Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Kriegsereignisse in der Adria und a»f der Dona» während des Kriegsjahres 191?. 
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Italiens, hat die k. u. k. Flotte gleich- 
zeitig eine Reihe erfolgreicher Aktionen 
an der Ostküste Italiens, und zwar 
innerhalb der Strecken von Venedig 
bis Barletta ausgeführt. In Venedig 
hatten Marineflieger 14 Bomben ab- 
geworfen und hiedurch im Seearsenal 
einen Brand erzeugt, auch einen Zer- 
störer stark beschädigt, sowie Bahnhof, 
Ölbehälter und Hangars am Lido be- 
worfen. In den sehr engen Kanal von 
Porto C 0 r s i n i ist der Zerstörer 
„Scharfschütze" eingedrungen, bis 
er sich plötzlich unmittelbar neben einem 
vollbesetzten Schützengraben sah. Von 
der vollkommen überraschten Besatzung 
wurde ein großer Teil niedergeschossen, 
worauf jedoch drei unsichtbare, weil 
versteckte Strandbatterien ein heftiges 
Feuer ans 12 Zentimeter-Geschützen 
auf den vor der Kanalmündung liegen- 
den Kreuzer „N 0 v a r a" und das 
Torpedoboot„80" eröffneten. Letzteres 
erhielt einen Treffer in die Offiziers- 
messe, wobei das Boot leck und ein 
Mann schwer verletzt wurde. „N 0-- 
v a ra" führte das Feuergefecht fort, um dem Zerstörer und 
dem Torpedoboote aus der mißlichen Lage herauszuhelfen, 
enfilierte den Schützengraben, demolierte eine Kaserne, er- 
hielt aber dabei viele Treffer. Linienschiffslt. Persich und 
vier Mann blieben tot; vier Mann wurden schwer, mehrere 
leicht verwundet. Aber die Verluste des Feindes sind viel- 
leicht zehn bis zwanzigmal schwerer. „Scharfschütze" kam 
vollkommen unversehrt davon, Torpedoboot „80" fuhr mit 
Lecktuch nach Pola. 
In Ri mi ui wurde von Panzerkreuzer „St. Ge 0rg" 
Bahnhof und Brücke beschossen. In S i n i g a l l i a wurde 
von S. M. S. „Zriny i" Eisenbahnbrücke, Wasserturm, 
Hafenanlage, Stationsgebäude und ein Schuppen demoliert; 
letztere zwei Objekte und ein nahegelegenes Gebäude ver- 
brannten. In Anco na und Jefi wurden vom Gros 
der Flotte alle Befestigungen, das Artillerie- und Kavallerie- 
lager, die Werften, die elektrische Zentrale, der Bahnhof, 
Gasometer, das Petroleumdepot, Semaphor und Radio- 
station beschossen, und durch abirrende Geschosse und Brände 
ein ungeheurer Schaden angerichtet. Zwei Dampfer im 
Hafen wurden versenkt, ein auf der Werft neugebauter, 
schon für den Stapellauf bereit liegender demoliert. Wider- 
stand wurde von einer leichten Batterie und einigen Maschi- 
nengewehren gegen zwei Zerstörer geleistet." 
Nach späteren Berichten von Reisenden aus Italien 
wurden bei der Beschießung von Jesi an der adriatischen 
Küste etwa 200 Personen getötet, und bei der Beschießung 
von Ancona der Hafen und der von der Stadt einen Kilo- 
meter entfernte Bahnhof arg beschädigt. Das Dach des 
Lokomotivschuppens stürzte ein und fünf Lokomotiven wurden 
demoliert. Angeblich wurde auch der Dom und der Glocken- 
türm getroffen. 
Im einzigen modernen Fort Alfreds Savio stand 
zwar bei Beginn der Beschießung die Besatzung an den 
Geschützen, aber zwei unserer, im richtigen Augenblick er- 
scheinenden Flieger vertrieben sie mit Maschinengewehr- 
feuer so gründlich, daß sie nicht wieder zurückkehrten. Diese 
. Rcchts der Kommandant Korvettenkapitän Bogumil Nowotny. 
Flieger und ein dritter haben auch die Ballonhalle in 
Chiaravalle, landeinwärts, und mehrere militärische 
Objekte mit zo Bomben beworfen. 
In B'ari wurde der Wasserbehälter der apulischen 
Wasserleitung beschädigt, im Hafen von Manfredonia 
Eisenbahnmaterial und Häuser zerstört. Ein österreich- 
ungarisches Torpedoboot bombardierte Torre M i e l t 0 
und Barletta und beschädigte den Semaphor. 
Die Bevölkerung von Bari rächte sich für das Bombarde- 
ment, indem sie das Haus des österreichischen Konsulats 
mit Tinte begoß, und das Wappen herunterriß und im 
Triumph durch die Straßen trug. 
Das italienische Luftschiff „C i t t ä d i Ferrara" 
warf sodann mehrere Bomben erfolglos gegen S. M. S. 
„Zriny i" und versuchte die abziehende Flotte anzugreifen, 
es enteilte aber schleunigst, als zwei Flieger zur Abwehr 
herbeiflogen, die übrigens alle ihre Bomben verworfen hatten. 
Dasselbe oder ein anderes Luftschiff war schon eine halbe 
Stunde nach Mitternacht von der Flotte auf dem halben 
Wege P 0 l a—A n c 0 n a im Gegenkurs gesichtet worden 
und befand sich zweifellos auf dem Wege nach Pola. Als 
aber zwei das Luftschiff begleitende Fahrzeuge vor unserem 
Geschützfeuer entflohen, 'da kehrte es auch gleich um und 
verschwand gegen Nordwesten, ohne, wie es scheint, die 
Flotte selbst gesichtet zu haben. 
S. M. S. „R a d e tz k y" beschoß die Eisenbahnbrücke 
über den Potenzafluß, die stark beschädigt werten konnte. 
S. M. S. „Admiral S p a u u", unterstützt von vier Zer- 
störern, beschoß die Eisenbahnbrücke über den S i n a r c a- 
fl n ß, die E.senbahnstation, Lokomotiven und das Pumpen- 
Haus in Eampo Marino, demolierte den Semaphor 
von T r e m i t i und beschädigte den von Torredi Mi leto. 
S. M S. „H e l g 0 l a n d", mit drei Zerstörern, beschoß 
V i e st 0 und M a n fr e d 0 n i a und stieß bei B a r l e t t a 
auf zwei italienische Zerstörer, die es sofort unter Feuer 
nahm und verfolgte. Der eine entkam, der zweite — „Tur- 
biue" — dagegen wurde von unseren Zerstörern „Ese p el"
	        
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