Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

102 Feldzug g, 
bündeken die Rokade der k. u. k. Armee zum Bug vollzog 
und wo GFM. v. M a ck e n se n im Bereiche der Armee 
andere Truppenverschiebungen vornahm, kritische Tage/ 
während welcher des Feindes Aufmerksamkeit zum Borteil 
der Sache der Verbündeten den Vorgängen südlich Lubliu 
zugewendet blieb. 
Wurden die Kämpfe hier auf Fe>«>"<^ ' «H allen 
Zeichen großer Verzweiflung geführt, f, .mymen sie bei der 
k. u. k. 4. Armee den Charakter von Kampfhandlungen 
zum Zeitgewinn und Heranlocken feindlicher Streitkräfte an. 
Elastisch wichen jene Teile der Eczherzogarmee, die am 
weitesten vorgedrungen waren, den Anstürmen aus. Einige 
Kilometer eroberten Bodens wurden preisgegeben, — an 
der Front Gielczew—Gakezow—Pulankowice—Chruslanki— 
Weichsel südlich Jozefow prallten aber selbst die äußersten 
Anstrengungen des Feindes ab. Sie währten bis Mitte Juli! 
Die Opfer bei der k. u. k. 4. Armee jener Tage waren 
groß. Als Leistungen zum Gelingen des Ganzen konnten 
und durften sie aber nicht gescheut werden. 
Indessen rollten Eisenbahnzüge hin und her, brachten 
Truppen, Geschütze, Munition und eilten leer zurück, neue 
Ladungen zu empfangen; marschierende Kolonnen füllten 
alle Straßen und Wege; Telegraph und Telephon liehen 
ihre Dienste bis zur äußersten Anspannung: unter dem 
Schutz und Schleier der kämpfenden Li- 
nien erstand ein festgefügter Neubau 
der Streitkräfte. 
Die k. u. k. Armee rückte seit Juli von Lemberg 
aus an den Bug und GL. v. L i n s i n g e n, von der Süd- 
armee herbeigeholt, gruppierte die neugeschaffene Bugarmee. 
GdK. v. Böh M-E r m 0 l l i sandte zuerst sein Korps 
S z n r m a y, dann auch seine 9. Infanteriedivision bug- 
abwärts zur Verstärkung des dortigen Flankenschutzes 
V.Mackensens. Seine übrigen Kräfte reichten nunmehr 
für eine gleichzeitige, weitreichende Offensive in Ostgalizien 
nicht mehr aus, daher das Ziel hier zunächst beschränkt 
wurde, und der k. u. k. 2. Armee bis auf weiteres im 
Rahmen der großen Nordoffensive die Aufgabe zukam, durch 
Festhalten des gegenüberstehenden Feindes bei der Deckung 
der Flanke mitzuwirken. 
Südlich der Ratamündung schloß FZM. v. Puhallo an 
die k. u. k. 2.Armee an. Er wurde demGFM.v.Mackensen 
unterstellt und besorgte den Flankenschutz am Bug bis zu 
dessen Knie südöstlich Hrubieszow. Sein Hauptquartier war 
Zükkiew; er verfügte über folgende Streitkräfte: 
Das k. u. k. ii. Korps, GdJ. Freiherr v. Ki r ch b a ch, 
13. und 25. Infanteriedivision, am rechten Flügel, an- 
schließend an die k. u. k. 2. Armee, 
das k. u. k. I. Korps, GdJ. Freiherr v. K i r ch b a ch, 
46. Schützen- und später 9. Infanteriedivision, in der Mitte, 
bei Sokal, 
das k. u. k. Korps FML. v. S z u r m a y, 7. und 40. 
Honvödinfanteriedivision, und 
das Kavalleriekorps GL. v. H e y d e b r e ck, deutsche 
5., k. u. k. 4. Kavalleriedivision und k. ung. Honv^d- 
kavalleriedivision, vorerst bis in die Gegend von Krylöw. 
