Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Kriegsereignisse in der Adria und auf der Donau während des zweiten Kriegsjahres 1915. 
Durazzo so tief war, baß ihn die italienische Flotte 
nicht mehr zu beheben vermochte, so kann man sich von der 
moralischen Wirkung des Vorfalles leicht einen Begriff 
machen. In der Tat sieht es mit der maritimen und kommer- 
ziellen Vorherrschaft Italiens in der Adria äußerst windig 
aus. Viel eher dürfte auch außerhalb unseres Küstengebietes 
an eine österreichischntngarische Vorher 
sch a ft in der Adria geglaubt werden. Nicht nur die Albaner 
und Griechen, auch die vergeblich auf italienische Hilfe hoffen-- 
den S e r b e n dürften sich inzwischen von der Unzulänglichkeit 
der italienischen Seestellung in der Adria überzeugt haben. 
Am 29. Dezember unternahm der Kreuzer „Helg 0- 
l a n d", Kommandant Fregattenkapitän S e i tz, eine neuer- 
liche, vierte Rekognoszierungsfahrt in die albanischen Ge- 
wässer, die zwar genau so erfolgreich verlief wie alle früheren, 
die uns aber leider einige Opfer kostete, da wir hiebet die 
schönen großen Zerstörer „Lika" und „Triglav" ein¬ 
büßten, die auf Minen gerieten und sanken. Dieser bedauer-- 
liche Vorfall gab den Jta- 
lienern natürlich einen will-- 
kommenen Stoff zu den phan- 
tastischesten Kriegsberichten, 
welchen unsererseits amt- 
lich aus dem Kriegs-- 
pressequartier mit 
folgender Notiz begegnet 
wurde: 
„In der italienischen Presse 
wird der bei D u r a z z 0 am 
29. Dezember erfolgte Unter- 
gang unserer Torpedoboots- 
zerstörer „L i k a" und „T r i g- 
l a v" die, wie im österrei- 
chisch-ungarischen amtlichen 
Tagesbericht vom 30. De¬ 
zember veröffentlicht wurde, 
im Hafen von Durazzo 
auf Minen stießen, als ein 
italienischer Seesieg hervor- 
gehoben. Demgegenüber muß darauf hingewiesen werden, 
daß die italienische Flotte trotz dieses angeblichen Sieges nicht 
imstande war, die Mitwirkung unserer Flotte bei der Ein- 
nähme des Losten auch nur im geringsten zu stören, so daß 
ihre Phrase von der Beherrschung der Adria demzufolge eine 
Fabel ist. Es sei daher nochmals festgestellt, daß „L i k a" 
und „Triglav" vor Durazzo auf Minen stießen 
und zugrunde gegangen sind, viele Stunden bevor ein feind- 
liches Schiff überhaupt zu sehen war, „daß die ausgezeich- 
neten italienischen Landartilleristen" auf die mit der Rettung 
der „L i k «"-Bemannung und dem Wegschleppen des „T r i g- 
l a v" beschäftigten Zerstörer, die Rettungsboote und die 
im Wasser befindlichen Leute, anderthalb Stunden lang 
mit Granaten und Schrapnells feuerten, ohne auch 
nur einen einzigen Treffer zu erzielen, 
außer vielleicht gegen einen oder anderen Schwimmenden, 
daß keines unserer Unterseeboote durch Minen oder sonstwie 
seit über fünf Monaten verloren gegangen ist und daß 
schließlich für die Italiener kein Grund vorliegt, dem fran- 
zösischen Unterseeboot „F 0 ucault" seinen Erfolg gegen 
ein österreichisch-ungarisches Kundschafterschiff Typ „N o- 
vara" zu neiden, da das von jenem angeblich 
versenkte Schiff jedenfalls einer anderen 
Flotte als der unseren angehören muß." 
Zu guter Letzt büßten die Franzosen am zo. Dezember auch 
noch das Tauchboot „M 0 n g e" ein, das in der Höhe von 
Sp i zza durch unsere Torpedobootzerstörer versenkt wurde. 
Das kleine Tauchboot der Franzosen hatte sich auf allzugroße 
Entfernung von seiner Basis vorgewagt und offenbar einen 
Vorposten der auf offener See lauernden Ententeflotte gebildet. 
In dieser Nacht vom 29. auf den 30.Dezember war eine 
unserer Flottillen, bestehend aus einem Kreuzer, mehreren 
Torpedobootzerstörern und Torpedobooten, ausgelaufen, 
um zu rekognoszieren. Der Kreuzer wurde von einem 
feindlichen Tauchboote ohne Erfolg angegriffen. Hierauf 
wurde das tauchende Unterseeboot vom Kreuzer und den 
Torpedozerstörern unter Geschützfeuer genommen und bald 
derart havariert, daß es aktionsunfähig ward. Das Unter- 
feeboot Typ „Laubeuf", einundfünfzig Meter lang, — war 
wie sich später herausstellte, die „M 0 n g e". Die amtliche 
Kundmachung lautete: Am 29. früh hat eine Flottille von 
5 Zerstörern und Kreuzer „Helgoland" das französische 
Torpedobootszerstörer vom Typ „Lika" und „Triglav". 
Unterseeboot „M 0 n g e" vernichtet, den zweiten Offizier und 
1? Mann gefangen genommen, darauf im Hafen von 
Durazzo einen Dampfer und einen Segler durch Geschütz- 
feuer versenkt und das Feuer mehrerer Landbatterien zum 
Schweigen gebracht. Dabei stießen zwei Zerstörer auf Minen, 
„Lika" gesunken, „Triglav" schwer beschädigt, größter 
Teil der Mannschaft gerettet. „Triglav" wurde in Schlepp 
genommen, mußte jedoch nach einigen Stunden versenkt wer- 
den, da mehrere überlegene feindliche Kreuzer und Zerstörer 
den Rückzug der ganzen Flottille bedrohten. Unsere Flottille 
ist in den Basishafen zurückgekehrt. Unter den feindlichen 
Schiffen wurden nur die englischen Kreuzer Typ „B r i st 0 l" 
und „F a l m 0 u t h" sowie französischer Zerstörer Typ 
„B 0 u c l i e r" deutlich erkannt. Flottenkommando. 
Ein Mitkämpfer schrieb: 
Das Feuer auf„Monge" wurde aus einer Entfernung von 
500 bis 600 Metern eröffnet, dann verminderte sich die Distanz, 
schließlich erhielt es den letzten Schuß aus fünfzig Meter 
Entfernung. Das Tauchboot war schwer verletzt, sank aber 
nicht sofort. Wir stellten das Feuer sofort ein, als das 
Unterseeboot emportauchte und die Bemannung aus dem 
Turm kletterte. Vom Deck sprangen die Leute sofort ins 
Wasser. Wir schickten ihnen Rettungsboote nach und retteten 
alle. Ein Offizier und 18 Mann gerieten in unsere Gefangen-
	        
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