Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Die Donau 
Schiff, das den neuen Verkehr eröffnete, legte am bul- 
garischen Stromufer an, wo dessen Besatzung den Gegenstand 
lebhaftester Freudenkundgebungen bildete. 
Samstag den zo. Oktober früh fuhren aus dem Hafen 
von Kalafat ein österreichisch-ungarischer Monitor, auf 
dem sich auch eine Funkentelegraphenstation befand, zwei 
deutsche Torpedoboote, ein großer Transportdampfer und 
zwei Schleppschiffe nach Widdin aus. Auf den Schiffen wurde 
Kriegsmaterial nach Bulgarien geführt. Weitere Trans-- 
porte folgten. Um diese Zeit erklärte sich die königlich ru- 
manische Regierung aus Verlangen des deutschen Gesandten 
bereit, die Bürgschaft dafür zu übernehmen, daß zwei in 
Turn-Serverin liegende russische Torpedoboote, sowie ein 
armierter russischer Donaudampfer genau nach den inter- 
nationalen Vorschriften behandelt und desarmiert werden 
würden. Der königlich rumänische Ministerpräsident B r a- 
t i a n u gestand zu, die berechtigten Forderungen der deutschen 
Regierung auch dann zu erfüllen, selbst wenn dies Rußland 
nicht angenehm sein sollte. Hiemit war der sicherlich be- 
absichtigte Angriff dieser Schiffe auf etwa vorüberfahrende 
andere Dampfer vereitelt. Diese russischen Kriegsschiffe, 
welche in dem rumänischen Donauhafen Ruja lagen, 
wurden nach der Besetzung von Kladows entwaffnet. 800 
Matrosen wurden von den Behörden abtransportiert und 
nach Konstanz« geführt. Auf Anordnung der rumänischen 
Regierung wurden dann die in den rumänischen Donau- 
Häfen liegenden russischen Kriegsschiffe beschlagnahmt und 
auf ihnen die rumänische Flagge gehißt. 
Um diese Zeit erhielt die königlich rumänische Regierung 
die Nachricht, daß auch in S i l i st r i a russische Schiffe, 
und zwar ein Torpedoboot und ein Dampfer mit 
Kriegsmaterial eingetroffen feien. Die rumänische Regierung 
teilte dem russischen Gesandten Poklewski sofort mit, daß 
in Anbetracht des Umstandes, daß die russischen Kriegsschiffe 
wahrscheinlicherweise beabsichtigten, den Donauverkehr der 
Mittelmächte und Bulgariens zu stören, und dies Rumänien 
in den Krieg hineinziehen könnte, die rumänische Regierung 
zur Vermeidung weiterer Komplikationen verlange, daß 
oberwähnte russische Schiffe unverzüglich die Häsen zu ver- 
lassen hätten. Es erfolgte dann auch die Zurückziehung der 
russischen Schiffe. 
Mit der Herstellung des freien Wasserweges zwischen 
9 r s 0 v a und Widdin hatten sich demnach alle Be- 
fürchtungen erfüllt, die der Vierverband um jeden Preis 
vor Belgrad. 
verhindern wollte. Die Italiener gaben nun offen zu, die 
Partie auf dem Balkan verloren zu haben. 
Am 25. November langten zu Calafat die ersten Dampfer 
und Schlepper mit Munition ein. Ein Teil der Munition wurde 
in W i d d i n ausgeladen, der Rest ging über LomPalanka 
nach ber Türkei. Die Schiffe, die unter österreichisch- 
ungarischer und deutscher Flagge fuhren, waren von einem 
k. u. k. Monitor begleitet. Nebst der Munition beförderten die 
Schiffe auch einige hundert Soldaten und mehrere Automobile. 
Seit der Wiedereröffnung der Schiffsbahn auf der 
Donau, die sich, dank der gründlichen Säuberung von russi¬ 
schen und serbischen Flußminen, ab November 1915 ohne 
jeden weiteren Unfall abspielte, herrschte ein ungewöhnlich 
starker Schiffsverkehr zwischen den österreichisch-ungarischen 
und bulgarischen Donauhäfen und den rumänischen. Ganze 
Flottillen von Dampfern und Schleppschiffen, die von 
österreichisch-ungarischen Monitoren und Kriegsfahrzeugen 
begleitet wurden, passierten K l a d 0 v 0. In den ersten 
Tagen kamen fast durchwegs Munitionstransporte für 
Bulgarien und die Türkei durch, denen später auch 
Schleppschiffe mit anderem Kriegsmaterial folgten. Die von 
Bulgarien zurückfahrenden Schiffe brachten große Mengen 
Getreide und Mais nach österreichisch-ungarischen Häfen. 
Auch die in den österreichisch-ungarischen Häfen seit 
Kciegsbeginn mit Getreide für die Monarchie gelegenen 
Schiffe konnten um diese Zeit bereits die Heimfahrt an- 
treten. Zwischen der mit dem Ankauf von Getreide betrauten 
deutsch-österreichisch-ungarischen Kommission, und dem 
Komitee für soziale Fürsorge, welches den Handel mit Nah- 
rungsmittel in Bulgarien zu überwachen hatte, kam eine 
Vereinbarung zustande, wonach die Ermächtigung erteilt 
wurde, 20000 Tonnen Mais, dessen Transport auf dem 
Donauwege zu erfolgen habe, auszuführen. Die Zentral- 
kommission für den Verkauf und die Ausfuhr des Getreides 
hatte die Bestimmung getroffen, daß der Abtransport in 
drei Abteilungen erfolge. Immer wenn ein Drittel der 
Schlepper vom Eisernen Tor zurückgekehrt war, folgte das 
nächste Drittel. Der Abtransport des auf Schleppern be- 
findlichen Getreides, das noch nicht verkauft war, blieb nur 
dann gestattet, wenn der Verkauf nach den von der Zentral- 
kommission festgesetzten Formalitäten erfolgte. In der 
Talfahrt langten dafür zu Widdin fortwährend starke 
deutsche und österreichisch-ungarische Truppen- und Muni- 
tionstransporte auf der Donau an, die teilweise auf dem 
Seekrieg 1915/16.
	        
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