Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

24 Feldzug gl 
einsamem Posten ereilt, sei es, daß ihn dort die feindliche 
Kugel traf, sei es, daß ihn dort die Übermüdung, vor Kälte 
erstarrt, in den Schnee versinken ließ, — unbeachtet und 
vergessen sank er in das frühe Grab, lautlos war er in die 
Ewigkeit hinübergeglitten. 
Ehre sei diesen namenlosen Helden! 
Die Winterkämpfe in den Karpathen, in dem düsteren 
Lichte eines unter unsäglichen Mühsalen und Entbehrungen 
todesmutig bis zum Ende geführten Heldenkampfes, wer- 
den ewig ein Ruhmesblatt in unserer vaterländischen Ge- 
schichte bleiben und der Nachwelt eine der schwersten Kämpft 
Perioden unserer glorreichen Armee verkünden, die sie in 
dem größten aller Kriege siegreich durchgekämpft hat. 
Vielleicht ist es von Interesse zu hören, welches Lob 
unter Umständen selbst der Feind der Tapferkeit unserer 
Soldaten zollt. 
Der Bearbeiter dieses Abschnitts hatte in der russischen 
Kriegsgefangenschaft Gelegenheit, häufig mit russischen 
Offizieren speziell über die Karpathenkämpfe zu sprechen 
und da erfuhr er nachstehende, von einem Russen, der diese 
Kämpfe mitgemacht hat, geschilderte Episode: 
Im Vordringen gegen die Höhen des Uzsokerpasses fand 
unser Bataillon vor einer ziemlich isolierten Kuppe einen 
starken Widerstand. Die Treffsicherheit des Verteidigers 
zwang uns zu einem umfassenden Angriff, in welchem wir 
allmählich alle vier Kompagnien einsetzen mußten. Das 
Gefecht dauerte fast den ganzen Tag. Als wir schließlich 
die Stellung erstürmten, fanden wir oben: Vier alte, grau- 
bärtige Landstürmer und ein Maschinengewehr! 
Die Vorkämpfe Ende Dezember 1914. 
Die Schlacht bei Limanowa war geschlagen. Die schwere 
Niederlage der russischen z. Armee raubte Brussilow 
jede Hoffnung, seine hochfliegenden Pläne, Einnahme von 
Krakau und Durchbruch nach Westen, verwirklicht zu sehen. 
Unter dem starken Drucke des die linke Flanke bedrohenden 
FML. v. Arz und der mit Ungestüm aus den Karpathen 
vorbrechenden Truppen unserer z. Armee, traten die Russen, 
von ihrem Südflügel beginnend, den Rückzug an. 
Rasch entschlossen, diesen Schwächemoment des Feindes 
auszunützen, drängte unser stets initiativer Armeeführer 
B o r o e v i c energisch nach und hatte, die Ropa über- 
schreitend, die nördlichen Höhen erreicht, als der Feind 
unerwartet starke Reserven heranzog, und im heftigen An- 
prall mit dem nunmehr wieder offensiv gewordenen Feinde, 
kam es zu der 
Schlacht bei Jaslo und Krosno. 
Bis über die Linie Jaslo—Krosno war am 19. die 
Offensive vorgetragen worden; FML. S z u r m a y hatte, 
über Neu-Sandec und entlang der Biala nordwärts vor- 
stoßend, bereits die Höhen nördlich Tuchow erstürmt, rechts 
von ihm hatten das III. und VII. Korps die Höhen beider- 
seits der Wisloka erreicht. Im Osten deckte den rechten 
Flügel die 4. Kavalleriedivision, während die 1. und 10. 
Kavalleriedivision im Räume Wisloka und San die etwas 
schüttere Verbindung mit der auf Lisko vorgehenden Gruppe 
FML. v. Krautwald herstellte. 
Weit rückwärts folgte, über den Eseremcha und Lnpkower 
Sattel in zwei Kolonnen geteilt, das x. Korps (FML. 
m Rußland. 
