Der deutsche Hilfskreuzer „Möve'
Seekrieg außerhalb der Adria im Kriegsjahre 1916.
Seekrieg außerhalb der Adria im Kriegsjahre 1916.
a) Nordsee und Ostsee.
I. Geschwader-- und Einzelkämpfe.
Auch der Beginn des Jahres brachte den Engländern
in der Nordsee unliebsame Schiffsverluste. So war am
6. Jänner bei Texel das englische I7-Boot „E 17" auf eine
Mine geraten und gesunken, dann bald darauf der Kreuzer
„Arethus a" an der Ostküste verloren gegangen. Ferner
war westlich der Orkney-Inseln der englische Panzer-
kreuzer „D 0 nega l" der Countyklasse auf eine Mine ge-
laufen und gesunken. '
In der Nacht vom 10. zum 11. Februar trafen bei einem
Torpedobootsvorstoß deutsche Zerstörer auf der Dogger-
bank, etwa 120 Seemeilen östlich der englischen Küste,
auf mehrere englische Kreuzer, die sich sofort zurückzogen.
Hiebet konnte der neue Kreuzer „A r a b i c" versenkt werden.
Dessen Kommandant, zwei Offiziere und 21 Mann, wurden
gerettet. Ein anderer Kreuzer erlitt schwere Beschädigungen.
Bei diesem Seegefecht handelte es sich um ganz neue
englische Schiffe, die für den Minen- und Flugabwehrdienst
gebaut worden waren. Im Typ der kleinen Kreuzer gehalten,
laufen sie 16 Seemeilen, die Besatzung zählt 78 Mann.
Sie standen erst seit Januar 1915 im Dienst.
Am 2. März sank vor der Humbermündung der englische
Torpedobootszerstörer „M u r r a y", wobei 22 Mann der
Bemannung ertranken. Der Hilfskreuzer „Fauvette"
wurde an der Ostküste Englands das Opfer einer Mine.
Nun folgte aber ein großer Schlag, als am 20. März
das Schlachtschiff „King Edward" als untergegangen
gemeldet wurde. Die amtlichen Berichte erwähnten zwar
die Stelle nicht, wo das Unglück erfolgte; da aber zugestanden
wurde, daß das Schiff wegen hoher See von der Mannschaft
verlassen worden sei,so ist es wahrscheinlich, daß der Untergang
dem Erfolge eines
deutschen II-Bootes
zuzuschreiben war.
Dieses 16 Z?o Ton-
nen - Turmschlachtschiff
ex 1903 gehörte jener
Typengruppe an, die
unmittelbar vor der
Dreadnought-Periode
als stärkste galt. Die
fünf Schwesterschiffe
waren mit vier Stück
30,5 Zentimeter S/40,
4 Stück 23 Zenti¬
meter L/4?, 10 Stück
15 Zentimeter S/45
und 30 S.F.K, nebst
Ziffer 5 Unterwasser-
Lancierapparaten ar-
miert. Bei 305 Milli-
meter Turm- und
7? Millimeter Deck-
panzer, Maschinen von
18400 Pfst., lief es
19 Knoten, und hatte
einen Actionradius
von 5000 Seemeilen.
Dessen Untergang mit 780 Mann, von welchen nur ein
kleiner Teil gerettet werden konnte, bedeutete zweifellos eine
sehr schwere Einkuße der englischen Flotte.
Anfangs März ereigneten sich in A t l a n t i e und N 0 r d»
se e zwei Episoden, die geeignet waren, die seemännische
Überlegenheit der deutschen Marinemannschaften gegenüber
den britischen, sowie deren Unternehmungslust und Geschick--
lichkeit in das hellste Licht zu setzen: es waren die Kreuz-
fahrten der deutschen Hilfskreuzer „M ö v e" und „G r e i f".
Die „M ö v e", ein armierter deutscher Handelsdampfer,
hatte von Wilhelmshaven aus die feindlichen
Blockadelinien durchbrochen. Mehrere Monate war der
Kreuzer geheimnisvoll verschollen, um am 3. März mit einer
Riesenbeute und ohne Schaden genommen zu haben in den
heimischen Hafen zurückzukehren.
Das Ergebnis der erfolgreichen Kreuzfahrt umfaßte
4 englische Offiziere, 29 englische Seesoldaten und Matrosen,
166 Mann feindlicher Dampferbesatzungen als Kriegs--
gefangene, darunter 103 Inder, sowie eine Million
Mark in Goldbarren.
Das Schiffhatte 15 Fahrzeuge mit zusammen 15 000 Tonnen
Deplacement aufgebracht und zum größten Teile versenkt,
zum kleineren Teile als Prisen nach neutralen Häfen gesandt.
S. M. S. „M ö v e" hatte ferner an mehreren Stellen
der feindlichen Küste Minen gelegt, denen unter anderen
vermutlich auch das Schlachtschiff „Edward VII." zum
Opfer gefallen sein dürfte.
Der Kommandant dieses kühnen Hilfskreuzers, Korvetten-»
kapitän Nikolaus Burggraf zu Dohna-Schlodien,
war vor Ausbruch des Krieges Navigationsoffizier auf dem
Linienschiff „Pose n" gewesen, vordem Führer der 5. Kom-
pagnie der 2. Werftdivision in Wilhelmshaven. Er hatte
längere Zeit das Kanonenboot „T f i n g t a u", das zum