Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

die durch das Abschieben verschiedener Heereskörper nach 
der italienischen Front als Folge des welschen Verrates 
entstanden waren. 
Bevor aber hier im Zentrum ernstlich angegriffen werden 
durfte, mußte die Stellung des noch immer zurückhängenden 
linken Flügels der Armee des Erzherzogs Joseph Fer- 
diu and verbessert, demnach Sieniawa genommen werden, 
damit das vorgehende Zentrum nicht eine bedenkliche Blöße 
biete. So ging die 26. Schützendivision am 12. früh über 
den San gegen Sieniawa vor, während gleichzeitig Vor-- 
stöße der Deutschen über die Lubaczöwka das Unternehmen 
unterstützten, das von glänzendem Erfolg gekrönt war. 
Sieniawa wurde 
erobert, gegen 
einen heftigen 
Gegenangriff ge- 
halten und dann 
sofort die Erstür- 
mnng der Stütz-- 
punkte Nordost- 
lich der Stadt 
ins Werk gesetzt, 
die am Abend 
samt 3500 Ge¬ 
fangenen Besitz 
der Sieger war. 
Einen russischen 
Vorstoß aus dem 
San—Weichsel-- 
Winkel wies das 
XIV. Korps am 
IZ. bei Jezowe 
blutig ab. 
Das Gros 
derArmeeMak- 
k e n s e n und 
die Truppen 
Böhm -- Er- 
m 0 l l i rangen 
am 13. in erbit- 
tertem Kampfe um die russischen Stellungen. Im Verein 
mit deutschen Truppen durchbrach das VI. Korps die 
russische Front an der nach Jaworöw führenden Straße, 
wobei 13000 Russen gefangen wurden. Dies brachte die 
Entscheidung. Von Böhm-Ermolli hart bedrängt, 
dessen Angriffslinien sich dicht an die Verschanzungen heran-- 
gearbeitet hatten, in der Mitte durchbrochen, begannen die 
Russen schon abends mit den Einleitungen zum Rückzug, 
der am nächsten Morgen allgemein wurde. Auch der rechte 
Flügel der 4. Armee war am iz. nicht müßig geblieben 
und war von Sieniawa längs des östlichen Sanufers gegen 
Piskorowice vorgedrungen. 
Aber noch gaben die Russen die Schlacht nicht verloren. 
Wieder setzten sie sich westlich Sqdowa Wisznia, dann bei 
Krakowiec, vor Oleszyce und am San, wo sie beim Meier-- 
hos Piskorowice einen starken Stützpunkt hatten. Dem 
VI. Korps gelang am 14. bei Krakowiec ein neuerlicher 
Durchbruch und die Entscheidung brachte ein Durchbruch der 
Mitte der Armee Ma ckensen an der Straße nach Oleszyce 
und gegen Lubaczüw. Das IX. Korps der 4. Armee er-- 
stürmte den starken Flügelstützpunkt Piskorowice. Am 15. 
abends waren auch alle Stützpunkte der Front vor Sqdowa 
Wisznia von der Armee Böhm-Ermolli genommen, die 
In den Ruinen von Sieniawa. 
Armee Mackensen drängte gegen Jaworöw und Lubaczöw 
vor, die 4. Armee, ihren rechten Flügel fortwährend ver- 
stärkend und von Sieniawa gegen Nord und Nordost fächere 
förmig ausbreitend, warf den Feind aus der Linie Eiep-- 
lice—Rndka—Dobra zurück. 
Am Abend war der Feind vor allen Fronten in eiligem 
Rückzug, das langwährende Ringen um und bei Przemysl 
von den Verbündeten gewonnen. Just 1% Monate waren 
seit Beginn der großen Offensive vergangen. In fünf großen 
Schlachten und einer Unzahl von Gefechten hatten die Ver, 
bündeten den Sieg an ihre Fahnen geheftet, insgesamt 971 
Offiziere, 391 000 Mann gefangen, 204 Geschütze, 763 Ma¬ 
schinengewehre 
und eine Menge 
von Mnnitions- 
wagen und 
Trainfuhrwer-- 
ken erbentet,eine 
Festung erobert. 
12. Schlacht 
beiGrodekund 
Magierow. 
(16.—19. Juni.) 
Der Weg zum 
Vormarsch nach 
Lemberg war 
nun geöffnet und 
unverzüglich setz- 
ten sich die ver- 
bündeten Heere 
gegen das poli- 
tische Zentrum 
Galiziens in Be- 
wegung, an des- 
sen Behauptung 
die Russen aus 
zwingenden 
Gründen der Politik und des Ansehens die äußersten An- 
strengungen setzen mußten. Ein großes, natürliches Hindernis 
sperrte allerdings noch die gerade Anmarschstraße, die Grüdeker 
Teichlinie, die schon bei den Septemberkämpfen des Jahres 
1914 eine große Rolle gespielt hatte. Das Flüßchen Wereszyca 
durchfließt in nordsüdlicher Richtung zwischen Kamienobrod 
und Komaruo nacheinander zehn große Teiche und Seen 
mit versumpften Ufern und läßt zwischen diesen nur schmale, 
leicht zu verteidigende Engpässe für den Durchmarsch 
größerer Truppenmassen frei. Im Mittelpunkt der ganzen 
Linie liegt zwischen den beiden größten Seen das Städtchen 
Grödek. Eindreiviertel Jahre hatten die Russen Zeit gehabt, 
diese schon von Natur aus so starke Stellung auch noch 
künstlich zu befestigen und in der Tat hatten Tausende 
von Armierungsarbeitern hier eine Stellung geschaffen, die 
den Erfindungskünsten der russischen Ingenieure alle Ehre 
machten. Dutzende von Feldschanzen waren entstanden, 
Hunderte von Kilometern Schützen-, Deckungs- und Ver- 
binduugsgräbeu ausgehoben, mächtige Drahtnetze in meilen- 
weiter Ausdehnung angelegt, ganze Wälder abgeholzt, 
ganze Hügel umgestaltet. Auch nach Norden und Süden 
setzten sich diese Verschanzungen fort. 
Demgemäß mußte, um eine leichtere Forcierung der
	        
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