Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Die Brussilow-Offensive im Sommer des Jahres 1916. 
bis südlich Olyka. Dort bildete sie einen kleinen, nach Westen 
in die Stellung der Verbündeten einspringenden Bogen. 
Dnbno war jedoch in deren Besitz. Von hier aus hatte die 
Kampffront wieder Richtung nach Süden; sie lag westlich 
Kremieniec, östlich Nowo-Alekfiniec, wo sie die galizische 
Grenze überschritt und östlich Zalosce gegen den Oberlauf 
der Strypa führte. Von dort folgte sie dem Ostufer der 
Strypa bis gegen ihre Einmündung in den Dnjestr, wo 
Usczieszko in russischem Besitze war. Das Nordufer des 
Dnjestr war von nordwestlich Zalesczyki bis nördlich Okna 
in unserem Besitz; dann überschritt die Kampflinie den 
Onjester und zog sich östlich Okna, Toporontz und Bojan 
zum Prulh, wo sie an der rumänischen Grenze endete. 
Dieser, mit allen modernen technischen Mitteln sehr wider-- 
standsfähig ausgestalteten eigenen Front lag eine ebensolche 
feindliche gegenüber. In Wolhynien und in Ostgalizien 
schwankte die gegenseitige Entfernung zwischen 1000 und 2000 
Schritte, zuweilen näherten sich aber die Linien bis auf 400 
Schritte. Im Ver* 
laufe der sich zeit* 
weise an verschie¬ 
denen Punkten 
abspielenden Teil- 
gesechte kamen zwar 
stellenweise kleine 
Veränderungen 
und Verlegungen 
der Verteidigungs- 
linie vor, im gro-- 
ßen und ganzen 
blieb aber dieselbe 
in der zwischen den 
großen Aktionen 
herrschenden ver¬ 
hältnismäßigen 
Ruhezeit nnver- 
ändert. 1 
Die im April er¬ 
folgte Ernennung 
General Bruffilows, der im russischen Heere eine große 
Popularität genoß, zum Oberkommandierenden der Südwest-- 
front, dann die Bereifung dieser Front durch den Zaren, 
ließen darauf schließen, daß sich hier bedeutende Ereignisse vor- 
bereiten. Am 12. April kam der Zar nach Chotin und ins 
Hauptquartier B r u ssi l 0 w s, Kamieniec—Podolski, wo er 
eine große Heerschau abhielt, welcher aber das Erscheinen zweier 
österreichisch-ungarischer Flieger ein etwas überhastetes Ende 
bereitete. Die Aufklärungstätigkeit nahm in der Folge an 
unserer Front zu; zahlreicher und häufiger zeigten sich schon 
im selben Monate die russischen Flieger über unserer Front, 
auch Großkampfflugzeuge einer neuen Type (System Sykorski) 
konnten festgestellt werden, doch flogen sie meist auf über 
3000 Meter Höhe und wichen jedem Kampfe aus. Dank 
unserem ausgezeichnet organisierten Beobachtungs- und Ab- 
Wehrdienste überflogen sie nur selten unsere Linie. Am 
14. April um ? Uhr früh erschienen 7 feindliche Flieger 
(darunter 4 Kampfflieger) über Ezernowitz und den Bahn- 
anlagen nördlich der Stadt. Zur Abwehr stiegen einige 
unserer Flugzeuge auf, denen es nach einem zweistündigen 
iuftkampfe gelang, einen feindlichen Kampflieger auf 30 
Schritte Entfernung abzuschießen. Das feindliche Geschwader 
flüchtete. Das getroffene Flugzeug landete im Sturzflug bei 
Bojan zwischen der russischen und unserer Linie, und wurde 
durch unser Geschützfeuer vernichtet. Der feindliche Be- 
obachter war tot, unsere Flugzeuge kehrten unversehrt zurück. 
Das war der einzige nennenswerte Flug russischerseits 
an unserer Front; Erfolg hatte er keinen, trotz der in den 
russischen Blättern angeführten, über die Bahnhöfe von 
Zuczka und Ezernowitz abgeworfenen 50 Bomben. 
Außer der beiderseits lebhaft betriebenen Fliegertätigkeit 
erfolgten die Rekognoszierungen entlang der ganzen Ost- 
front, infolge des noch sehr schwer gangbaren Geländes, 
zumeist durch kleinere Patrouillen, welche in den über- 
schwemmten Gebieten Wolhyniens häufig kleine Wasserfahr¬ 
zeuge, sogenannte „Bajdaren" mit einem Fassungsraume von 
z bis 4 Mann benützten. Auch zeitweise an verschiedenen 
Punkten der Front sich verstärkendes Artilleriefeuer diente 
dem Zwecke der Ausforschung der gegenüberliegenden Front. 
Größere Rekognoszierungskämpfe fanden im April an der 
unteren Strypa und südöstlich von Buczacz (iz. April), nord- 
westlich von Dubno (21. April) und nördlich von Mlynow 
(28. und 29. April) 
statt; am 4. Mai 
brachten unsere Er- 
knndnngstruppen 
nordwestlich von 
Tarnopol einen 
russischen Offizier 
100 Mann als 
Gefangene ein, am 
6. Mai vertrieben 
Truppen der Ar- 
Erzherzog I 0- 
h Ferdi- 
nand südwestlich 
von Olyka die 
Russen aus einem 
unmittelbar vor 
Front liegen- 
den Wäldchen. Auch 
an anderen Stel- 
len unserer Front 
herrschte zeitweise eine erhöhte Gefechtstätigkeit, wie am 
oberen Sereth und nördlich von Ezernowitz, wo am 2. Mai, 
und zwar nördlich des Dorfes Rarancze, einer unserer 
Kampfflieger ein feindliches Flugzeug abschoß. 
Während ansonsten an unserer Front verhältnismäßig 
Ruhe herrschte, brachten verschiedene Zeitungen schon Mitte 
April Meldungen von allerlei Truppenverschiebungen in 
Bessarabien (Fremdenblatt vom 15. April), wobei die Ver- 
mutung ausgesprochen wurde, daß die Russen, nach dem 
Scheitern ihrer Offensive am strategischen Nordflügel, eine 
Aktion am Südflügel beabsichtigen. Weitere Nachrichten 
besagten, daß im Nordteil der Strypafront tüchtige sibirische, 
südlicher südrusfische Regimenter stünden, alle gut ausge- 
rüstet und bewaffnet. Die Artillerie wäre zum großen Teil 
japanischer Herkunft, und auch von japanischer Mannschaft, 
unter japanischem Kommando, bedient. Desgleichen wären 
auch französische und englische Offiziere an der Front tätig. 
Belgische Panzerautomobile wurden bei Tarnopol konstatiert 
Was die Kommandoverhältnisse anbetrifft, so führte, 
wie bereits früher erwähnt, seit Mitte April an Stelle 
des bisherigen Kommandanten GL. Iwanow, GL. 
B r n s s i l 0 w den Oberbefehl an der russischen Südwest- 
front. Ihm wurde auch die zur Nordwestfront gehörende 
Armee des Gen. L e s ch unterstellt, die Generaladjutant
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.