aller Welt erklärt, daß 
es die deutsche Küste 
unter strengster Blockade 
halte. Diese Behaup- 
tung war schon vor der 
Fahrt des Unterseeboo-- 
tes „Deutschland" un- 
richtig, da die amerikani- 
schen Noten wiederholt 
nachwiesen, daß die „Eft 
fektivität" der Blockade, 
wie sie die Pariser See- 
rechtsdeklaration von 
1856 forderte, nicht vor- 
Händen wäre. Die Blok- 
kade der deutschen Küste 
war daher keine recht-- 
mäßige, sondern die 
Rückkehr zur alten eng-- 
tischen Papierblockade, 
die immer als Willkür 
und Völkerrechtsbruch 
betrachtet wurde. Die 
gelungene Fahrt der 
„Deutschland" hatte nun 
in die englische „Blok- 
kade" ein neues Loch 
geschlagen, denn die 
englischen Kriegsschiffe 
waren nicht imstande, dessen Ausfahrt aus deutschen 
Häfen zu verhindern. War England bisher nicht in der 
Lage, die Bedingungen der Pariser Seerechtserklärung von 
der Effektivität der Blockade in quantitativer Beziehung zu 
erfüllen, so schien mit dem Auftauchen der „Deutschland" 
die Effektivität der Blockade gleichsam auch qualitativ nicht 
mehr vorhanden zu sein. Es war also auch nach dieser 
Richtung die Forderung der Pariser Seerechtsdeklaration, 
daß die blockierende Macht ausreichend sein muß, um den 
Verkehr mit den feindlichen Küsten wirklich (rdellement) zu 
verhindern, nicht mehr gegeben. Jeder neutrale Staat 
konnte nun darauf hinweisen, daß England nicht imstande 
sei, einen Schiffsverkehr zwischen den deutschen und ameri-- 
Kapitän König, der Führer des Unterseehandelsschiffs „Deutschland", mit dem 
Grafen Zeppelin. 
konischen Küsten zu unterbinden und da eine der Völker- 
rechtlichen Voraussetzungen der Blockade, die gleichmäßige 
Durchführung gegenüber allen neutralen Staaten ist, so 
war jeder der Neutralen berechtigt, gegen die Weiterführung 
der englischen Schein--Blockade Einspruch zu erheben. 
Amerika war gerecht genug, den Sieg, den deutsche 
Technik und vorausblickende deutsche Tatkraft errungen 
hatten, gelten zu lassen. England tat zwar sein Möglichstes, 
indem es vom amerika- 
nischen Staatsdeparte-- 
ment verlangte, es solle 
ein Tauchboot nach dem 
bisher üblichen Schema 
als. „Kriegsschiff" er¬ 
klären und internieren. 
Aber es wäre doch selt¬ 
sam gewesen, wenn ein 
neuer technischer Gedanke 
gerade im Lande der un- 
begrenzten Möglichkeiten 
glatt verleugnet worden 
wäre. Und so sprach> 
sich der Staatssekretär 
Lansing dahin aus, 
daß ein Schiff, das den 
Charakter eines Hau- 
delsschiffes habe,auch als 
solches angesehen wer-- 
den müsse, nachdem die 
Inspektion der „Deutsch- 
land" durch drei nord- 
amerikanische Seeoffi- 
ziere ergeben hätte, daß 
sie ein unbewaffnetes 
Handelsschiff sei, das 
nicht auf hoher See 
in ein Kriegsschiff ver- 
wandelt werden kann. 
Am 14. Juli wurde 
bekannt, daß das zweite 
deutsche Unterseehan- 
delsschiff „B r e m e n" 
innerhalb zehn Tagen 
in Newyork eintreffen 
dürfte. Auffallend war, 
wie sehr die sorglose 
Bekanntgabe des un¬ 
gefähren Einlaufstages 
und Hafenzieles der 
„Steinen" die Über¬ 
zeugung der Deutschen markierte, daß es für die Engländer 
und ihre Verbündeten unmöglich sein werde, die „Bremen" 
abzufangen. Eine Überwachung des riesigen atlantischen 
Seeraumes ist eben nur mit einer verhältnismäßig großen 
Zahl von Kriegsschiffen und mit sehr geringer Aussicht auf 
Erfolg denkbar. * * 
Bald darauf mußte die britische Admiralität bekannt 
machen, daß der Dampfer „Queenbec" von einem 
I5-Boot versenkt worden sei. Das deutsche U-Boo! 
aber die Besatzung in einem kleinen Boot nach 
lischen Küste und gab ihr Schwarzbrot 
Die Besatzung wurde später von einem
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.