Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Feldzug gegen Rußland. 
Die k. u. k. 2. Armee, GdK. v. Böhm-Ermolli, 
Hauptquartier Sdowa Wiszuia, stand südlich, südöstlich, öst- 
lich und nordöstlich von Lemberg. 
Die deutsche u. Armee, GO. v. Mackensen, Haupt-- 
quartier Jaworöw, schloß bei Zolkiew an die k. u. k. 
• 2. Armee an, stand dann im Räume Rawa Ruska und in 
der Gegend östlich Eieszanow. 
Die k. u. k. 4. Armee, GdJ. Erzherzog Joseph F e 
dinand, Hauptquartier Lancut, reihte sich westlich an die 
deutsche u. Armee an und stand südlich des Tanew und 
unteren San im Räume bis zur Weichsel. 
Westlich dieses Stromes standen die k. u. k. Armee, 
FZM. v. P u h a l l 0, Hauptquartier Siehow, die deutsche 
Armeegruppe v. W 0 y r s ch, Hauptquartier Kielce und die 
k. u. k. Armeegruppe GdJ. v. K ö v e s s, Hauptqartier 
KonZk, im Nordgebiete des Polnischen Plateaus, in der 
Linie Gegend südlich Tarnobrzeg—Wasinüw—Pilicafluß, 
12 Kilometer westlich Nowe Miasto. Hier schloßen sich die 
Die Verbündeten hatten durch ihre bisherigen Erfolge 
den größten Teil Galiziens und den nördlichen Karpathenwall 
vom Feinde befreit, dessen Streitkräfte in Polen westlich 
der Weichsel infolge dieser Ereignisse den Südflügel gleich- 
falls ein beträchtliches Stück hatten zurücknehmen müssen. 
Die Lage glich jener im August 1914 vor Beginn des Ein-- 
leitungsfeldzuges und dieselben Gründe, die damals dafür 
gesprochen hatten, den Angriff zwischen Bug und Weichsel 
gegen Norden, gegen Lublin und Cholm, zu führen, zeitigten 
auch jetzt unter wesentlich günstigeren Bedingungen den 
gleichen Entschluß. 
Für die weiteren Operationen verfügte das k. u. k. Armee-- 
oberkommando am 22. Juni, daß: GO. v. M a ck e n fe n mit 
der 4. und n. Armee die Verfolgung gegen den in nördlicher 
Richtung weichenden Feind fortzusetzen habe. Die 2. Armee 
trat aus dem Verbände der Armeegruppe Mackensen und 
hatte den Feind in der Richtung Busk—Firlejüw zu verfolgen. 
Die vorliegende, der großen Orientierung dienende Dar- 
stellung gilt dieser Verfolgungs- 
operation des GO.*) v. Ma k- 
kenfen bis zur Einnahme von 
Brest-Litowsk am 26. August 
1915, wobei das unterstützende 
Zusammenwirken der Streit-- 
kräfte westlich der Weichsel und 
ihr Vordringen bis an den 
StromlaufabwärtsJwangorod 
ebenfalls zur Sprache kommt. 
Ansetzen eines Infanterie-Angriffes. 
deutschen Armeekörper des Prinzen Leopold v. Bayern 
und des GFM. v. Hindenburg an, deren Front sich 
bis an die Ostseeküste bei Libau erstreckte. 
Die Eroberung von Lemberg hatte den Rückzug der 
Russen aus ihrer Stellung Lemberg—Zükiiew—Rawa Ruska 
unmittelbar zur Folge. 
Der bisherige Erfolg der Verbündeten erweckte bei den 
feindlichen Mächten Unbehagen, und da und dort strebten 
laute militärische Betrachtungen an, ihn vor der öffentlichen 
Meinung herabzumindern. So in einem französischen Blatte: 
„... Übrigens bietet der Besitz dieser jeden strategischen Wertes 
baren Stadt (Lemberg) in Wirklichkeit nur das Symbol, 
das jeder Provinzhauptstadt anhaftet. Vom militärischen 
Standpunkte aus ist es vielmehr sogar vorzuziehen, daß unsere 
Verbündeten sie provisorisch verlassen, indem sie eine Rück- 
zugsbewegung ausfuhren, auf welcher der Feind nicht folgen 
kann, ohne seine Verbindung übermäßig auszudehnen .. 
Wie weit dieser letztere dies aber dennoch zuwege brachte 
und wie lange die Russen „provisorisch" Lemberg geräumt 
ließen, zeigen die nächsten Ereignisse und die Begebenheiten 
der folgenden Monate und Jahre. 
Rückzug der Russen über 
die Reichsgrenze. 
(2Z. bis 28. Juni.) 
GFM. v. Mackensen 
nahm den Beginn der neuen 
Offensive für den 26. Juni in 
Aussicht. Inzwischen erfolgten 
die notwendigenVerschiebungen 
der Streitkräfte, ihre Bereit- 
stellung für den Übertritt ins 
Feindesland und die Fortfüh- 
rung der Operationendortselbst. 
Als Grenze zwischen der Heeresgruppe **) v. M a ck e n se n 
und der Armee v. Böhm-Ermolli wurde die Straße 
Zültance—Kamionka Strumikowa, zwischen der deutschen 
U. und der Armee Erzherzog Joseph Ferdinand 
die Linie Brusno Str.—Narol Miasto festgelegt. 
Die Verbindung mit der Armee v. Böhm-Ermolli 
und die Deckung der rechten Flanke der Nordoffensive war zu- 
nächst dem der deutschen Armee zugehörigen Beskiden- 
korps übertragen. 
Die Kunde von der Eroberung Lembergs war kaum zu 
allen Truppen gelangt, als die Rückwirkung dieses Ereig- 
nisses auf die ganze Front des Feindes schon fühlbar wurde. 
Hatte er bisnun seine Stellungen vor dem linken Flügel 
der Armee Erzherzog Joseph Ferdinand im San- 
Weichselwinkel zäh gehalten, in der Nacht zum 23. Juni 
*) Nach der Einnahme von Lemberg vom deutschen Kaiser 
zum Generalfeldmarschall ernannt. 
**) Für den Verband von Armeen wurde bald die Bezeichnung 
„Heeresgruppe" gewählt, zum Unterschied von der „Armeegruppe", 
die jetzt einen Verband darstellte, stärker als ein Korps, schwächer 
als eine Armee.
	        
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