Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Der Krieg gegen Italien. 
auf dem sich das westliche Panzerwerk befindet, erhebt sich 
5 Kilometer südwestlich Primolano zu einer Höhe von 
1636 Meter und beherrscht die ganze Westfront des be- 
festigten Raumes. Gegen ihn eröffneten am 8. Juni unsere 
schweren Mörser das Feuer. 
Im ganzen verlief unsere Front damals von Serravalle 
an der Etsch zum Nordrand der Corni Zugna, die wir auch 
bereits im Rücken über den Buolepaß aus dem Vallarsa 
her bedrohten, von letzterem nach Nordost zum Cosmagone 
hinauf, der dem Pasubio gegenüberliegt und dann parallel 
der feindlichen Linie Monte Forni Alti—Novegno—Monte 
Summano auf den Begleithöhen des Posinatales und dem 
Monte Priafora. Jenseits des Asticotales über Monte 
Cengio, Monte Lemerle, Monte Sisemol, Ronchi östlich 
Gallio zum Monte Meletta, Grenzeck und Suganatal westlich 
Ospedaletto. Diese Front wurde bis über Mitte Juni hinaus 
gegen alle wütenden Angriffe 
der von anderen Fronten 
herangeführten italienischen 
Reserven gehalten. 
Mittlerweile aber waren 
Ereignisse eingetreten, die von 
den strategischen Verhältnissen 
an der italienischen Front ganz 
unabhängig, diese doch 
gend beeinflussen mußten. Die 
Italiener, geschlagen und in 
jämmerlicher Verfassung, wur* 
den durch die Erfolge der Ruft 
sen gerettet. Es ist ihnen im 
Laufe der Geschichte schon wie- 
derholt begegnet, daß sie aus 
dem Kampfe ihres Feindes mit 
einem Dritten Profit ziehen 
konnten. Sie find dann immer 
stolz auf den Erfolg der ande- 
ren, den fie als ihren eigenen 
ausposaunen. Wie im Jahre 
1866 die Schlacht bei König- 
grätz Erzherzog Albrecht und sein Heer um die Erfolge 
von Enstozza brachte, so waren es diesmal die Ereignisse im 
fernen Wolhynien, welche den Erzherzog Eugen nötigten, 
die Offensive gegen Italien einzustellen und einen Teil des 
eroberten Landes kampflos dem geschlagenen Gegner zu über- 
lassen. Die Armee K ö v e s s wurde auf den nordöstlichen 
Kriegsschauplatz dirigiert und damit ergab sich die Notwendig- 
keit, unsere Front gegen Italien zu verkürzen und die vor 
den neuen Linien gelegenen Positionen zu räumen. Jnsbeson- 
dere wurde dadurch das weitere Vordringen in dem Räume 
zwischen der Etsch und dem Leno di Terragnolo und der 
Posina unmöglich gemacht, das nach dem Falle von Asiago 
und Arfiero die nächste Aufgabe unserer Offensive bildete 
und für welches die Mitwirkung jener Armee die nmgäng- 
liche Voraussetzung bildete. 
Unter den geänderten Verhältnissen konnte es sich in 
diesem Abschnitte nur noch darum handeln, durch Fest- 
Haltung des Eol santo-Massivs und der Zugna Torta 
Rovereto in möglichst ausgiebiger Weise zu decken. Auf dem 
Plateau der Sette Communi aber war unsere Stellung 
derart festzulegen, daß die steilen Höhen am Südrande des 
Val Sugana, welche die linke Flanke unserer Positionen 
im Räume von Borgo beschützten, nach wie vor in unserem 
Besitze blieben und daß weiter südlich jene dominierenden 
Punkte eingenommen wurden, durch deren Besetzung dem 
Gegner ein neuerliches Vordringen auf die Hochflächen 
von Folgaria—Lavarone verwehrt und zugleich uns die 
eventuelle Wiederaufnahme der Offensive erleichtert wurde. 
Der Rückzug in diese neugewählten Stellungen wurde 
erst angetreten, nachdem die rückwärtigen Verbindungen 
eingerichtet und alle Trains und schweren Batterien über 
die schwierigen Geländehindernisse in der vordersten Linie 
zurückgebracht waren. Das wurde, beim III. Korps be- 
ginnend, am 2?. Juni mit einem Schlag auf der ganzen 
Front vom Val Sugana bis zum Monte Cengio durchgeführt 
und fast gleichzeitig auch das ganze Gebiet südlich des Pvsina- 
tals geräumt. Der Rückzug vollzog sich vom Feinde un- 
bemerkt, ungestört und ohne Verluste. Kein Stäubchen 
Nach Erstürmung des Monte Meletta. Eingraben in der eroberten Stellung. 
Material wurde zurückgelassen, ja in den aufgegebenen italie- 
nischen Ortschaften wurde vorher noch eine tüchtige Kriegs- 
metallfammlung durchgeführt, die ein glänzendes Ergebnis 
lieferte. Auch Wolle und Leinen wurde gesammelt und alles 
in schönster Ordnung geborgen. Der ganze Stellungs- 
Wechsel wurde durchgeführt, ohne daß die Italiener etwas 
merkten; daß sie am 25. Juni nichts über dieses Ereignis 
meldeten, beweist deutlich, daß sie sich überraschen ließen. 
Mußte ihnen doch alles daran liegen, die erste rückgängige 
Bewegung des Feindes sofort mit allen Mitteln der Bericht- 
erstattung auszuposaunen. Tatsächlich setzten sie noch am 
Vormittag des 25. die Beschießung der von unseren Truppen 
bereits in der Nacht verlassenen Stellungen fort und erst 
am Nachmittag begannen italienische Abteilungen an ein- 
zelnen Frontteilen zwischen Astico- und Suganatal zaghaft 
vorzufühlen. Im Abschnitt zwischen Etsch und Astico hielt 
die Beschießung der verlassenen Stellungen den ganzen 
Tag und die nächste Nacht an, stellenweise noch am 26. 
morgens. Erst an diesem Tag meldeten dann die Italiener 
den Rückzug, den sie natürlich der Kraft ihrer Gegen- 
offensive zuschrieben. Daß Cadorna in seinen Berichten 
von „Erobern" sprach, wo seine Truppen längst verlassene
	        
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