Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Eroberte italienische 28 cm-Mörser auf Campomslon. 
aufzugeben, die dann von der 10. Kompagnie mühelos 
besetzt werden konnte. Nun galt es den letzten Anlauf, die 
Ersteigung der felsigen Gipfelpyramide des Berges. Über 
haushohe Blöcke, durch die jähen Krater, welche unsere 
30,5 Zentimeter-Mörser in das Gestein gerissen hatten, 
kletterten die Leute empor. Da flatterte plötzlich von der 
Brustwehr der feindlichen Deckung eine weiße Fahne. Ein 
Jubelschrei und vorwärts ging's, um an ihre Stelle die 
eigenen Farben zu setzen. Darauf aber hatten die Welschen 
gelauert. Auf kürzeste Distanz prasselte den Anstürmenden 
ein Hagel von Geschossen aus Revolverkanonen, Mitrail- 
leusen und Gewehren entgegen. Die Vierzehner wichen 
nicht. Sie warfen sich vorerst nieder, um das Feuer zu 
erwidern. Aber die Artillerie verließ das Fußvolk nicht. 
Mit verdoppelter Wucht schleuderte sie ihre Bomben gegen 
den Gipfel. Und als das Mondlicht mit den ersten silbernen 
Streifen die Bergzinnen krönte, setzte abermals der Sturm 
der Infanterie an und nach wenigen Minuten vermengte 
sich ihr siegschmetterndes Hurra mit dem stöhnenden Jammern 
der Unterlegenen. Um 8 Uhr abends waren die „Hessen" 
wieder Herren des Monte Coston. 
Der Kampf um den Berg schien bereits beendet, als der 
Kompagnie des Lt. Appel noch ein besonders glücklicher 
Schlag gelang. Als die Kompagnie auf dem Gipfel angelangt 
war, bemerkte der Leutnant am Osthange des Monte Coston 
starke zurückflutende Bewegungen des Feindes, der flucht-- 
artig seine dort befindlichen Kavernen verließ. Rasch ent- 
schlössen brachte Appel seine Kompagnie in Stellung 
und befahl, das Feuer zu eröffnen. Dabei wußte er es 
so geschickt hinter die Fliehenden zu verlegen, daß diesen nichts 
übrig blieb, als in ihre Kavernen zurückzueilen und sich dort 
zu decken. Da sie sich jeder Rückzugsmöglichkeit beraubt 
sahen, hißten sie kurz darauf die weiße Fahne. Ein Oberst 
(des 64. italienischen Infanterieregiments) samt seinem Stabe, 
eine große Anzahl von Offizieren und 350 Mann fielen unver-- 
wundet in die Hände der siegreichen Kompagnie, dabei die 
iz 000 Lire enthaltende Regimentskasse und zahlreiche Be* 
fehle reservaten und operativen Inhalts. 
So endete der 15. Mai im Zentrum unserer Offensive 
auf dem Plateau von Folgaria. Das Cdelweißkorps, dem 
ter Thronfolger bei Übernahme des Kommandos zugerufen 
hatte: „Wenn in nicht ferner Zeit für die Edelweißtruppen 
!er alte Kampfruf Vorwärts! schallt, da werdet Ihr Helden 
gleich Eure Aufgabe erfüllen, denn mit Gottes Hilfe — ich 
weiß es gewiß — was keine Truppe der Welt vermag, meine 
Braven, sie werden es vollbringen!" hatte das Vertrauen 
seines erlauchten Führers glänzend gerechtfertigt. 
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* 
Auch auf unserem rechten Flügel südlich Rovereto 
folgte der Artilleriebeschießung der erfolgreiche Angriff der 
Infanterie. Mehrere Gruppen waren in diesem Abschnitt zum 
Vorstoß bereitgestellt, eine, die von der festen Marsillistellung 
südöstlich Rovereto gegen den Rücken der Zugna Torta vor- 
stoßen sollte und eine, die den Eol santo und den Borcolapaß 
zum Ziel hatte. Die Zugna Torta steigt bis zu 1260 Meter 
Seehöhe auf und setzt sich fischrückenartig als schmaler Grat 
zu den Eorni Zugna (Eote 186?) nach Süden fort. Gegen 
Rovereto waren ihr drei Verteidigungsstufen vorgelagert; 
Unsere Offensive in Südtirol.
	        
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