Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

284 Der Krieg i 
beim dritten Anlauf in unsere Gräben bei Zagora ein, wurde 
jedoch ungesäumt wieder hinausgeworfen. 
Im Görzer Brückenkopfe hielt das starke Geschützfeuer 
tagsüber an und steigerte sich gegen unsere Schützendeckungen 
auf der Höhe Podgora zu großer Heftigkeit. Ein feindlicher 
Angriffsversuch gegen diese Höhe wurde durch das Feuer 
unserer Batterien vereitelt. 
Auf dem Plateau von Doberdo stürmte die italienische 
Infanterie auch an diesem Tage wiederholt gegen den Monte 
S. Michele. Drei Angriffe wurden blutig abgeschlagen. 
Beim vierten gelang es dem Feinde in ein vorspringendes 
Stück unserer Stellung einzudringen. Ohne einen Befehl 
abzuwarten, stürzte sich das zweite Bataillon des eben zur 
Unterstützung herbeigerufenen Infanterieregiments Kron- 
prinz von Bayern Nr. 43auf den Feind und entriß ihm im 
ersten Anlauf seine Eroberung. 
Der Monte S. Michele aber blieb fest in unserer Hand. — 
Auch sonst brachen alle an diesem Tage gegen die Hochfläche 
gerichteten Vorstöße des Feindes vor der jähen Ausdauer 
der Verteidiger zusammen und endeten zumeist mit einer 
regellosen Flucht der Angreifer. 
Am 23. Oktober tobte der Kampf am Plateaurande in dem 
nördlichen Abschnitte zwischen Mainizza und dem Monte dei 
sei Busi mit unveränderter Gewalt fort, während im Süd-- 
abschnitt Tag und Nacht ruhiger verliefen. Die mit frischen 
Kräften immer von neuem vorgetriebenen Angriffe des 
Feindes scheiterten auch an diesem Tage vollständig. Südlich 
S. Martino gelang es ihm, in einige unserer vordersten 
Deckungen, die durch ein geradezu überwältigendes Artillerie-- 
feuer in Trümmer geschossen waren, einzudringen. Das 
brave Debrecziner Regiment Freihr. v. Conrad Nr. 39warf 
ihn aber im Verein mit der 3. Kompagnie des Regiments 46 
und dem 2. Bataillon des 29. ungarischen Landsturmregiments 
trotz 10—i2facher Übermacht wieder hinaus. 7 Offiziere und 
260 Mann mit 5 Maschinengewehren ergaben sich. Die 
übrigen wandten sich zur Flucht, wobei das mit voller Kraft 
einsetzende Verfolgungsfeuer unserer Geschütze und Ma- 
schinengewehre, die Scharen der Fliehenden niedermähend, 
reiche Ernte hielt. Mehr als 1000 feindliche Leichen und 3 zer-- 
schossene Maschinengewehre lagen vor'diesem Abschnitt. 
Auch in den übrigen Teilen der Schlachtfront vermochten 
die Italiener am 23.keinen bleibenden Erfolg zu erringen. 
Die mit beispielloser Erbitterung geführten Infanterie^ 
kämpfe bei Görz, wie die verzweifelten Anstrengungen gegen 
den Tolmeiner Brückenkopf und neuerliche Vorstöße bei 
Plava brachten ihnen nur furchtbare Verluste ein. Der Kampf 
wogte hin und her, dauerte auch nachts fort und endigte 
damit, daß unsere Truppen alle Stellungen in festem Besitz 
behielten. Am heftigsten waren die Angriffe auf den Monte 
Sabotino bei Görz. Dort gelang es den Italienern am 
Nachmittag, in unsere Stellungen einzubringen; am Abend 
waren sie wieder vertrieben und hatten 2 Offiziere und 216 
Mann unverwundet in unseren Händen gelassen. Nach neuere 
licher heftiger Bearbeitung mit schwerster Artillerie griffen 
sie wieder an, zwölfmal immer vergebens. Sie haben auf 
dem kaum 2000Schritt breiten Angriffsfelde dieses Höhen-- 
rückens Hekatomben geopfert. Noch ehe sie in den Wirkungs- 
bereich unserer Infanterie gelangten, wurden sie von unserer 
ausgezeichneten Artillerie dezimiert; kamen sie dann doch 
bis zu den Hindernissen, so gaben ihnen die Minenwerfer 
und Handgranaten den Rest und die Zurückflutenden fielen 
den Maschinengewehren zum Opfer. 
