Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Die Brussilow-Offensive im Sommer des Jahres 1916. 
105 
Am 26., 27. und 28. erfolgen nur Teilangriffe, welche 
hauptsächlich gegen die Stellung weiter südlich gerichtet 
waren; die Brandenburger vollendeten die blutige Arbeit 
dieser mehrtägigen Schlacht, mit welcher der Feind mit 
schweren Verlusten (40000 Tote, 60000 Verwundete, 5500 
Gefangene und 28 Maschinengewehre) einige hundert Meter 
Schützengraben bei Skrobowa erkaufte. 
Die Kämpfe im August 19t6. 
Jubel und stürmische Begeisterung erfüllte die Herzen unse- 
rer tapferen Kämpfer an der Ostfront auf die Kunde von der 
Ernennung des feit den unvergeßlichen Tagen von Arstero und 
Astago vom Glorienschein des Feldherrnruhmes umstrahlten 
jugendlichen Thronfolgers Erzherzog Karl FranzJofeph 
zum Oberbefehlshaber in Galizien 
und Bukowina. 
Das gigantische Ringen gegen die 
russischen Heeresmassen trat in eine 
neue Phase. Die schütteren Reihen 
unserer Fr ont südlichdes Dnjester, neu 
gekräftigt durch die aus der italieni- 
schen Front herangezogene z. Armee 
(GO> v. Kövess), hemmte bald den 
kurzen Siegeslauf Brusstlows. 
Auch im Monate August zeigten 
die Angriffsrichtungen der Russen, 
daß sie die Hoffnung auf Lemberg und 
Kowel noch nicht aufgegeben hatten. 
In der Bukowina nahm der Kleinkrieg 
im Gebirge seinen Fortgang. Unsere 
Front stand dort viel zu fest, als daß 
die Russen irgendwelche Aussichten 
auf einen Durchbruch nach Ungarn 
gehabt hätten. Hingegen setzten sie 
nach der Besetzung vonBrodydasBe- 
streben, Lemberg zu erreichen, durch 
erneute starke Angriffe in dem 
Raum zwischen Brody und Tarnopol 
fort. Nach großer Artillerievorberei¬ 
tung setzte hier ein Gewaltstoß auf 
Lemberg ein. Doch der Erfolg blieb nach wie vor aus. Ein Ein-- 
bruch bei Zaloscze wurde durch eine deutsche Division unter 
Gen. v. Eben, die zwischen Zloczow und Zborow eingesetzt 
wurde, wettgemacht. Am 7. August war der Feind über seine 
alten Stellungen bei Grobla zurückgeworfen. Die Höhen bei 
Horodyscze wurden im Sturm genommen. Es traten einige 
Tage Ruhe ein. Am 10. August erfolgte ein erneuter Angriff. 
Eine kleine Einbuße bei Neterpinze wurde durch blutige Arbeit 
der verbündeten Artillerie vergolten. 
Am 12. erfolgte hier ein erneuter Durchbruchsversuch auf 
Lemberg. Diesem gewaltigen Vorstoß mußten unsere Truppen 
unter schweren Nachhutgefechten ausweichen und im Anschlüsse 
an die Armee Bothmer eine Stellung in der Linie Höhe Zlota 
Gora nördlich Zborow—Jaroslawice—Perepelniki—Manojow 
—Batkow beziehen, was bis zum iz. August durchgeführt war. 
Am 16. August wurde ein neuerlich eingesetzter Massenangriff 
mit blutigen Verlusten abgewiesen. Am 21. August errangen die 
Russen einen kleinen Erfolg bei Zwyczyn und Czepiele nördlich 
Batkow, dochein Gegenstoß warfsteaus Zwyczyn wieder hinaus. 
