Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

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Feldzug gegen Rußland. 
Im Gebiete der Armeegruppe des GdK. Böhm- 
Er molli begannen um diese Zeit ebenfalls Artilleriekämpfe. 
Und am 16. März war der ganze Abschnitt Böhm-Ermolli 
von W e r b a an der I k w a bis P l e s z k o w c e am S e r e t h 
laut vom Donner der Kanonen, die sich hauptsächlich in der 
Jkwa-Niedernng zwischen S a p a n o w und T a 
nobar nicht genug tun konnten. Weiter südlich bei D u- 
n a j o w hatten sich auch die kurztönenden Stimmen der 
Minenwerfer eingemischt. 
Dieses plötzliche Fieber, das nur zwei Tage lang anhielt, 
hatte auch den Feind vor der 4. Armee erfaßt. 
Es war dies alles bloß ein Aufflackern und baldiges 
Verlöschen der Gefechtstätigkeit zwischen B n r k a n ö w 
und der Bere si n a. 
Unaufhörlich lohte der Kampf nur im Bereiche der 
7. Armee. Wohl jeden Tag stand ihre Front bald im ge- 
mäßigten, bald und stellenweise in wildem Trommelfeuer. 
Dazwischen brachen feindliche Jnfanterieangriffe vor, wie 
am 16. März, wo die vorgeschobenen Gräben der 15. I n- 
fanteriedivision nördlich Iazl0wiec und die 
der 6. Kavalleriedivision bei Chmielowa 
und Latacz immer wieder gestürmt wurden, doch ohne 
jeglichen Gewinn. 
Auch die Stellungen zwischen Dokzokhöhe und 
Bojan litten viel unter russischem Geschützfeuer. Zudem 
hatte die Schneeschmelze Deckungen und Gräben vielfach be* 
schädigt, stellenweise waren sie eingerutscht. Welche Mühe, 
dies alles wieder aufzubauen, daß es armseligen Schutz und 
Schirm versprach! Die Reinigungs- und Entwässerungs- 
arbeiten bedurften vieler Arme. Und war der Laufgraben 
hergestellt, seine Wände durch Faschinen gestützt, zerstörte 
ihn ^wieder die Wut schwerer feindlicher Geschosse. Auf 
heißem Boden stand hier das XI. K 0 r p s unter Führung 
des GdK. K 0 r d a. Hielt es doch jene Pforte verrammelt, 
die dem Feinde den Eingang zur vielumstrittenen Hauptstadt 
der Bukowina wehrte. 
Aber auch die Russen litten hier unter den Unbilden des 
Wetters. Vor den Stellungen der 40. Honvödin- 
fanteriedivision östlich Rarancze am H n- 
k e u b a ch e hatte der schmelzende Schnee ihre Vorposten-- 
grüben so versumpft, daß die Besatzung auf die Haupt- 
stellung zurückgehen mußte. Die zerrinnende Schneedecke 
ließ nun auch die furchtbaren Verluste während der Neujahrs-- 
schlacht erkennen. Immer noch lagen Leichen vor den Stel-- 
jungen des Xl. Korps, viele vom Artilleriefeuer gräßlich 
zerrissen. Ein Bild menschlichen Jammers enthüllte hier 
des Frühlings junge Kraft. 
Zwischen D 0 kz 0 k und R a r a n c z e, in der Linie der 
10. Jnfanteriebrigade, schwirrten am 17. März 
die Handgranaten, am nächsten Tage litt die Front des 
XI. Korps, vornehmlich die Räume um Topo- 
routz, Rarancze, D 0 kz 0 k bis zum Pruth unter 
Geschossen aller Kaliber. 
Und am 19. März, an dem Tage, da die Dnjester- 
s ch a n z e der russischen Übermacht in die Hände fiel, schien 
die ganze Front der 7. Armee in Aufruhr geraten zu 
sein. Schwere Granaten fielen in die Stellungen des 
XIII. Korps östlich von B u c z a c z an und versuchten 
die Truppen der 3 6. Infanteriedivision gegen 
die Strypa zurückzudrängen. Sie trommelten auch auf 
jenem Abschnitt der Gruppe B e n i g n i, der nordöstlich 
des Dnjesters sich tapfer wehrte. Nach wütendem 
Feuer setzten die Russen hier zwischen Wyg 0 da und 
Winiatyücezu einem Durchbruch an, der aber scheiterte. 