Hier begann die neue, deutsche Bugarmee. GdJ. 
v. Linsingen, Hauptquartier in Poddubce nördlich 
Rawa Ruska, übernahm die Fortsetzung des direkten 
Flankenschutzes bugabwärts und war zur Offensive gegen 
Norden berufen. Sein Operationsraum reichte im Westen 
bis zur Linie Zubowice—Miqczyn—Zukow—Wolica, west¬ 
lich Grabowice. 
n Rußland. 
Die Bugarmee bestand aus 
dem xli. Reservekorps, 
dem Korps G e r 0 k (bisher K n e u sse l), 
dem Beskidenkorps und 
\Infanteriedivision. 
Von der deutschen Armee grenzte das 
k. u. k. vi. Korps unmittelbar an die Bugarmee. Außer 
diesem gehörten ferner zur u. Armee: 
die 22. Infanteriedivision, 
das Gardekorps, 
das xxii. Reservekorps, 
das x. Korps, 
das x. Reservekorps, 
die 119. Infanterie- und 
die Gardekavalleriedivision. 
Alle vorgenannten Armeen standen dem Feinde unmittel- 
bar gegenüber; die k. u. k. am Bug, die Bug- und u. Armee 
in der Linie Krylöw—Modryniec—Terebin—Wolica—Quell- 
gebiet der Zökkiewka. 
Auch Erzherzog Joseph Ferdinand erhielt Ver- 
stärkungen. Die 4. Infanteriedivision, bisher zur k. u. k. 
Armee gehörend, die Polnische Legion und die halbe 
2. Kavallerietruppendivision,'die links der Weichsel gestanden 
waren, wurden ihm unterstellt. 
Links der Weichsel befand sich nach wie vor die Armee- 
grnppe v. W 0 y r sch, Infanteriedivision Bredow und das 
Landwehrkorps mit 2 Divisionen und GdJ. v. K ö v e s s, 
7. Kavallerie-, 16. Infanterie-, 9. Kavallerie- und 35. In- 
fanteriedivision. 
Die von General Ruski, Hauptquartier in Siedlec, 
durchgeführte neue Kräftegruppierung war bis Mitte Juli 
ebenfalls zur Ausgestaltung gelangt. 
In dem Räume von Bug bis zur Pilica hatte er nun 
drei Armeen, und zwar 
die iZ. Armee, Armeekommando in Kowel, mit 13 
Infanterie- und 4 Kavalleriedivisionen im Westen bis zum 
Quellgebiete der Weknianka und Wolica. 
Die 3.Armee, Armeekommando wie früher in Cholm, 
mit u Infanterie- und einer Kavalleriedivision, beiderseits 
des Wieprz, im Westen bis zu einer Linie etwa 8 Kilometer 
ostparallel zur Bystrzyca; bei dieser Armee außerdem das 
Garde- und ii. sibirische Korps mit zusammen 5 Infanterie- 
divisionen, von denen noch nicht bekannt war, ob sie hier 
verbleiben oder anderswo Verwendung finden sollten. 
Die 4. Armee, Armeekommando in Künskawola, mit 
10 Infanterie- und 2% Kavalleriedivisionen, beiderseits der 
Weichsel bis zum Pilicalause. Ostlich der Weichsel standen 
hievon mindestens 7 Infanterie-und Kavalleriedivisionen. 
Von den angrenzenden Armeen, der 8., Armeekommando 
wie früher in Brody, und der 2., Armeekommando in War- 
schau, fielen, und zwar von ersterer etwa 6 Infanterie-, von 
letzterer % Infanterie- und Kavalleriedivision noch in 
den in Betracht stehenden Operationsraum. 
Insgesamt waren somit aufgeboten: 
bei den Verbündeten 47 Infanterie- und 7 Kavallerie- 
divisionen; bei den Russen 45% Infanterie- und 8 Ka¬ 
valleriedivisionen. 
Die durch Verluste und Erkrankungen entstandenen 
Lücken in den Linien der Verbündeten waren durch herbei- 
geführte Neuformationen der Hauptsache nach ausgeglichen. 
Die Truppen hatten sich nach den Strapazen des ersten 
gewaltigen Vorprellens im hindernisreichen Feindeslande 
erholt und waren bereit, ihren Siegeszug fortzusetzen.
	        
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