Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Der Krieg gegen Italien. 
herauf und erklettern den Nordwest--, ja auch den Nordrand 
des Plateaus. Und weit rückwärts folgen Reserven auf Re- 
serven. Unser Feuer mäht die Stürmenden reihenweise 
nieder, aber die Lücken füllen sich, die wirren Haufen kommen 
schreiend und brüllend näher. Ein wildes, schonungsloses 
Handgemenge beginnt. Immer noch kommen sie die Hänge 
herauf wie Heuschreckenschwärme. Der Verteidiger in seiner 
verschwindenden Minderzahl wird so Schritt für Schritt 
bis auf die Höhe des Berges zurückgebrückt und dann noch 
ein Stück den Hang hinunter, bis Dolinen und Karstlöcher 
ihm Schutz gewähren. An diese klammert er sich mit dem 
Rest seiner Kräfte, denn schon kommt die Nachricht, daß in 
kurzer Zeit Unterstützung naht. Der Feind richtet sich auf der 
Höhe ein. Er traut der plötzlichen Ruhe nicht und wagt 
sich nicht weiter vor. Dafür setzt beim Leuchten der in der 
mittlerweile eingetretenen Dunkelheit spielenden Schein- 
werfer streuendes Ärtilleriefeuer ein, das Gelände nach 
Truppenansammlungen abtastend. Es vermochte den An- 
marsch unserer Reserven nicht zu verhindern und in ber 
Morgenfrühe bes 21. nahmen GM. v. B 0 0 g und Prinz 
Schwarzenberg mit bereitgestellten Reservenben Monte 
S. Michele in einem Sturme, von dem noch nach Tagen 
an der ganzen Jsonzofront mit Begeisterung gesprochen 
wurde. Namentlich war die Leistung eines Bataillons des 
mährischen Infanterieregiments Nr. 93 rühmenswert. 
Im Laufe des 21. Juli wurde unser Gegenangriff östlich 
Unterstände auf dem Podgora-Nordabschnitt. 
Sdraussina fortgesetzt und wurden alle Stellungen wieder 
in Besitz genommen. 
Im Abschnitte Monte Cosich—Polazzo schoben sich die 
Italiener bis zum Abend gegen unsere Stellungen, die mit 
Artilleriemassenfeuer überschüttet wurden, heran. Nachts 
griffen sie dann von Selz bis Vermegliano an, wurden aber 
blutig abgewiesen, wobei sich besonders der brave ungarische 
Landsturm hervortat. Am Morgen des 22. war ber Feind 
im Rückzüge; nur am Nordwestrande des Plateaus wurde 
noch erbittert gekämpft. 
Auch am Görzer Brückenkopf spielten sich am 21. heftige 
Kämpfe ab. Namentlich gegen Pobgora brachten bie Italiener 
immer wieder neue Kräfte vor; 10 Regimenter griffen hier 
nacheinander an. Drei Stürme scheiterten vor unseren 
Hindernissen, dann gelang es dem Feinde, in einzelne Graben- 
stücke einzudringen, aber nachts würbe er im Handgemenge 
wieder hinausgeworfen. Wieder war es die dalmatinische 
Landwehr, welche sich hier besonders hervortat. Hunderte 
von Feindesleichen lagen im Vorfelde von Podgora. — 
Ebenso scheiterten Angriffe schwächerer, mit Gasbomben 
bewehrter Kräfte bei Pevma und der Vorstoß zweier Regi- 
meter gegen den Monte Sabotino; ein Erfolg, der Haupt- 
sächlich der glänzenden Mitwirkung unserer flankierenden 
Artillerie zu danken war. 
Die Leistungen aller Truppen in diesen schwersten Tagen 
der zweiten Jsonzoschlacht fanden auch die volle Anerkennung 
des Oberkomman- 
dos der Südwest- 
front in nachstehen- 
dem Tagesbefehle: 
„Allen Truppen 
der 5. Armee, die in 
heldenmütigem Wi- 
verstände den Görzer 
Brückenkopf und den 
Plateaurand am un- 
teren Jsonzo gegen 
den immer erneuer- 
tenAngriffdesFein- 
des erfolgreich ver- 
teidigen, spreche ich 
meine vollste Aner- 
kennung aus, die den 
Kommandanten, Of- 
fizieren und Mann- 
schaften sogleich zu 
verlautbaren ist. Die 
Landsturmtruppen 
der dalmatinischen 
Landwehrgebirgs- 
brigabe haben in 
diesen Kämpfen vor 
einem neuen Feinde 
ihre alte Tüchtigkeit 
bewiesen und das 
durch Formierung als 
Gebirgsbrigade ihnen 
entgegengebrachte 
Vertrauen glänzend 
gerechtfertigt. 
Generaloberst 
Erzherzog Eugen 
m. p."
	        
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