In der Nacht noch zerschnitt der Feind auf Bataillonsweite 
nordwestlich von Wyg 0 da seine eigenen Drahthindernisse. 
Unsere Truppen harrten eines neuerlichen Sturmes. Aber 
nachts blitzte nur das Mündungsfeuer der Geschütze auf und 
die Granaten kamen wie zagend. Gefangene Russen brachten 
Nachrichten über Truppenverschiebungen gegen die Front 
nördlich von Dünaburg, denn südlich der Düna in der Seen- 
platte war die russische Offensive schon einige Tage im Gange. 
Am 20. März nachts drang eine stärkere feindliche Ab- 
teilung längs der Bahn Ezortköw—Buczacz aus 
der Richtung östlich Trybuchowce vor. Doch kam ihr 
Angriff schon im Artilleriefeuer zum Stehen. Und auch die 
übrigen Vorstöße gegen die Stellungen des Xill. Korps 
mißlangen: so östlich Zaleszczyki Mk, nördlich von 
Jazlowiec, wo die 15. Infanteriedivision 
energisch abwehrte und auch an ihrem Südflügel, der sich 
an den D n j e st e r lehnte. 
Am Morgen des 22. März rückten mehrere feindliche 
Bataillone gegen die vorgeschobene Grabenlinie östlich von 
Swierzkowce—Ehmiel 0 wa vor. Nun konnten 
die geringen Truppenteile keinen genügenden Trotz bieten 
und wurden in die Hquptstellung zurückgenommen. 
Wieder lag die Strypa front im Geschützfeuer. Auch gegen 
die D n j e st e r stellungen regnete es viel schwere Granaten. 
DerOrtSiema kowce litt besonders und die Sa mnszyn- 
schlinge war überdeckt vom Rauch platzender Geschosse. 
Die Nacht auf den 21. März hatte auch der deutschen 
Südarmee Arbeit bereitet. Nördlich Bnrkanüw, im 
Abschnitt S 0 k 0 l 0 w—S 0 k 0 lniki waren gegen einen 
vorgeschobenen Stützpunkt zweimal 1—2 Bataillone vor- 
gegangen. Doch die Abteilungen der hier verteidigenden 
54. Infanteriedivision hatten sie gründlich ab- 
gewiesen. 150 Tote, darunter 3 Offiziere, deckten die Kampf- 
statt, 100Gefangene wurden über die Strypa im Morgen- 
dämmern befördert. Wohl versuchten noch am Tage mehrere 
feindliche Kompagnien die Höhe 357 östlich Sokol- 
n i k i zu erobern, wurden aber wie ihre nächtlichen Vor- 
gänger zurückgeschlagen. 
Im Bereiche der 1. A r m e e hatten die Russen am 20. März 
beiStrakk 0 w, südlich D u b n 0, einen Brückenschlag über 
die I k w a vorbereitet. Aber das Geschützfeuer der 2 5. 
Infanteriedivision wußte ihr Vorhaben recht- 
zeitig zu vereiteln. 
Und im Kampfraum der 4. A r m e e brachte in gleicher 
Nacht die Artillerie das Gebelfer feindlicher Minenwerfer 
beiLitwaundRomsazkowszczyzna zum Schwei- 
gen. Flammen schlugen aus den russischen Stellungen und 
der Brand dauerte bis in den sonnigen Morgen. 
Auch beim Korps F a t h, das dem Heeresgruppen- 
kommando des GO. v. Linsingen direkt unterstand, gab^s 
besonders in der Linie der 2 6. S ch ü tz e n d i v i s i 0 n, die 
westlich des Styr Ezartorysk gegenüber sich hinzog, 
kleinere Gefechte. 
So flackerte südlich des P r i p j a t y bald da bald dort 
der Kampf auf. Aber nie kam es zu einem Brande, der 
die ganze Front entfacht hätte. 
Nur die 7. Armee kam nie zu Rast. Hier hielt das 
Artilleriefeuer ohne Pause an und die schweren Geschosse 
waren tägliche, rücksichtslose Gäste besonders in den Stel- 
lungen, die sich von der Dokzokhöhe bis Z u r i n am 
Pruth erstreckten. Aber dort verteidigte die Brigade 
Papp standhaft jede Fußbreite des Bodens. Oft ver¬
	        
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