Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

98 Feldzug ge: 
jedoch sämtlich abgewiesen wurden und ihren wahrscheinlichen 
Zweck, Nachbarfronten zu entlasten und Zeit ju gewinnen, 
nicht erfüllten. Denn die k. u. k. 2. Armee setzte ihren Vorstoß 
in östlicher Richtung unaufhaltsam fort und die deutsche 
^.Armee begann am 26. Juni planmäßig die 
neue Offensive aus der Linie Zeldec—Südrand der die 
Rata südlich begleitenden Sumpfzone—Rawa Ruska—Werch-- 
rata—Brusna Str., in der sie sich bis dahin gruppiert hatte. 
Beim zuletzt genannten Orte ging der Flügel 
det k. u. k. 4. Armee eng angeschlossen vor. 
Hier hatte der Feind bei Zukow, Lubliniec und Pkazöw eine 
Reihe sehr starker Stellungen mit soliden Draht-- und anderen 
Hindernissen, verzweigten Gräben und Flankierungsanlagen, 
die er mit starken Kräften festhielt. Ein Wolkenbruch in der 
Nacht zum 26. führte noch eine Verstärkung herbei, indem 
die Sümpfe sich verbreiterten, die Bäche anschwollen, der 
Boden aufgeweicht wurde. Daher stockte der hier angesetzte 
Frontalangriff des k. u. k. xvii. Korps. Die östlicher vor-- 
gegangenen Truppen bedrohten aber des Feindes Flanke und 
Rücken; er versuchte, eine Zwischenstellung zu behaupten, mußte 
aber, in Front und Flanke entschieden angepackt, schließlich 
bis auf die Höhen unmittelbar südlich Narol Miasto zurück. 
War somit am 27. Juni die Front der Heeresgruppe 
V.Mackensen bis zu dem Räume, wo die beiden Armeen 
aneinander grenzten, im Vordringen, so blieb die Situation 
von hier bis zur Weichsel noch unverändert. Die Stellungen 
der 4. Armee waren technisch sehr gut ausgestaltet und der 
Feind hielt seine in unverminderter Stärke, unternahm sogar 
da und dort Angriffe, die leicht abgewiesen werden konnten. 
Am Abend des 27. Juni war die deutsche 1.;. Armee 
bis in die Linie südwestlich Kamionka Strumikowa—Kupiez, 
wola—Höhe südlich Mosty Wielkie — Höhenrand etwa 5 Kilo-- 
meter nördlich des Rataflusses—Chlewczany—Karow—Uh, 
now—Bejzec—Gegend südwestlich hievon gelangt. Am rechten 
Flügel waren noch Kämpfe beiKamionka Strumikowa 
und Mosty Wielkie, der linke befand sich im umfassenden 
Angriffe auf die Höhenstellung bei Narol Miasto. 
Die Frontlinie Südost—Nordwest, die somit erreicht wurde, 
war die Folge der Verhältnisse in der östlichen Flanke, deren 
Schutz Vorsorge erheischte. Es wurde in diesen Tagen bekannt, 
daß bei Cholojow, Radziechow, Stojanöw große Truppen-- 
ansammlungen erfolgten und daß der Feind am Bug zwischen 
Kamionka Strumikowa und Dobrotwor eine stark ausgebaute 
Stellung besaß. Hatte das rechte Flügelkorps, das Beskiden, 
korps, die besondere Aufgabe, die Flanke zu decken, so er-- 
schien dennoch die Staffelung der Gesamtstreitkräfte während 
der Vorbewegung als weitere Maßnahme gegen Einwirkungen 
in die östliche Flanke geboten. Die Heeresgruppe v. M a f, 
kensen war am 27. Juni 1915 folgend gruppiert: 
Deutsche u. Armee. 
Beskidenkorps zwischen Kamionka Strumikowa und dem 
Rataflusse, 
Korps Kneussel westlich Mosty Wielkie bis in die 
Gegend nördlich Bulyny, 
k. u. k. vi. Korps, FML. v. A r z, im Räume nördlich 
Chlewczany, 
Gardekorps bei Karow, Uhnüw und westlich bis zurSckokija, 
xxii. Reservekorps an der Monarchiegrenze bis zum 
Oberlaufe dieses Flusses östlich Belzec, 
x. Korps im Räume westlich bis gegen Narol Miasto. 