M e i x n e r). Zur Unterstützung der Gruppe Kraut- 
w a l d befand sich das XVIII. Korps (FML. v. Tschurl- 
fchenthaler) im Anmärsche auf Baligrod. Neu ein- 
getroffene feindliche Kräfte griffen nun offensiv ein. Das 
Tempo unserer Vorrückung verlangsamte sich und bald sahen 
wir uns fast auf der ganzen Front einer großen Übermacht 
gegenüber. 
Das VI. Korps FML. v. A r z, welches zwischen Duuajec 
und der Biala vorrückte, mußte von dem Plane, im Anschlüsse 
an S z u r m a y gegen Tarnow vorzurücken, abstehen, 
da hier ein mächtiger Stoß von einer feindlichen Kraft- 
gruppe angesetzt war, der hauptsächlich der Stellung S z u r- 
m a y s galt. Die russische 13.Division hatte einen um- 
fassenden Angriff gegen die mit großer Tapferkeit ver- 
teidigte Höhe nördlich Tuchow angesetzt, und es bestand 
die Gefahr eines Durchbruches zwischen S z u r m a y rnd 
dem III. Korps. Verstärkungen, die von Gorlice eingetroffen 
waren, wurden S z u r m a y unterstellt und mit diesen 
hielt er, trotz sehr schweren Verlusten die Stellung mit eiserner 
Zähigkeit durch mehrere Tage fest. FML. v. A r z verschob 
sich hinter S z u r m a y. Die Biala überschreitend, warf 
er im unwiderstehlichen Angriffe die hier eingedrungenen 
feindlichen Bataillone und erstürmte die Höhe von Olpiny, 
womit die Lage wiederhergestellt war. 
Das III. und VII. Korps hielten sich zwar noch, aber 
in dem Räume östlich der Wisloka schoben sich aus nord- 
östlicher Richtung gewaltige russische Truppenmassen vor, 
welche die und no. Kavalleriedivision zum Zurückweichen 
zwangen. Da die Truppen des X. Korps noch nicht zur 
Stelle waren, erschien der rechte Flügel des VII. Korps 
stark bedroht. 
Nur FML. v. Krautwald fand noch geringen Wider- 
stand und gelangte bis südlich Lisko, wo er aber nicht durch- 
dringen konnte und daher stehen blieb bis das XVIII. Korps 
angeschlossen war. Noch hielten sich im erbitterten Kampfe 
unsere Truppen in ihren Stellungen. S z u r m a y wehrte 
mit der Hartnäckigkeit eines grimmigen, nicht nachgebenden 
Haudegens zahllose Angriffe der Russen ab, die sich hier 
fest verbissen hatten. Da entschloß sich das Armeekommando, 
da bei der Stärke des Feindes eine Fortsetzung der Offensive 
keinen Erfolg haben konnte, selbst wenn die noch rückwärts 
befindlichen (X. und xvili.) Korps eingesetzt würden, 
die Truppen aus dem Kampfe zu ziehen und hinter den 
Karpathenkamm zurückzunehmen. 
Während FML. S z u r m a y noch bis zum 24.auf 
seiner Höhe blieb, ging das Iii. Korps am 21.über die 
Ropa, bei Jaslo noch im energischen Gegenangriff den nach- 
drängenden Feind energisch zurückweisend, zurück, und bezog 
eine Stellung auf der Ostra gora, die bis 24. gehalten 
wurde. Das VII. Korps erreichte am gleichen Tage die 
Gegend von Dukla. 
Von der Gruppe K r a u t w a l d, welche gleichfalls 
zurückgenommen wurde, mußte Baligrod aufgegeben werden. 
Das weitere Zurückgehen der Truppen vollzog sich lang-- 
sam und planmäßig, ohne viele Kämpfe, zumal der Feind, 
scheinbar selbst ermüdet, nicht weiter nachdrängte. 
Nur das III. Korps hatte bei-der Räumung der Stellung 
von Osana einen schweren Angriff zu bestehen. 
Am 28. führte Obst. Zahradniczek einen schneidigen 
Gegenstoß aus und warf den Feind zurück. 
So gelangten unsere Truppen ohne wesentliche Störung 
über den Karpathenkamm.
	        
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