Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Seekrieg außerhalb der Adria im Kriegsjahre 1916. 
war aber »ach der Schlacht in der Nordsee keineswegs 
vernichtet, sondern die englische Flotte ist stark zerzaust, nach 
Verlust von starken Kriegsschiffen neuesten Typs aus der 
Schlacht heimgekehrt. 
Der Nimbus der Unbesiegbarkeit der britischen Seemacht 
war dahin. Das ist ein Ereignis von welt-- 
geschichtlicher Bedeutung! 
Zum Lohn für den Sieg gegen die englische Flotte 
wurde der Chef der Hochseestreitkräfte/ Vizeadmiral von 
Scheer, zum Admiral befördert und ihm sowie dem 
Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte, Vizeadmiral 
Hipp er, der Orden Pour le merite, ferner einer 
großen Anzahl von Offizieren und Mannschaften, Kriegs-- 
auszeichnungen verliehen. 
Die beiderseitigen Verluste gestalten sich wie folgt: Die 
Engländer verloren 1 Großkampf- 
schiff der „Qu e e n El i z a b e th"* 
Klasse von 28 500 Tonnen, 3Schlacht¬ 
kreuzer („Queen Mar y",Inde- 
fatigable", „Invincible") 
von 63 000 Tonnen, 4 Panzerkreuzer 
(„Bl ack Pri n ce", „D e fe n ce", 
„Warrior" und einen der 
„C r e s s y"- Klasse) von 53 700 
Tonnen, 2 kleine Kreuzer, 9000 
Tonnen, 13Zerstörer (darunter Zer¬ 
störerführerschiffe), 1? 000Tonnen, 
im ganzen also 169000 Tonnen. 
Die Deutschen verloren 1 Schlacht- 
kreuzer (,,Lütz 0 w") 26 700 Tonnen, 
1 älteres Linienschiff („Pommern") 
13200 Tonnen, 4 kleine Kreuzer 
(„Wie s b a d e n",„El b i n g", „R 0-- 
stock" und„Frauenlob") 17150 
Tonnen, 5 Torpedoboote, 3670 
Tonnen, im ganzen 60 720 Tonnen. 
Der Verluste des Feindes sind 
fast durchweg Totalverluste, wäh-- 
rend die Hälfte der 5 deutschen 
Torpedobootsbesatzungen und die 
Besatzung von „Lützow", „El- 
b i n g" und „R 0 st 0 ck" voll- 
ständig geborgen werden konnten. 
Die materiellen Einbußen auf englischer Seite waren 
demnach mehr als dreimal so groß, als die der deutschen 
Flotte, was allein schon einen Schluß darüber zuläßt, auf 
wessen Seite der Sieg zu verzeichnen war. 
Nicht günstiger stellen sich die Personalverluste der Eng- 
länder, die erheblich größer als die der Deutschen gewesen sind. 
Nach der Verlustliste der Admiralität wurden 342 Offiziere 
getötet und verwundet. Von den Besatzungen der Schiffe 
„I n d e fa ti g a b l e",„D e fe n c e", „Bl a ck P r i n c e", 
„Tipperary", „Turbulent", „Nomad" und 
„Nestor" blieben alle Offiziere tot. 
Unter den leitenden britischen Offizieren, die in der 
Seeschlacht fielen, befanden sich die KontreadMirale Horace 
H00d und Sir R. Arbuthnot. 
Die Verluste auf den nicht gesunkenen Schiffen betragen 
161 Tote, 137 Verwundete und 5 Vermißte. Auf deutscher 
Seite betrugen die Verluste an Seeoffizieren, Ingenieuren, 
Sanitätsoffizieren, Zahlmeistern, Fähnrichen und Deck- 
offizieren 172 Tote und Vermißte und 41 Verwundete. 
Der Gesamtverlust an Mannschaften beträgt auf Seite der 
Admiral Scheer, 
Engländer, soweit bisher durch die Admiralität veröffentlicht, 
6104 Tote und Vermißte und 513 Verwundete, auf deutscher 
Seite 2414 Tote und Vermißte und 449 Verwundete. Es 
entspricht also ungefähr ebenfalls dem Verhältnis 3 : 1. 
Von deutschen Schiffen sind während und nach der 
Seeschlacht 177 englische Gefangene gemacht worden, während, 
soweit bisher bekannt, sich in englischen Händen keine deutschen 
Gefangenen aus dieser Schlacht sich befinden. 
Die englische Admiralität war gezwungen, die im 
Atlantischen Ozean befindlichen englischen Kriegsschiffe 
unverzüglich nach England zurückzurufen. Außerdem er- 
hielten die in den indischen Gewässern und im Mittelmeer 
befindlichen Kriegsschiffe den Befehl, die Hälfte der Be- 
satzungen sofort nach England zurückzuschicken. Diese Maß- 
nahmen standen offenbar mit den in der Seeschlacht vor 
dem Skagerrak von der englischen 
Flotte erlittenen großen Material- 
und Mannschaftsverlusten im Zu- 
sammenhange. 
Um Legendenbildungen von 
vorneherein entgegenzutreten, wurde 
deutscherseits später amtlich fest- 
gestellt, daß fich in der Schlacht 
vor dem Skagerrak am Mai die 
deutschen Hochseestreitkräfte m i t 
der gesamten englischen 
Flotte im Kampf befun- 
den haben. 
Der deutsche Sieg ist demnach 
bloß durch geschickte Führung und 
durch die Wirkung der Artillerie und 
Torpedowaffe errungen worden. 
Die übrigen strategisch-taktischen 
und technischen Ergebnisse dieser 
großartigen Seeschlacht aller Zeiten 
hier zu erörtern, fehlt leider der 
Raum, weshalb ich mich darauf 
beschränken muß, englische und 
neutrale Parlaments- und Zei- 
tungsstimmen anzuführen, die er- 
kennen lassen, wie man in England 
selbst und im Ausland allgemein 
über den Erfolg urteilte. 
Herzog von R u t l a n d fragte im Oberhause, ob die 
Regierung beabsichtige, sofort eine Vorlage einzubringen, 
die dem Admiral Sir John I e l l i c 0 e, den Offizieren und 
Mannschaften der großen Flotte für den „Sieg" bei Jütland 
den Dank des Parlaments ausspreche, denn viele verwundete 
Seeleute, die bei Q u e e n s s e r r y und in anderen See- 
Häfen gelandet wurden, seien vom Publikum ausgezischt 
und ausgepfiffen worden. 
Amerikanische Blätter schrieben: „Überlegene Feldherrn- 
kunst hat die englische Flotte in den Gewässern, in welchen die 
englische Flagge Jahrhundertelang hindurch herrschte, gestellt 
und gehörig geschlagen." 
Kaum war die große Bestürzung des englischen Volkes 
über den Fehlschlag der Flotte den verschiedenen Trost- 
versuchen der amtlichen Verlautbarungen gewichen, als man 
in England einen neuen schweren Verlust zu verzeichnen 
hatte. Am ?. Juni sollte sich Kriegsminister Lord K i t- 
chener über Einladung des Zaren und im Auftrage 
der britischen Regierung nach Petersburg begeben, um in 
einem Kronrate wichtige militärische und finanzielle Fragen,
	        
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