Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

372 Seekrieg 
schaft. Sie erhielten trockene Kleider und heißen Tee, die 
Mannschaft wurde in den Mannschaftsräumen unseres 
Kreuzers untergebracht, der Offizier in der Offizierskajüte. 
Dann setzten wir unsere Aktion fort... 
Und jetzt erfolgte ein Akt von seltenem Heroismus. 
Der Kommandant der „M o n g e", der sein Schiff als 
Letzter verlassen sollte, zeigte sich nicht. Er verblieb in seinem 
Unterseeboot. Plötzlich erfolgte eine Explosion, Rauch steigt 
auf, Dampf, neuere Explosionen folgen, das Tauchboot 
begann zu sinken. Auf seinem Turm öffnet sich die Deck-- 
klappe, die französische Kriegsflagge steigt auf, der Komman- 
dant bleibt unsichtbar. Er hat mit seinem Schiffe zusammen 
geendet. Er war darin geblieben, hatte es in die Luft ge* 
sprengt und als Bahrtuch die Flagge gehißt, die gespenstisch 
in dem weißen Lichte des Scheinwerfers in Dampf und Rauch 
flatterte, dann sank sie immer tiefer und ward schließlich 
nicht mehr gesehen. Die „Monge" war gesunken, mit ihr 
Kommandant und Flagge. 
Die Unseren sahen mit Achtung, wie dies einem helden- 
mütigen Feinde gebührt, dem unvergeßlichen Bilde zu. 
Der weiße Lichtkegel des Scheinwerfers folgte dem sinkenden 
Schiffe soweit der Strahl reichte. Dann beleuchtete er nur 
noch das blaue Meer, die schäumenden Wellen, einen Augen- 
blick lang die Stelle, wo die „M o n g e" gesunken war, und 
mit ihr ihrheldenmütigerKapitän: Linien- 
schiffsleutnant Charles Morieaux. 
Der gefangengenommene zweite Offizier dieses fran¬ 
zösischen Unterseebootes sagte an Bord eines unserer Kriegs-- 
schiffe, nachdem er gerührt für die aufmerksame und über¬ 
aus humane Behandlung gedankt hatte, die unsere ritter- 
lich empfindenden Marineoffiziere dem besiegten Feinde 
zuteil werden ließen folgendes aus: 
„Eigentlich haben wir mit Euch gar 
nichts zu tun. Wir sind bloß die Opfer der Un- 
fähigkeit der italienifchen Flotte. Sie ist 
völlig ohnmächtig. Ihre Tauchboote unternehmen keinerlei 
große Aufgaben, und wenn doch — da haben wir die Fälle 
der „M e d u f a" und „Nereide" — so machen sie Fiasko. 
Seitdem rühren sie sich überhaupt nicht heraus. Wir sind 
es, die vorausgehen müssen ..." 
* * 
* 
Und so endete das zweite Kriegsjahr 1915 für unsere Herr- 
liche Flotte mit einer Aktivbilanz, in der wohl unvermeidlichen 
Weise auch Verluste figurierten, die aber in ihren positiven 
Buchungen die absolute Überlegenheit unserer Adriahelden 
gegenüber den drei vereinigten feindlichen Flotten in der 
im Kriege einzig überzeugenden Weise darzutun vermochte. 
Für die in den ersten Kriegstagen heldenmütig unter- 
gegangene kleine „Zenta" wahrlich eine stolze Genug- 
tuung. 
Namentlich die französische Flotte hatte in ihren Kämpfen 
gegen die österreichisch-ungarische Kriegsmarine empfindliche 
Verluste erlitten, nämlich: 1 Großkampfschiff, 1 großen Panzer- 
kreuzer, 3Torpedozerstörer, 4 Torpedoboote, 1 Kanonenboot, 
1 Minenstreuer, 1 Minenfänger und 8 Unterseeboote. — 
Zwanzig Einheiten hatten die Franzosen bisher verloren, 
und es ist ein besonderes Verdienst unserer Kriegsmarine,
	        
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