Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Die Kämpft an der Kärntner Grenze. 
führen konnten, mußten die Nahrungsmittel durch Tragtiere 
oder auf Menschenschultern gebracht werden. Viele Stunden 
lang schleppten die Trägerkolonnen, bald in glühender Sonnen-- 
Hitze, bald in eisigem Winde ihre schweren Lasten bergan. 
Und nicht nur die Nahrung allein, auch die Munition und 
allen sonstigen Bedarf für die Schützengräben. „Von der Alm 
aus zur Kammhöhe empor — schreibt Karl Haus Strobl 
im „Berliner Tageblatt" — ist alles Fahren vorbei. Trag- 
tiere schaffen die Kochkisten nach oben, Menschen schleppen 
Bretter auf ihren Schultern und zäher, entschlossener, aus- 
dauernder als das Tier vermögen sie hier verhältnismäßig 
größere Lasten fortzuschaffen als dieses. Ich sah Landsturm-- 
durch Quarzadern, durch Granit und Gneis. Meisterhaft 
sind die Deckungen im Kiefergestrüpp versteckt. Sie verschwin- 
den zwischen Gestein und Rasen in einer Wildnis von Alpen- 
rosenkräutern. Und dabei war die Stimmung der Truppen 
stets eine ausgezeichnete. Obwohl viele von ihnen direkt aus 
dem Flachlande — ohne den Umweg über die Karpathen — 
gekommen waren und sich erst den neuen Aufgaben anpassen 
mußten, die der Alpenkrieg in Höhen von 2000 Meter stellt. 
Die Alfölder Ungarn machten erst große Augen, als sie 
die Berge sahen. „Da kann doch kein Mensch hinauf," sagten 
sie. „Aber Kinder, morgen werden wir oben sein," hieß es 
und es ging! Bewunderungswürdig rasch paßten sie sich 
Fort Hensel nach der Beschießung. (Italienische Fernaufnahme auf 4000 Meter Entfernung.) 
männer den steilen Weg vom Tale aus antreten, von denen 
jeder zwei 4 Meter lange Bretter auf den Schultern trug. 
Es waren mehr als 1000 Meter Steigung zu überwinden. 
Ein Weg, auf dem viele Stellen auch dem Unbelasteten un- 
angenehm werden, von denen eine gar den Namen „der 
böse Tritt" bekommen hat. — Das gleiche Wunder von 
Entfesselung ungeahnter Menschenkraft weisen die Lauft 
gräben und Schützengräben auf den Höhen auf. Sie sind 
in das Gestein genagt nicht auf dem bequemen Wege moderner 
Steinbruchtechnik. Dynamit und Ekrasit dürfen hier oben 
zur Sprengung nicht verwendet werden, um dem Feinde 
den Arbeitsort nicht zu verraten. Auf dem feindwärtigen 
Hange des Kammes haben sich die Leute nachts eingraben 
müssen; ohne Licht, bei Mondschein, oder Sternenschein, in 
den dunklen Nächten blind tappend. Das Werkzeug war der 
Jnfanteriespaten, später erst bekamen sie Brecheisen und 
Steinschlegel. So haben sie sich in den Felsen eingegraben 
diesem Gebirgskrieg an und in wenigen Tagen waren sie 
auch als Bergkletterer ebenbürtige Rivalen der italienischen 
Alpini." * * 
* 
Dem nicht gerade freundlichen Sommer war ein Herr- 
licher Herbst gefolgt, der es den Truppen ermöglichte, sich 
für den Winter in den Stellungen einzurichten, zumal da auch 
der Defensivkrieg in dieser Zeit ruhiger geworden war. Solide 
Unterstände wurden hergerichtet, die dem Wetter und den 
Kugeln trotzen konnten und an Behaglichkeit boten, was sich 
unter solchen Umständen verlangen ließ. An den Stand- 
punkten der Bataillonskockmandanten bauten sich nach und 
nach kleine Ortschaften auf, für die Kranken und Verwun- 
deten wurden zur ersten Unterbringung Marodenhäuser ge- 
baut, Prügelholzbauten mit doppelten Wänden, deren obere 
Räume zur Aufnahme der Vorräte dienten. Denn je kälter 
es wird, je mehr. Schnee zu erwarten ist, desto selbständiger
	        
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