Da der Monte Sabotino sich als uneinnehmbar erwies, 
en Italien. 
verlegte der Feind an den nächstfolgenden Tagen den Schwer- 
punkt seines Angriffes auf den Südteil des Görzer Brücken-- 
kopfes, die Podgora. Mit einer nie dagewesenen Ausdauer 
wiederholten die Feinde ihre Stürme, bei denen sie jetzt 
auch Bomben mit giftigen Gasen verwendeten. Täglich kamen 
sie bis in unsere Gräben, täglich wurden sie wieder hinaus- 
geworfen. Ungezählte Leichen zeichneten die Wege ihrer vor- 
stürmenden und zurückflutenden Angriffskolonnen. Zu den 
Gefahren des Kampfes gesellten sich die Unbilden der Wit-- 
terung. Seit dem 27. Oktober regnete es fast ununterbrochen. 
Die Schützengräben im Lehmboden der Podgora, verschüttet 
oder weit ausgehöhlt durch die riesigen Geschoßtrichter der 
schweren Artillerie, bildeten nun ein Schlamm-Meer. Die 
Italiener sollen nach Gefangenenaussagen, um in ihren 
Schützengräben nicht zu versinken, in Ermanglung von 
Bretterunterlagen die Leichen in den Boden getreten haben. 
Am Plateau von Doberdo verliefen nach einem miß-- 
luugenen Massenangriffe gegen den Nordteil am 24. die 
nächsten Tage verhältnismäßig ruhig. Die italienische 
3. Armee zögerte mit dem Einsatz ihrer bisher zurückgehaltenen 
Kräfte und auch das Geschützfeuer ließ hier bedeutend 
nach. Dagegen setzte die 2. Armee ihre vergeblichen Anstren-- 
gungen fort und dehnte sie auch auf das Flitfcher Becken aus. 
Der Abschnitt von Plava stand zeitweise unter Trommelfeuer; 
gegen den Krn, den Mrzli vrh und die Höhen des Tolmeiner 
Brückenkopfes wurden vergebliche Angriffe gerichtet. 
Am 28. Oktober nahmen beide italienischen Armeen den 
allgemeinen Angriff mit voller Kraft von neuem auf. Die 
Schlacht war an der ganzen küstenländischen Front wieder 
im Gange. 
Wieder ging den zahlreichen Jnfanterieangriffen eine viel-- 
stündige gewaltige Artillerievorbereitung voran. Namentlich 
gegen den Görzer Brückenkopf, der offenbar um jeden Preis 
erobert werden sollte, erreichte die Tätigkeit der italienischen 
Geschütze einen Höhepunkt. Um 8 Uhr vormittags begann das 
Feuer aller Kaliber, um die Mittagsstunde steigerte es sich 
insbesondere gegen den Monte Sabotino und den Rücken von 
Podgora zu einem „Trommeln", das an Heftigkeit, Dauer 
und Munitionsaufwand der schwersten Geschütze das Feuer 
sowohl der früheren Tage der jetzigen Schlacht als auch 
jenes der heißesten Julitage im Görzischen bedeutend überbot. 
Nach sechsstündiger Vorbereitung durch solches Artilleriefeuer 
schritt der Feind zum Angriff gegen den Monte Sabotino 
und den Podgorarücken. Den Sabotino griffen 5 bis 6Ba¬ 
taillone an, denen starke Reserven folgten. Aber nur am 
südlichen Flügel dieses Abschnittes erreichte der Angreifer 
unsere schon völlig zerschossenen Gräben; und sogleich war 
er wieder hinausgeworfen. Die Hauptkräfte wurden durch 
ein vernichtendes Artillerie-, Infanterie- und Maschinen- 
gewehrfeuer zu verlustreicher Flucht in ihre Ausgangs- 
stellungen gezwungen. Auch der Einsatz neuer feindlicher 
Reserven vermochte den Angriff nicht nochmals vorzutragen. 
Auf der Podgora drang sehr starke feindliche Infanterie 
ebenfalls in einige zerstörte Grabenstücke ein und erstieg an 
einzelnen Punkten sogar die Kammlinie, von der man Görz 
zum Greifen nahe vor sich sieht. Da brachte ein glänzender 
mit Sturmsignal geführter Gegenstoß des dalmatinischen 
Landwehrinfanterieregiments Nr. 23alle Stellungen wieder 
in unseren Besitz. 
Die Verteidiger des Mrzli vrh hatten zwei feindliche 
Vorstöße abzuwehren; heftig tobte der Kampf auf den 
Hängen südöstlich des Berges: sie blieben fest in unserem 
Besitz. Ebenso mißlangen die unaufhörlich erneuerten An-
	        
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