Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Die von unfern Truppen gesprengte berühmte Jsonzobrücke bei Salcano. 
her im Gebrauch ge¬ 
standenen Drahtverhaue 
konnten selbst bei einer 
Dichtigkeit von meh- 
reren Metern durch die 
italienischer 
Bombarden gebrochen 
werden, die heutigen 
aber bestünden aus 
zahlreichen dünnen, pa¬ 
rallelen Drahtlinien von 
etwa 20 Meter Tiefe, 
so daß eine Bombarde 
wohl eine und vielleicht 
auch noch die benachbarte 
Drahtlinie aber nicht 
gleichzeitig alle die viel- 
fältigen Linien zerstören 
könne. Sonach müssen 
erst zahllosemale in prä- 
ziser, systematischer Weise 
Bombarden abgeschossen 
werden, um die Draht- 
linien so durchgängig zu 
brechen, daß die Jnfan- 
terie zum Sturme vor- 
zndrängen vermöge. 
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(646 Meter) und dem Monte Santo das Jsonzotal beherrscht. 
Im Süden, am linken Wippachufer, verlaufen die nördlichen 
Randberge des Comenplateaus, die, im Durchschnitt über 
400 Meter hoch, im Trstelj (64z Meter) ihren höchsten Punkt 
erreichen. Es ist klar, daß diese beiden begleitenden und be- 
herrschenden Höhenzüge die Verriegelung des Hügellandes 
östlich Görz wesentlich erleichtern. Der Feind mußte jetzt fron- 
tal gegen eine gerade, an den Flanken besonders starke und 
durchaus gesicherte Front anlaufen, er konnte nicht mehr, 
wie bisher, einzelne Punkte von drei Seiten her unter Feuer 
nehmen und konzentrisch angreifen. Kurzum, er war taktisch 
vor weit schwierigere Aufgaben gestellt als bisher. 
Das sahen sogar die im ersten Jubel so siegesgewissen 
italienischen Zeitungen bald ein. Der „Secolo" schrieb: „Der 
Feind vermochte eine Berichtigung seiner Verteidigungs- 
stellungen von der Wippach über Nadlogem und Kote 144 
bis zum See Pietra rossa zu erreichen. Hstlich und nördlich 
von Görz hat der Feind, nicht etwa unter italienischem Nach- 
drängen verzweifelt gewählte, sondern in moderner Weise 
vorbereitete Stellungen inne. Die feindliche Artillerie verfügt 
über gepanzerte Standorte und behutsamst versteckte Höhlen, 
sowie mächtige Wald- und Bergdeckungen. Es stehen hier 
auch bequeme, weite, für alle Kaliber tragfähige Fahrstraßen 
im Anschluß an die Eisenbahnzentren zur Verfügung. Tausende 
arbeiten hinter den Kampflinien Tag und Nacht, um die aus- 
gewählten Defensivlinien auszubauen und der Eisenbahnverkehr, 
dessen Mittelpunkt Dornberg ist, steigert sich fortwährend. Die 
Italiener befinden sich vor einem ausgedehnten Netze von Wider- 
standslinien, deren Überwindung Zeit und Besinnung kostet." 
„Giornale d'Jtalia" sah sich genötigt, auch die erst kürzlich 
genährten Erwartungen von einer überwältigenden Wirkung 
der italienischen „Bombarden" gegen Drahtverhaue und 
Schützengräben zu mäßigen und zu erzählen, daß die Feinde 
ihr neues System ausgedehnter Verschanzungen in Zement 
mit neuartigen Drahtnetzwerken umkleidet hätten. Die bis- 
Das Vorrücken der Italiener gegen unsere neuen Stellungen 
erfolgte zögernd und vorsichtig. Am Dienstag, den 8. kamen 
sie über den Kamm der Höhen westlich Görz. Nachmittags 
erreichten ihre ersten Patrouillen die Stadt und es kam zu 
Kämpfen mit kleineren Detachements unserer Truppen, die 
dort noch als Nachhuten standen. Im Laufe des 9. wurden 
unsere letzten Abteilungen aus dem Bereich der Stadt ge- 
zogen, aber diese blieb dauernd unter unserem Artilleriefeuer. 
Auf dem Plateau von Doberdo stiegen die Feinde langsam 
über den Raum des Monte San Michele und tasteten an der 
Selzer Straße vor, bis zu dem längst in Trümmer geschossenen 
Dorfe Dobetdo. Erst Samstag, den 12. kam es hier zu den 
ersten Gefechten an unserer neuen Linie. 
Eadornas Offensive sah sich bei Görz vor unseren 
neuen, außerordentlich stark angelegten und durch natürliche 
Vorteile des Terrains begünstigten Stellungen, die jede An- 
griffsarbeit erschwerten und unsere Verteidigung namentlich 
in artilleristischer Beziehung vortrefflich unterstützten. Die der 
Stadt Görz am nächsten liegenden Stellungen kamen an den 
Hängen von San Marco bis nahe an die Vorstadt St. Peter 
heran. Weiter nördlich überquerten sie, etwa 3% Kilometer 
von Görz entfernt, das Rosental und zogen gegen den Monte 
San Gabriele hin. Südlich hielten sie sich auf dem südöst- 
lich der Stadt gegen San Grad0 di Merna streichenden Hügel- 
zuge. Aus der Enge dieser Bogenstellung ergab sich die domi- 
nierende Herrschaft unserer Artillerie über die Görzer Ebene, 
die völlig flach daliegt und trotz vorzüglich ausgebauter Kom- 
munikationen alle Angriffsbetregungen des Feindes hemmte, 
weil eben jeder Punkt unter dem Feuer unserer Batterien stand. 
Unter diesen Umständen mußte das Bestreben der Italiener 
zunächst dahin gerichtet sein, sich den Frontalangriff auf unsere 
Linie bei Görz dadurch zu erleichtern, daß sie sich auf den Hoch- 
flächen, die den Flügeln unserer neuen Stellung Halt und 
Sicherheit gaben, vorwärts arbeiteten. Diesen Zweck verfolgten 
im Norden des Kampfabschnittes die wütenden Angriffe auf
	        
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