Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

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^Die Sommeroffensive der De 
„Alle Einwohner in Stadt und Land sind zur Auswaude- 
rung in die besonders bezeichneten Gebiete des Gouver- 
nements Wolhynien verpflichtet. Alle landwirtschaftlichen 
Geräte, Bauernwagen und alle beweglichen Sachen, die 
bei der Auswanderung nicht mitgenommen oder trans-- 
portiert werden können, müssen vernichtet werden. Ebenso 
sind alle Vorräte an Brot, Getreide und Mehl, die von der 
Bevölkerung nicht mitgenommen werden können, zu ver- 
brennen. Die Bevölkerung der auswandernden Gemeinden 
hat sich den Anordnungen des bevollmächtigten Gemeinde-- 
Vorstandes zu fügen. Dieser ist verpflichtet, ein Familien- 
register, enthaltend alle Personen, Kinder und Erwachsene, 
aufzustellen, zwecks richtiger Verteilung der staatlichen Unter-- 
stützuug. Das Bürgermeisteramt eines jeden Ortes hat den 
Tag bes Abmarsches der Einwohner bekanntzugeben. Pferde 
und Kühe müssen mitgenommen werden. Sollte jemand 
zur Mitnahme seines Viehes nicht imstande sein, so hat 
scheu in Rnssisch-Poleniyi;. 119 
Sochaczew — östlich Skierniwicze—Rawa—Nowe Miasto— 
Jlza nach Jozesow an der Weichsel. Die Kämpfe um den 
Besitz dieser Linie wurden Monate hindurch mit großer Hart- 
näckigkeit und Erbitterung geführt. Der Feind wußte nur 
allzu genau, von welcher Wichtigkeit die Behauptung dieser 
Stellung, die sich strategisch gut auswerten ließ, für seine 
Operationen war. Ihr Aufgeben bedeutete nicht weniger als 
die Herausforderung eines Vorstoßes der Verbündeten gegen 
Warschau. Dieser konnte nach den Ereignissen, die sich als 
Folge des großen Durchbruches im Mai 1915 ergaben, 
nicht aufgehalten werden. 
Für den eventuellen Fall eines Rückzuges war von 
den Russen eine große befestigte Aufnahmsstellung westlich 
der Festung Warschau vorbereitet und auf das sorgfältigste 
ausgebaut worden. Sie lehnte sich im Norden an den 
Gürtel von Nowo-Georgijewsk^an und zog^sich über Blonie, 
Grodzisk, Grojec nach Südens Dieser strategische Brücken- 
Warschau, von Westen gesehen. Jenseits der „Große 
er es anderen Auswanderern zu übergeben. Wer sich weigert, 
auszuwandern, wird mit allen Mitteln zur Auswanderung 
gezwungen. Die Auswanderer haben sich unbedingt und 
ausreichend mit Lebensmitteln zu versehen." 
Derart war die allgemeine Stimmung des Landes, in 
dem der Vormarsch der Deutschen angetreten wurde. 
Warschau. 
Vorstoß gegen Polens Hauptstadt und ihre Einnahme. 
(19. Juli bis 5. August 191?.) 
Die dritte Woche der großen Offensive der Verbündeten 
auf das westrussische Festungssystem schließt mit der Ein- 
nähme von Warschau. Der Verlust dieses starken Platzes 
bedeutete für den Feind nicht nur eine große militärische 
Schlappe, sondern auch eine politisch-moralische Niederlage 
schlimmster Art. Für die Verbündeten aber war dieses 
Kriegsereigms von größter Bedeutung, denn es zeigte an 
einem weithin sichtbaren Beispiel den Erfolg ihrer Waffen. 
Die befestigte Stelluug, welche das russische Heer im 
April 1915 südlich der Weichsel besetzt hielt, verlief über 
Brücke" die Vorstadt Praga mit der Florianskirche. 
köpf für Warschau sollte nach dem Plane der russischen Heeres- 
leituug den Deutschen einen hartnäckigen Widerstand bieten 
und ihnen jede Annäherung an die ständigen Werke von 
Warschau unmöglich machen. 
Die Zurücknahme der russischen Streitmacht gegenüber 
der deutschen 9. Armee und der Armee Woyrsch er- 
folgte Mitte Juli. Am 15. Juli verließen die russischen Nach- 
hüten ihre Stellungen und zogen sich unter scharfer Ver- 
folgung von Seite der Deutschen nach Osten zurück. Schon 
am 19. Juli erschienen die Vortruppen der deutschen 
9. Armee des Prinzen Leopold von Bayern, welchem 
der Oberbefehl über diese Armee zugefallen war, vor der 
neu besetzten russischen Stellung. 
Aber der Wucht der deutschen Angriffe vermochten'die 
Russen keinen dauernden Widerstand zu leisten. Schon am 
20. Juli mußten sie unter dem Zwange des sich von allen 
Seiten verstärkenden deutschen Druckes die befestigten Stel- 
lungen zunächst bei Grojec aufgeben, bei ihrem Rückzug 
von den Deutschen dichtauf verfolgt. 
Schon am 23. Juli erreichten die Spitzen der deutschen 
9. Armee nördlich der Pilica-Mündung die Weichsel. Aus-
	        
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