Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Verlautbarung der K 
Der seestrategische Wert von Italiens Ostküste kann fol¬ 
gendermaßen zusammengefaßt werden: 
Die langgestreckte Adriaküste unseres Nachbars im Süd-- 
westen ist derart nahe von unseren istrianisch dalmatinischen 
Gestaden gelegen, daß sie die maritimen Operationen sehr 
ernstlich zu beeinflussen vermag. Nicht nur, daß sie die Basis 
für alle gegen unsere Küste gerichteten Operationen abgeben 
kann, sie vermag dabei auch zum leidenden, das heißt zu 
jenem Teile gemacht zu werden, gegen welchen sich die Offensiv-- 
Operationen unserer Streitkräfte richten. Für eine opfer- 
freudige Flotte sind auch direkte Einwirkungen gegen die 
adriatische Westküste durch Landungsunternehmungen nicht 
ausgeschlossen, ja sogar zur Unterstützung der Operationen 
der Landarmee geboten. 
In dieser Beziehung befinden wir uns demnach in einer 
weit vorteilhafteren Lage als unsere Gegner, weil jede Lan- 
dung — wo immer sie längs der italienischen Küste unter- 
nommen wird — in kürzester Zeit empfindlichen Einfluß 
gserklärung Italiens. 
den Operationen evtl. eine ganz andere als die ursprüng- 
lich geplante Richtung aufzuzwingen. 
Es ist daher begreiflich, daß Italien um seine Ostküste 
sehr besorgt war und alles aufbot, um die ungünstigen 
Verhältnisse auszugleichen. Dies konnte natürlich nur durch 
die Flotte geschehen und eine solche bedarf der Stützpunkte. 
Nun sind aber die Bedingungen zur Schaffung von mar! * 
timen Basispunkten an diesem Adriagestade recht ungünstige: 
Die Küste ist wie früher erwähnt wurde, flach, eben 
und sehr arm an erhöhten Uferpositionen, geeignet zur Schaf-- 
fuug von wirksamen Küstenschutzanlagen, sowie an Ein-- 
buchtungen mit genügendem Fahrwasser und entsprechender 
Fläche, um größere Schiffsabteilungen mit allen ihren Troß- 
elementen für längere Zeit aufzunehmen. 
Nur an zwei Stellen reichen die Ausläufer der Apeninnen 
an die Küste heran, das ist mit dem Monte E o n e r o und 
in der Gegend von A n c o n a, dann nächst des Golfes 
von Manfredonia. Aber in diesen beiden Partien der 
332 Seekrieg 1915/16. 
auf die Operationen der Hauptarmee zu nehmen vermag, 
während Landungen an unserer Küste nur zu Nebenkriegs- 
schauplätzeu führen, die mit den Operationen der Haupt- 
armee gar nicht zusammenhängen. 
Eine einfache Betrachtung der Karte lehrt den großen 
Einfluß, welche Handstreiche an der italienischen Ostküste 
auf die Operationen der Landarmeen zu nehmen vermögen. 
Da sich die ersten Entscheidungskämpfe selbstverständlich in 
Venetien und der Lombardei abspielen müssen, so kann man 
sich leicht vorstellen, was z. B. die Landung eines größeren 
Heereskörpers im Räume Rimiui-Ravenna und 
ein Vorstoß desselben gegen B 0 l 0 g n a-F e r r a r a be- 
deutet, sowie daß eine solche Unternehmung geeignet wäre, 
jähr 1914 in den Bau gelegten 14 Torpedobootzerstörer 
der Francesco Nullo - Type waren erst gegen 
Ende des Jahres 1915 verwendungsbereit. Chef der See- 
streitkräfte war Vizeadmiral T r i fa r i, der Inspektor 
des Torpedodienstes an Bord des „Vettor Pisani", be- 
fehligte die nicht unmittelbar dem Hauptgeschwader zu- 
geteilten Torpedobootsverbände. Zwecks Verstärkung der 
Kreuzerverbände wurden die der Staatsbahnverwaltung 
gehörenden schnellaufenden Passagierdampfer „E i t t d i 
Palermo", „C i t t ä d i Eatania", „E i t t a d i 
Messina" und „E i t ä d i Syracusa" zu Auxiliar- 
kreuzern erklärt und mit je 4 Stück 12 Zentimeter- und 
12—16 Stück 7,? Zentimeter-Geschützen armiert.
	        
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