Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Seekrieg außerhalb der 
Mann Besatzung .jahrelang aufrecht halten und damit 
Englands Handel Jahre hindurch vom Weltmarkte fernhalten 
könne, während es durch seine Landverbindungen im Zu-- 
sammenhang mit dem Weltmarkt blieb. Daher die hysterische 
Wut Englands gegen die V-Boote, daher das krampfhafte 
Bemühen Englands, auf dem Umweg über Amerika Deutsch- 
land ju veranlassen, seinen besten Trumpf freiwillig aus 
der Hand zu geben, daher auch die Verträge Englands mit 
seinen Verbündeten, über einen einheitlichen Friedensschluß 
und späteren Handelskrieg, womit auf kurzsichtige Finanz- 
kreise Deutschlands Eindruck gemacht werden sollte. Aber 
Deutschland gab seinen besten Trumpf nicht aus der Hand. 
Der verschärfte Tauchbootkrieg blieb im vollen Gange. 
ria im Kriegsjahre 1916. 445 
Diese enormen Tonneneinbußen äußerten sich zunächst 
in einer Verdrängung der englischen Kohle aus wichtigen 
Absatzgebieten. Die Frachten hatten eine geradezu schwin- 
delnde Höhe erreicht und Schiffsversendungen aus England 
waren durchaus nicht mehr so konkurrenzfähig wie früher. 
Die Bedrückung, die England den neutralen Staaten zu-- 
fügte, hatten viele vorsichtige Reeder in Holland, Norwegen 
und Dänemark veranlaßt, die Fahrten einzustellen, weil sie 
besorgen mußten, daß ihre Schiffe torpediert werden könnten. 
So waren auch neutrale Schiffe in englischen Meeren seltene 
Gäste geworden und der Schiffahrtsdienst konnte durch sie 
nur sehr unregelmäßig fortgeführt werden. Der englische 
Postdienst zur See wurde zwar aufrecht erhalten, allein die 
Der torpedierte französische Dampi 
Allen, die in England an die wachsende Gefahr noch 
immer nicht glauben wollten, hielten nun selbst Parlamen- 
tarier vor, daß es lächerlich wäre zu glauben, Deutschland 
könne bei dem jetzigen Tempo des v-Bootskrieges die eng-- 
lische Handelsflotte erst in 20 Jahren vernichten. Die Schiffs- 
not sei bereits so groß, daß das Handelsamt die Einfuhr 
vieler Artikel, darunter Obst, nach England verbieten mußte. 
Es fehle so sehr an britischen Schiffen, daß im Mai von 48 
Dampfern, die Kohle aus Eardiff nach Italien brachten, 
nur drei britische Schiffe waren und daß diese nur 7,3Pro¬ 
zent der gesamten Sendung transportierten. Die Vermehrung 
der II-Bootsgefahr zeigt sich auch in den Versicherungsraten, 
die seit der Verschärfung des v-Bootskrieges um das Fünf- 
fache gestiegen war. Charakteristisch seien auch die Zahl der 
Tage, an denen die britischen Häsen geschlossen blieben, 
d. h. an denen die britischen Behörden die Ausfahrt der 
Schiffe verhinderten. 
„Sussex" im Dock von Boulogne. 
regelmäßigen Linien wurden weit seltener befahren, denn 
die englische Regierung benötigte jetzt im Kriege einen großen 
Teil der Handelsflotte für militärische Zwecke. Die Truppen- 
Versendungen aus England hatten einen viel größeren Umfang 
als früher, viele Soldaten kehrten von der Front nach der 
Heimat zurück, weil sie beurlaubt oder ausgewechselt wurden. 
Auch die Verwundeten, die zurückgeführt werden mußten, 
waren zahlreich. Alle diese Truppentransporte banden viele 
Schiffsgelegenheiten und legten einen großen Teil des ver- 
fügbaren Dampferraumes lahm. England konnte andererseits 
keinen hinreichenden Ersatz durch neue Schisssbauten finden. 
Die Bauführung war infolge der großen Verteuerung des 
Materials und der Löhne viel kostspieliger geworden. Auch 
herrschte drückender Arbeitermangel und die Umwandlung 
zahlreicher Maschinenfabriken in Munitions- und Waffen- 
fabriken, hatte einen großen Teil der früher für den Schiffsbau 
arbeitenden Industrien seiner eigentlichen Tätigkeit entzogen. 
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