Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Der Sommerfeldzug in Russisch-Polen 1915. 
Der Feind ging vor dem rechten Flügel der Heeres-- 
grnppe v. Mackensen in östlicher und nordöstlicher, 
vor dem linken in nördlicher Richtung zurück. Seine der 
4. Armee am Tanew gegenüberstehende Front wurde zur 
selben Zeit durch den Erfolg unhaltbar, den das k. u. k. 
xvii. Korps nach harten Kämpfen errang. In der Nacht 
zum 28. Juni drang es in die Stellung bei Narol Miasto 
ein, wodurch der Feind gezwungen wurde, das ganze Ge- 
lande südlich des Tanewoberlaufes preiszugeben. Er setzte 
sich in der gut angelegten, starken Stellung bei Susiec, 
nördlich des Flusses, wieder fest, räumte sie aber unter der 
konzentrischen Wirkung der Artillerie des xvii. und der 
Flügeldivision des deutschen x. Korps fluchtartig, ehe noch 
der Jnfanterieangriff zur Entscheidung gediehen war. 
Durch diesen Raum- 
gewinndes xvi i.Korps 
über Narol Miasto hin- , 
aus, ferner an dieses 
anschließend den des 
ix. Korps bis zum 
Bache, der bei Osuchy 
in den Tanew mündet 
und durch den geplan- 
ten Weiterstoß über 
Jözefüw in Nordwest- 
licher Richtung, wäre 
die Tanew—Sanstel- 
luug des Feindes bald 
unhaltbar geworden. 
Die Russen gaben sie 
aber auf, noch bevor 
die Umfassung direkt 
fühlbar geworden war. 
In das Operations- 
gebiet, welches sich der 
Heeresgruppe v. M a k- 
kenfen nach dem 
Rückzug der Russen er- 
öffnete, fallen geographisch die Tanewregion, der Lubliner 
Landrücken und das polnische Flachland, polnische oder 
podlachisch-massowische Ebene genannt. 
Die Tanewregion ist eine 20 Kilometer breite, sumpfige, 
stark bewaldete Niederung, die sich zwischen Tanew, San und 
dem südlichen Abfalle des Lubliner Landrückens rechts der 
Weichsel ausbreitet. Die Bodenkruste ist Sand, häufig tiefer 
Sand, daher die Gangbarkeit, in Verbindung mit dem Weich- 
lande, sehr beeinträchtigt ist. Das Gebiet ist arm an Straßen 
und Ressourcen, daher ein schwieriges Durchzugsgebiet. 
Der Lubliner Landrücken, durchschnittlich 
70 Kilometer breit, durchzieht den Raum zwischen der 
Weichselstrecke Annopol—Nw. Aleksandria und der Bug- 
strecke Sokal—Horodlo- Die südwestliche Begrenzung bilden 
die steilen, scharf markierten Ränder zur San- und Tanew- 
Niederung in der Linie Annopol—Frampol—Narol Miasto. 
Der Landrücken trägt im allgemeinen Hochlandscharakter, 
zeigt fast ebene Oberteile, steil eingerissene, breite Täler mit 
versumpften Wasseradern und Niederungen. Einzelne Ab- 
schnitte zeigen Berglandscharakter, so bei Zamüsc—Turo- 
bin—Krasnik, in der Gegend zwischen Lublin und Kazimierz 
und zwischen Krasnostaw und Grubieszow. Der höchste Teil 
liegt zwischen Krasnik und Tomaszöw mit einer durchschnitt- 
lichen Höhe von 300 Metern. Das Gebiet ist waldreich, 
namentlich im Räume zwischen Wieprz und Bug. Es ist 
reich an Naturwegen, aber arm an Chausseen. Dieser Um- 
stand und die vorwiegend lehmige Bodenkruste erschweren 
bei nasser Witterung die Gangbarkeit in bedeutendem Maße. 
Beiläufig in der Linie Nw. Aleksandria—Eholm— 
Horodlo geht das Hochland, allmählig gegen die Weichsel 
und den mittleren Bug abdachend, in die p 0 d l a ch i s ch- 
massowische Ebene über. Das Gebiet macht den Ein- 
druck einer flachgewellten Ebene, in der nur niedere Sand- 
Hügelzüge vereinzelt hervortreten. Bodenkruste zumeist 
Sand, teils reiner Sand, teils mit Lehm gemischt. Typisch 
sind die ausgedehnten Sumpfstriche, sowohl längs der 
fließenden Gewässer, wie auch in den tiefer gelegenen Ge- 
bieten der Ebene; so die Bugsümpfe zwischen Dnbienka und 
Cholm, dann südwestlich Wlodawa, die sich östlich des Bug 
Sokal. 
in einer zur Pripialjregion gehörigen Sumpfzone fort- 
setzen; ferner an der Tysmienica, am unteren Wieprz und 
in der Weichselniederung usw. In größeren oder kleineren 
Gruppen ist Wald über das ganze Gebiet verteilt. Große, 
geschlossene Komplexe sind zahlreich. Die polesischen Wälder 
von rechts des Bug reichen bis an diesen Fluß und erfüllen 
einen weiten Raum südwestlich von Brest-Litowsk. Das Ge- 
biet weist lange Chausseeverbindungen auf. Die Gangbarkeit 
wird durch die Waldbedeckung, vor allem aber durch die aus- 
gedehnten, nassen, st mpfigen Niederungen erheblich beschränkt. 
Vordringen der Verbündeten auf polnisches Gebiet. 
(29. und 30.Juni.) 
Von der deutschen u. Armee stieß am 29. Juni in der 
Verfolgung nur der rechte Flügel auf erheblichen Widerstand 
des Feindes, der den Brückenkopf von Dobrotwor, das west- 
liche Buggelände im Bug—Ratawinkel gegenüber dem Bes- 
kidenkorps und die Höhen südöstlich Bekz gegenüber dem 
Korps Kneussel besetzt hielt und letztere erst in der Nacht 
zum 30. Juni räumte. 
Hingegen gewannen die anderen Korps im Feindes- 
land bedeutend Raum und durchschritten die Schlacht- 
felder, auf welchen im Vorjahre die k. u. k. 4. Armee in 
schweren Kämpfen den Sieg bei Komarüw errungen hatte.
	        
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