Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Unsere Offensive in Südtirol. 
am 4. Juni östlich 
des Monte Cengio 
der Monte Panoccio 
erstürmt und damit 
die Beherrschung 
des Val Canaglia 
gewonnen, am 6. 
Cesuna und der Bu-- 
sibollo, am 7. der 
Gipfel des Monte 
Lömerle gewonnen 
wurde. Unterhalb 
des letzteren hielten 
sich die Italiener 
noch bis zum 10. An 
diesem Tage wur-- 
den die feindlichen 
Abteilungen über- 
raschend angegrif- 
fen und mit Ver¬ 
lust von 500 Ge- 
fangenen den Berg 
hinuntergeworfen. 
Es waren schwierige 
Kämpfe, die große 
Anforderungen an 
Führer und Truppe 
stellten. Der Wald 
ließ die Stellungen des Feindes, der heftigen Widerstand 
leistete, nur schwer erkennen und das sehr durchschnittene 
Gelände gestattete demselben überraschende Wirkung seiner 
Batterien. Schritt für Schritt mußte vorgegangen werden, 
wollte man unnötige Verluste vermeiden. 
Asiago, das, wie schon erwähnt, noch im feindlichen 
Feuerbereich lag, bot selbstverständlich für die italienische 
Artillerie gutes Ziel. Sie war prächtig darauf eingeschossen 
und eifrig bestrebt, die wenigen noch erhaltenen Häuser zu- 
sammeuzutrommeln. Dieses Vergnügen wehrte den Italienern 
niemand. Sie zerstörten ja Häuser ihrer Landsleute, die, 
was sie an Einrichtungsgegenständen und Hausrat besaßen, 
zum größten Teil darin zurückgelassen hatten. So war Asiago 
bald ein Trümmerhaufen. Der Bahnhof war ausgebrannt, 
die Kirche zusammengeschossen und was von weitem einer 
netten kleinen Ansiedlung mit bunten Dächern gleichsah, in 
der Nähe betrachtet, nur mehr das Gerippe einer Stadt. 
Nordöstlich von Asiago drang der linke Flügel des 
III. Korps in der Richtung gegen Primolano schrittweise 
vor. Die italienischen Gegenangriffe, welche Tag für Tag, 
oft auch Nacht für Nacht wiederholt wurden, vermochten 
unsere, nach einem genauen Plan vorbereitete Vorwärts- 
beweguug nicht aufzuhalten. Es fehlte ihnen auch der rechte 
Elan und unsere Truppen waren im Feuer zu hart geworden, 
als daß sie sich durch das jedem italienischen Angriff voraus-- 
laufende Geschrei hätten irremachen lassen. 
Am 7. Juni abends stürmten Abteilungen des bosnisch- 
hercegovinischen Infanterieregiments Nr. 2 und des steiri- 
scheu Infanterieregiments König der Belgier Nr. 27 den 
1827 Meter hohen Monte Meletta nordöstlich von Gallio. 
, „Was diese braven Truppen geleistet haben," schrieb ein Au-- 
genzeuge, „kann mit Worten kaum geschildert werden." Nicht 
einmal die allerprimitivsten Saumwege sind in dem Terrain 
vorhanden, über das die Stürme auf die italienischen Stell- 
ungen, welche der Gegner nicht nur wegen ihrer den Raum 
von Asiago beherrschenden Lage, sondern in gewissem Sinne 
auch als weit vorgeschobenen Stützpunkt des befestigten 
Raumes von Primolano mit verzweifelter Hartnäckigkeit 
zu halten suchte, gestützt werden mußten. Senkrechte Wände, 
hohe platte Steinbänder und vor den die Kuppe umspan- 
nenden Stellungen ein Wiesenstreifen, bildeten den An- 
griffsweg. Dazu Regen, der mit Hagel und Schneesturm 
abwechselte. Und nicht nur von der Meletta, sondern auch 
aus den Kavernen des nördlich benachbarten Castelgomberto 
kam starkes Feuer. Es bedurfte erst intensiver Artillerie- 
tätigkeit, um die Felsenstellungen mürbe zu machen, ehe die 
Infanterie angehen konnte. Und diesmal waren die Italiener 
aktiver als sonst. Die Alpini auf der Meletta hielten dem 
Artilleriefeuer in ihren arg mitgenommenen Deckungen 
Stand und erwarteten die Sturmkolonnen. Auf Steilwegen 
und Hängen kam es zu blutigen Einzelkämpfen, in denen 
allein 600 Alpini fielen. Der Feind suchte die über die Felsen 
Heraufklimmenden in die Tiefe zu stürzen, aber die Unseren 
ließen sich nicht mehr abschütteln und verbissen sich in den 
Höhenrand. Immer mehr unserer Leute faßten oben Fuß. 
Und nun begannen sie ihrerseits die Aipini zurückzudrängen. 
In langem blutigen Handgemenge wurde den tapferen 
Verteidigern die Kuppe entrissen. Ein in der Nacht ange- 
setzter Gegenangriff schlug fehl und am nächsten Tage wurde 
auch der Castelgomberto erstürmt. 
Bis zur Einnahme des Monte Meletta hatte sich die 
Zahl der seit Beginn des Monats Juni gefangen genommenen 
Italiener auf 12 400, darunter 21? Offiziere, erhöht. 
Durch die Eroberung des Mte. Meletta war die Beherrsch- 
uug der oberen Hälfte des Plateaus von Asiago mit Aus- 
nähme der Nordostecke, in der die Werke von Primolano liegen, 
gesichert. Nun sollte der Kampf gegen diese, den Südost- 
ausgang des Val Sugaua sowie den Eingang in das auf 
italienischem Gebiete nach Bassano führende Brentadefilee 
sperrende Befestigungsgruppe beginnen. Der Monte Lisser,
	        
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