Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Die Seekriegsereignisse in der Adria. 
welche die Entscheidung tra-- 
fen, manchmal von einer 
furchtbaren Angst befallen 
werden, aber es ist auch wahr, 
daß wir, je mehr wir darüber 
nachdenken, uns in unserem 
Gewissen sicher fühlen, für 
die Ehre der Nation ge- 
handelt zu haben." 
Bei diesen Worten Uf 
gann Salandra ju weinen 
und die Versammelten zeig-- 
ten gleichfalls tiefe Rührung. 
Schließlich drückte S a l a n- 
d r a dem Deputierten B o-- 
n i c e l l i die Hand mit den 
Worten: „Ja, wir müssen 
siegen, mag es «och so lange 
dauern." 
Die „furchtbare Angst" 
und die Tränen des italie- 
nischen Ministerpräsidenten 
kamen w»hl reichlich spät. 
Jedenfalls waren solche 
Rührszenen, die ein Mann 
aufführte, der auf dem Ka- 
pitol „mit heiterer Unge-- 
trübtheit" die Staatsmänner 
der Zentralmächte verhöhnt hatte, ein beredtes Zeichen... 
In der italienischen Kriegsmarine erfolgte Mai 1916 eine 
starke Herabsetzung der Altersgrenzen für die höheren Chargen, 
die man damit begründete, daß der neue Charakter des See-- 
krieges, der nunmehr lange, entnervende Wachen und be- 
ständige Kreuzfahrten unter unbekannten, raffinierten Nach- 
stellungen erfordere, die kommandierenden Offiziere einer 
weit härteren und anders gearteten Kraftprobe unterwerfe 
als früher. Die Nervenspannung und die körperliche Abnützung 
durch intensive und akute Arbeit seien heute derart, daß sie 
bei vorgerücktem Alter nicht mehr ertragen werden könne. 
Ende Mai sah sich das k. u. k. Ministerium des Äußern' 
veranlaßt, den verbündeten und neutralen Staaten folgende 
Zirkular-Verbalnote zu überreichen: 
„Das k. u. k. Ministerium des Äußern war am 22. März 
d. I. in der Lage, gegen die Torpediörung des Seespital- 
schiffes „Elektra" durch ein feindliches Unterseeboot nach- 
drücklich Protest erheben zu müssen." 
„Es war indessen keineswegs der erste Fall, daß ein feind- 
liches Unterseeboot in österreichischen Gewässern friedliche 
Schiffe angriff. Schon am iz. Februar d. I. hatte ein feind- 
liches Unterseeboot unweit Punta Planka, ohne vor- 
herige Warnung, einen Torpedo auf den Dampfer der Gesell- 
schaft Ungaro-Croato „Daniel E r n ö" abgeschossen, welcher 
nur durch sein geschicktes Manöver der Vernichtung entging. 
Der Kapitän des Dampfers hatte laut eidlicher, von zahl- 
reichen Zeugen bestätigter Aussagen, das Seerohr des Tauch- 
boötes und die Bahn des Torpedos deutlich gesehen. Am 
28. Februar d. I. lancierte ein Unterseeboot, ohne daß auch 
nur das Sehrohr wahrzunehmen war, gleichfalls in der Nähe 
von Punta Planka einen Torpedo auf den Dampfer „Z a- 
g r e b" derselben Gesellschaft. Das Schiff vermochte dem Ge- 
schoß, dessen Bahn von zahlreichen Personen an Bord beobachtet 
wurde, nur durch eine rasche Wendung auszuweichen. Am 
?. Apry d. I. wurde gegen den Dampfer „Daniel E r n ö" 
neuerlich von einem Unterseeboot und auch diesmal ohne War- 
nung, ein Torpedo lanciert, der dann an der nahen Fels- 
küste explodierte. Die k. u. k. Regierung hat diese Vorkommnisse, 
die glücklicherweise mit einer Schädigung nicht verbunden waren, 
bis jetzt nicht zur allgemeinen Kenntnis gebracht, sondern 
sich darauf beschränkt, die Regierung der Vereinigten Staaten 
Nordamerikas von diesen Attentaten auf Lokaldampfer zu ver- 
ständigen, welche die sich aus dem Unterseebootskriege er- 
gebenden Fragen wiederholt zum Gegenstand des Einschreitens 
bei den Zentralmächten gemacht hat." 
„Angesichts dieser Häufung der Angriffe feindlicher Unter- 
seeboote auf harmlose, durch die Haager Konferenz beson- 
ders geschützte Fahrzeuge sowie bei dem Umstand, daß die 
feindlichen Staaten nicht wie die Zentralmächte gezwungen 
sind, sich gegen den ruchlosen Plan, ganze Völker auszuhungern, 
zur Wehr zu setzen, kann die Vernichtung friedlicher Schiffe, 
welche die Kriegsziele der Gegner in keiner Weise zu fördern 
vermag, nur auf blinde Zerstörungswut zurückgeführt werden. 
Diese Deutung findet nunmehr ihre volle Bestätigung in der 
jüngst wider den österreichischen Dampfer „Dubrovnik" 
verübten barbarischen Tat." 
„Dieses,der NavigazioneRagusea gehörige Schiff 
wurde am 9. Mai d. I., xo Uhr 30 Minuten vormittags im 
Narenta-Kanal zwischen San Giorgio und der Insel 
L e s i n a und Kap G 0 m e n a auf der Halbinsel S a b i 0 n- 
cello, von einem feindlichen Unterseeboot ohne jede vor- 
herige Warnung durch zwei Torpedoschüsse vernichtet. Der 
erste Torpedo traf den Dampfer auf der Steuerbordseite und 
hatte zur Folge, daß das Schiff mit dem Vorderteil rasch 
zu sinken begann. Alle Personen an Bord eilten in die ins 
Wasser gelassenen Rettungsboote. Als diese Boote abzustoßen 
im Begriffe waren, explodierte ein zweiter Torpedo, der aus 
der gleichen Richtung kam wie der erste, achter Steuerbord 
unter dem Decksalon. Infolge der Explosion wurde das Steuer- 
bordrettungsboot samt den Insassen in die Lust geschleudert
	        
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