Das xqi. Reservekorps, im Anrücken auf Niemirow, und 
eine Infanteriedivision nördlich Rawa Ruska Armeereserven. 
tt Rußland. 
K. und k. 4. Armee. 
xvii. Korps, GdJ. K r i t e k, mit der 41. HonvÄ, 
ID., u. ID., 45. Schützen--, 26. Schützendivision und der 
z. Kavalleriebrigade im Angriffe auf Narol Miasto, 
ix. Korps, FML. K r a l i c e k, 10., 21. Schützen--, 106. In-- 
fanterietivision, mit dem rechten Flügel aus dem Räume 
Lubliniec—Borowiec ebenfalls im Angriffe auf Narol Miasto, 
den linken Flügel bis zur Tiefenlinie bei Biszcza erstreckt, 
x. Korps, FML. M a r t i n y, 2. und 24. Jnfanteriedivi, 
sion, südlich des Tanew bis zu seiner Mündung in den San, 
viii. Korps, FZM. v. Scheuch enstuel, 37. Hon, 
vödinfanteriedivision, deutsche 47. Reservedivision, 62. In- 
fanteriedivision *) westlich des San bis zu dessen Mündung 
in die Weichsel. 
Das xiv. Korps, FML. Roth, z. und 8. Infanterien 
division, Armeereserve bei Tarnogröd. 
GFM. v. Mackensen verfügte somit insgesamt über 
12% Korps. 
Der Feind hatte gegenüber izK 0 rps in folgender 
Gruppierung: 
Von seiner 8. Armee, Armeekommando in Brody, 
stand südlich der Sckokija nur das xii. Korps der deutschen 
JU. Armee gegenüber: Das Gros dieser feindlichen Armee 
erstreckte sich südostwärts, stand also im Angriffsraume der 
k. u. k. 2. Armee. 
Im Räume Sc kokija—Weichsel befand sich die z.Armee, 
Armeekommando in Cholm, mit den Korps: iv. Kavallerie--, 
xxix., v. kaukasisches, xxiii., ii. kauk., xxiv., iii. 
kauk., xiv., x., ix., xv. 
Von der westlich der Weichsel befindlichen russischen 
4. Armee war das xxxi. Korps zum großen Teile 
herübergezogen, kam also zu den Korps der z. Armee dazu. 
Die Widerstandskraft des Feindes war trotz der großen 
Verluste während der letzten 2 Monate **) nicht gebrochen; 
er konnte die Lücken in seinen Verbänden noch ausfüllen 
und war den Verbündeten numerisch keineswegs unterlegen. 
Seine Widerstandslinien waren meist lange vorher aus, 
gestaltet, daher sehr stark und immer mit breiten.Hindernis-- 
zonen umgeben. 
Wenn er daher in der Nacht zum 28. Juni 
vor der ganzen Front der deutschen 
m. Armee und in der nächsten vor jener 
der k. u. k. 4. Armee den Rückzug antrat, so 
müssen Gründe vorgewaltet haben, die außerhalb des 
Wirkungskreises der Führer der Kampftruppen lagen. 
Die Ursache war denn auch das Versagen der Geschütz, 
und Munitionserzeugung, und der unzureichende Nachschub, 
insbesonders von Munition und findet Bestätigung in 
dem Umstand, daß der bisherige Kriegsminister, Gen.Adj. 
S u ch 0 m l i n 0 w, seit der Niederlage der Russen gegen-- 
über den Japanern der Schöpfer der neuerstandenen Wehr, 
kraft, in diesen Tagen seine Demission gab. Die Feststellung, 
inwieweit ihn oder den Oberbefehlshaber des russischen 
Heeres, Großfürst Nikolaus Nikolajewitfch, an 
diesen Versäumnissen, deren katastrophale Folgen damals 
noch niemand ahnte, die Schuld trifft, sei hier dahingestellt; 
nur ihr ursprünglicher Zusammenhang mit den Ereignissen 
muß festgelegt werden. 
*) Damals noch „kombinierte Infanteriedivision FML. v. Stöger- 
Steiner" genannt. 
**) Die Junibeute der Verbündeten betrug 521 Offiziere, 194 000, 
Mann, ?z Geschütze, 304 Maschinengewehre u. a.
	        
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