Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Unsere Offensive in Südtirol. 
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Stellungen des Gegners „erreichten", gehörte zu den all- 
bekannten Lächerlichkeiten der italienischen „Eroberer". 
Unsere neuen Stellungen verliefen ungefähr in folgender 
Linie: Von der Zugua Torta nach Valmorbia im Val- 
larsa, über die nordwestlichen Begleithöhen des Val bei Foxi 
(nördlich Anghebeni) auf den Monte Festo, über Roite und 
Cosmagnon |itttt Borcolapaß, von hier am Nordrand des 
Posinatales bis oberhalb Arsiero, hier nach Norden ab- 
biegend am Westrande des Asticotales bis zur Assamünduug, 
dann nach Ost über Castelletto, Roana, Monte Interrotto 
zum Monte Zebio und endlich wieder gegen Norden über 
Monte Zingarella und Cima Dodici zum Sugauatal. Im 
letzteren räumten wir Strigno und die umliegenden Ortschaften 
und setzten uns nördlich der Brenta in der Linie des Maso-- 
baches, südlich des Flusses auf dem Civarou fest. Ein Vergleich 
dieser Stellungen mit den in der Offensive erreichten zeigt 
deutlich die der neuen Sachlage entsprechenden taktischen 
Vorteile, welche wir durch unseren Rückzug erreichten. Aller- 
dings lagen für den Fall einer Wiederaufnahme der Offensive 
schwer überschreitbare Fronthindernisse vor uns. Aber die 
strategische Lage war dennoch viel besser für uns und unser 
Raum bedeutend größer als bei Beginn der ganzen Unter- 
nehmung. Unsere Truppen standen zum Teil auf feindlichem 
Gebiet und jetzt waren sie in den überhöhenden Positionen, 
nicht mehr der Gegner. Der Weg nach Rovereto und Trient 
war für die Italiener beträchtlich weiter und schwieriger ge- 
worden. Die Offensive war also auch in dieser Beziehung 
nicht vergeblich gewesen. Nicht geringer aber war ihr mora- 
lischer Effekt einzuschätzen. Die unwiderstehliche Energie, mit 
welcher unsere Truppen die Italiener aus ihren von Natur 
starken und zum Teil seit Jahren mit allen Künsten moderner 
Technik befestigten Stellungen hinauswarfen, hatte neuerlich 
gezeigt, was sie auch ohne Bundesgenossen zu leisten ver- 
mögen, wenn sie einsichtsvoll geführt und verwendet werben. 
Nachdem die Truppen ihre neuen Stellungen bezogen 
hatten, wurde auch der Erzherzog Thronfolger von der 
italienischen Front abberufen, um im Norden ein höheres 
Kommando zu übernehmen. Der Abschiedsbefehl, den er 
beim Scheiden an das XX. Korps richtete, welches unter 
seiner Führung von Erfolg zu Erfolg geeilt war, kenn- 
zeichnet das Verhältnis des Führers zu seinen braven 
Truppen: 
„Se. Majestät unser allergnädigster Oberster Kriegsherr 
geruhte, mir ein Armeekommando zu verleihen. 
Schwer, sehr schwer scheide ich von meinem braven, 
mir so lieb gewordenen Edelweißkorps, mit dem mich zeit- 
lebens die schönsten, stolzesten Erinnerungen verbinden 
werden. 
Alle Angehörigen des Korps haben während der Zeit 
meiner Kommandoführung wahrhaft Glänzendes geleistet. 
Viele heldenmütige Kameraden haben mit ihrem Blute die 
großen Erfolge des Korps erringen helfen: Ihrer gedenke 
ich in besonderer Dankbarkeit. 
Euch, die ich in Italien zurücklassen muß, die ihr be- 
rufen seid, Tirols heilige Berge auch weiterhin gegen den 
habgierigen welschen Erbfeind zu schirmen und zu schützen, 
euch allen danke ich aus ganzem Herzen für alles, was ihr 
geleistet habt, und versichere euch, daß ich euch allen ein 
dankbares und treues Gedenken bewahren werde. 
Leider kann ich mich infolge meines heute schon erfolgenden 
Abgehens nicht von allen Kommandanten, nicht von allen 
braven Truppen, wie ich so gerne getan hätte, verabschieden. 
Ich rufe euch aber allen ein herzliches Lebewohl zu und bitte 
Gott den Allmächtigen, daß er jeden einzelnen von euch sowie 
das Edelweißkorps in seiner Gesamtheit unter seinen Schutz 
nehmen möge, auf daß ich nach ehrenvollem Frieden euch 
alle wiedersehen, euch wieder begrüßen könne. 
„Sieg und Ruhm dem Korps!" Dies ist mein Abschieds- 
grüß. Gott mit euch!"
	        
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