Am zi. August erfolgte ein sehr starker russischer Angriff 
gegen die Höhe Zlota Gora und den Ort Jaroslawice. Der 
beherrschende Punkt war die Höhe von Zlota Gora. Diese 
GdJ. Johann Ritter von Henriquez. 
wurde mit äußerster Zähigkeit im Verein mit sächsischen Jägern 
gehalten. Der Feind wurde jedesmal im Handgemenge ge- 
worfen und dieser wichtige Punkt blieb in unserer Hand. An 
der Eisenbahn und Straße Zborow—Pluchow waren die Russen 
zwar vorwärtsgekommen und ein Sack von fünf Kilometer 
Breite und acht Kilometer Tiefe war in unsere Stellung vor- 
getrieben, aber von Norden beherrschten wir die Flanke, welche 
die Russen durch Umfassung zu sichern versuchten. 
Südlich des Dnjester gingen wir aus der Linie Ottynia— 
Tlumaczuach heftigemKampf, in welchem wir gelegentlich eines 
Gegenangriffes 1000 Gefangene machten, auf die Linie Ottynia 
—Tysmjenica (7. August) zurück, an welchem Tage südwestlich 
Delatyn gleichfalls ein sehr starker feindlicher Angriff erfolgte. 
Inder Erkenntnis, daß die örtlichen Verhältnisse ein Festhalten 
der Stellung nicht zweckmäßig erscheinen lassen, wurde unsere 
Front aufdie westlich Stauislau sich in 
nord--füdlicher Richtung hinziehenden 
Terrainwellen hinter der Bystrzyca 
verlegt. DieStadtwurdeam8.August 
ohne Kampf geräumt. Auch Mona- 
sterzyska mußte vor überlegenen feind- 
lichen Kräften aufgegeben werden.Am 
12. versuchten die Russen nordwestlich 
Stanislau mit zwei Divisionen anzu- 
greifen. Nach einem Tag und Nacht 
andauernden Kampf, wobei sich die 
Honv6dhusaren der Gruppe H a d ffy 
auszeichneten,wurde der Feind gewor- 
fen. Weitere größere Kämpfe fanden 
an dieser Front im Verlaufe des Mo- 
nates August nicht mehr statt, und wir 
hielten fortan die Linie Mariampol 
—Stanislau—Nadworna fest. 
Die Armee GO. Graf v. Both- 
mer im August. 
Im Bereiche der Armee Both- 
mer fanden Anfang August schwere 
Kämpfe in dem Winkel nordwestlich 
Tarnopol um die Worobiowkahöhe 
statt, wo sich das Ujvidöker Infanterieregiment Nr. 6 besonders 
auszeichnete und wo Truppen beider benachbarten Armeen, 
Bothmer und Böhm-Ermolli vereint kämpften. An 
den übrigen Teilen der B 0 t h m e r front scheiterten auch die 
im August unternommenen Angriffe der Russen; nur in der 
Richtung über Monasterzyska, welches am gleichen Tage wie 
Stanislau geräumt werden mußte, machten die feindlichen, 
sehr bedeutenden Angriffskräfte des Feindes einige Fort- 
schritte, zumal nach dem Aufgeben von Stanislau eine Zurück- 
Verlegung der Both mer front an die Zkota Lipa erfolgte. 
Diese vollzog sich in der Zeit vom 14.-17. August freiwillig 
und ohne Kampf. Den Hauptangriffspunkt der Russen bildete 
hier seit Ende Juli der Ort Horozanka, nördlich des Dnjester, 
gegen den sich am 20., 22. und 2?. August heftige Angriffe 
richteten. Hier im Räume nördlich des Dnjester wurden auch 
die türkischen Truppen verwendet. Sie hatten mit deutschen 
und österreichisch-ungarischen Truppen schon früher in der Ari 
Burun- und Anafortafront, sowie bei Sedil-Bahr gekämpft, 
wo sich die Verbündeten gegenseitig schätzen lernten, und 
wirkten auch hier einheitlich für die gemeinsame Sache. 
Bei dem freiwilligen Rückzüge Bothmers sollen die 
Russen 5000 Tote, die Deutschen 80 Verwundete gehabt haben!
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.