Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Die deutsche Ostfront. 93 
Marineteilen getroffenen Vereinbarung wurde bereits am Kreuzer waren nördlich Libau gemeldet. Das südliche Werk 
29. April die Beschießung Libaus von der Land- und See- sollte beschossen werden. Man sah Breitseite auf Breitseite 
seite her eingeleitet. Am 6. Mai kam es dann zur Einnahme von den Schiffen abfeuern. Es war ein unvergeßlicher An- 
der Südforts durch die Landungstruppen, während die blick. Unsere Patrouillen hatten erst dicht am Werk Feuer 
Ostforts von den Russen selbst gesprengt wurden. Am erhalten. Russische Artillerie ließ sich nirgends hören. Um 
8. Mai, 6 Uhr früh, folgte der Einzug der deutschen Truppen 2 Uhr nachmittags ging die Infanterie bis auf etwa 
in Libau, wobei 1500 Russen gefangen, 12 Geschütze, eine 800 Meter an das Werk heran, erhielt Jnfanteriefeuer und 
Anzahl von Maschinengewehren, große Mengen von Export- legte sich hin." Gegen Abend streckten die Russen die Waffen, 
waren, sowie Schanz- und Werkzeugen erbeutet wurden. Setzten die russischen Truppen bei Libau den Deutschen so 
Dieser Zug auf Libau wickelte sich so überraschend schnell merkwürdig wenig Widerstand entgegen, so entwickelten 
und bei so geringem russischen Widerstand ab, daß die deut- sich um so hartnäckigere Kämpfe an der Dubissalinie. 
schen Truppen bei ihrer Landung auf einen feindlichen Hinter- Am 14. Mai begann bei Szawle der Vormarsch 
halt gefaßt waren, als sie sahen, wie schwach der für Ruß- starker russischer Kräfte und gleichzeitig setzten an der Dubissa 
laud so wichtige Hafen anscheinend verteidigt wurde. feindliche Angriffe ein, deren Abwehr hohe Anforderungen 
Deutsche Kavallerie-Patrouille durc 
Über das Zusammenwirken der deutschen Flotte mit 
der Feldarmee bei der Einnahme von Libau erzählt ein 
preußischer Offizier als Augenzeuge: 
„Ein Landungskorps, geführt durch S. M. Schiff..., 
versuchte in der Nähe der Kurhausbatterie zu landen, 
mußte den Versuch des heftigen Feuers wegen aber auf- 
geben. Wir gelangten unbehelligt bis zum Nordrand des 
Waldes westlich Kernaten. Von dort aus wurde die Ver- 
bindung mit der Flotte direkt hergestellt. Ein Torpedo- 
boot, das zunächst der Küste lag, setzte einen Offizier an 
Land. Dieser begab sich nach den nötigen Instruktionen 
wieder zurück, und nunmehr wurde die Verbindung durch 
die Signalposten S. M. Schiff..., die auf dem Land beim 
Stab waren, mit Winkerflaggen aufrechterhalten. Das 
südliche Werk von Libau wurde von der Flotte unter Feuer 
genommen. Diese hatte Libau in weitem Bogen umspannt, 
gesichert von zahlreichen Torpedobooten. Vier russische 
ceitet die brenneude Stadt Szawle. 
an die Ausdauer der deutschen Truppen stellte. Obwohl 
vor der russischen Übermächt stellenweise kleinere deutsche 
Abteilungen zurückweichen mußten, wurde ihre Abwehr- 
kraft doch nicht gebrochen und eine bald darauf angesetzte 
Gegenoffensive zeigte dem Feinde, wie sehr er die Fähig- 
keit deutscher Kräfte unterschätzt hatte. 
Diese Gegenoffensive begann am 19. Mai mit Angriffen 
bei Podubis, führte am 22. Mai zur Niederringung des 
russischen Nordflügels bei Szawle, wobei den Deutschen 
1600 Gefangene in die Hand fielen, und am 24. zum sieg- 
reichen Abschluß des Gefechtes bei Rossienie, das für die 
damaligen Kämpfe an der Dubissa charakteristisch ist. Am 
22. Mai wurden von russischer Seite frische Kerntruppen 
ins Gefecht geschickt, um in der Richtung auf den die Dubissa- 
stellung beherrschenden Straßenknotenpunkt Rossienie vor- 
zugehen. Diese wurden jedoch durch die Vorposten deutscher 
Kavallerie einen ganzen Tag lang am Übersetzen der Dubissa
	        
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