Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges Band III. (3; 1920)

18 Die Kriegsereigni 
(17./5.) und südöstlich des Dryswjatysees (1./6.) durch 
Abwehrfeuer, bei Smorgou (19-/5-) und am 27-/5. bei 
Slonim im Luftkampf. 
In den festgeschlossenen Linien des Frontabschnittes 
GFM. v. Hindenburg hatten indes nur kleinere Ge- 
fechte und Zusammenstöße aufgepulst, die sich zu einheitlicher 
Kampfhandlung nicht zu entwickeln vermochten und die Front 
aus ihrer Starrheit nicht erlösten. 
So erwachten im Räume zwischen Dünaburg und Jakob- 
stadt Gefechte, als nach der Abwehr eines russischen Vorstoßes 
bei Garbunowka (9-/5.) deutsche Truppen am 10./5. nördlich 
des Bahnhofs von Selburg (nordwestlich Jakobstadt) in 
500 Meter Breite in die feindliche Stellung eingedrungen 
waren und einen Teil der Besatzung ins sumpfige Ufergelände 
geworfen hatten. Da diese Stellung eine Art Brückenkopf 
für die Bahnlinie Windau—Jakobstadt bildete, die nördlich 
Jakobstadt die Düna überschreitet, so versuchten die Russen 
sie am 12./5. zurückzugewinnen. Aber der Gegenangriff 
brach schon im deutschen Geschützfeuer zusammen und gesellte 
zu den 309 Gefangenen des 10./5. über 100 neue. 
Am 23-/5. glückte den Deutschen bei Pulkarn (südöstlich 
Riga) ein Borstoß, der die Feinde aus einem zwischen beiden 
Linien liegenden Grabenstücke warf. Ebenso günstig verlief 
am 26-/5. eine Patrouillenunternehmung südlich Kekkau. 
Als Ende Mai an der wolhynischen und bessarabischen 
Front Brussilows Artillerievorbereitung einsetzte, regten 
sich im Gebiete der Seen und im Dünaabschnitt wieder nur 
Kämpfe von minderer Bedeutung. Der Feind versuchte durch 
Laufgräben, Sappen und Minenstollen ein Heranarbeiten an 
die deutsche Front und löste hiedurch beiderseitige lebhafte 
Patrouillentätigkeit aus. 
Am 1./6. drangen deutsche Erkundungsabteilungen südlich 
Smorgon vor, stießen hier am 7./6. durch mehrere feindliche 
Linien bis in das Dorf Kunawa, zerstörten die Kampfanlagen 
und brachten 40 Mann Gefangene und ein Maschinengewehr 
als Beute zurück. Ein ähnlicher Vorstoß erfolgte am 10./6. 
bei Krewo an der Bieriezina, wo ebenfalls die Stellung 
gesprengt wurde und der kühne Trupp mit 100 Gefangenen 
und einem Maschinengewehr zurückkehrte. Eine feindliche 
Kavalleriebrigade, die am 12./6. an der Düna südöstlich 
Dubena (nördlich Dolena) in Feuerbereich deutscher Batterien 
geriet, ward durch mehrere Lagen zertrümmert. 
Zu neuen Gefechten ballte sich die Kampftätigkeit zwischen 
Naroczsee und Smorgon. Kleine deutsche Abteilungen brachen 
dort am 13./6. südlich des Sees vor und zerstörten russische 
Befestigungsanlagen. 6 Tage später stießen deutsche Truppen 
bei Tanoczyn vor und südlich Smorgon bis über Earcy 
hinaus. (Über 200 Gefangene, 4 Maschinengewehre und 
4 Minenwerfer.) Am 20-/6. ward nordöstlich Smorgon im 
Räume von Dubatowka ein ähnlicher Angriff wiederholt, 
bei dem mehrere russische Stellungen überrannt wurden. 
(200 Gefangene, mehrere Maschinengewehre und Minen- 
werfer). Auch bei Dünaburg und beiderseits Krewo fügten 
deutsche Vorstöße dem Feinde, der an seiner Nordfront 
keine Unternehmungslust zeigte, blutige Verluste zu. Erst 
auf den kurzen Überfall bei Bieriezina (östlich Bogdanow) 
am 22./6., der ihm 45 unverwundete Gefangene, 2 Ma-- 
fchinengewehre und 2 Revolverkanonen entwand, antwortete 
er nächsten Tags mit kleinen Angriffen bei Widsy und südlich 
Jlluxt, ohne etwas zu erreichen. 
Da brachen am 26-/6. deutsche Abteilungen südlich Kekkau 
und nördlich des Miadziolsees in feindliche Gräben ein und 
erstürmten am 28-/8. einen Stützpunkt bei Gnesiczi, südöst¬ 
: an der Ostfront. 
lich Lubcza; zwischen''Dubatowka und Smorgon angrei- 
sende feindliche Kompagnien wurden schon durchs Artillerie- 
feuer zurückgetrieben. Die ersten zwei Unternehmungen er- 
zielten 40 Offiziere, 270 Mann Gefangene, an Beute 9 Ma- 
fchinengewehre und 7 Minenwerfer. Am 29-/6. verlief auch 
ein Gefecht nördlich des Jlsensees (südöstlich Dünaburg) für 
die Deutschen recht vorteilhaft. 
Schon seit Mitte des Monats führten die Deutschen weit 
ausgedehnte Fliegerunternehmungen gegen die Bahnen 
hinter den russischen Linien aus, zerstörten Anlagen und brach- 
ten Truppenzüge zum Stehen. Oft und oft erschienen in den 
Heeresberichten die Namen der mit Militärtransporten stark 
belegten Strecken Lachowicze—Luniniec (18., 19., 21. und 
23-/6.), Smorgon—Mokodieczno (14./6.) und der Bahnhöfe 
von Wilejka (19./6.), Zalesie, Mokodieczno(20-/6.), Polyczany 
(23-/6.), Dünaburg und Minsk (4-/7.). Am 26-/6. obsiegten 
deutsche Flieger in einem lebhaften Luftgefechte über dem 
Rigaischen Meerbusen. Sie hatten rühmlichen Anteil auch 
an dem Kampfe, der sich hier am 2-/7. entspann. Russische 
Torpedoboote und das Linienschiff „Slawa" beschossen die 
kurländische Küste östlich von Raggasen (nordwestlich 
Schlock), wurden aber von deutschen Küstenbatterien wirkungs- 
voll unter Feuer genommen und von deutschen Flieger- 
geschwadern, die besonders die „Slawa" mit Bomben be- 
dachten, endlich vertrieben. 
Zu Julibeginn hatte der Feind an der Nordfront seine 
Geschütztätigkeit gesteigert. Aber verglichen mit den Ereig- 
nissen am Stochod, Styr und an der Jkwa, verminderte sich 
ihre Bedeutung, die lediglich eine Bindung der Gruppen 
GFM. v. Hindenburg und GFM. Prinz Leopold 
von Bayern bezweckten, um Truppenverschiebungen nach dem 
Süden zu vereiteln. 
Im Bereiche des Abschnitts Hindenburg brach der 
Feind am 2-/7. an mehreren Stellen vor. Doch stieß er durch 
Wucht nur bei Minsk bis in deutsche Stellungen, aus denen 
er nach heftigem Nahkampfe und unter Zurücklassung von 
243 Gefangenen geworfen wurde. Mit schweren Verlusten 
endete in den Abend- und Nachtstunden des 3-/7. auch der 
breiter angelegte Angriff, den die Russen an mehreren Stellen 
der Front Naroczsee—Smorgon—östlich Wiszniew ins Werk 
setzten und mit besonders starken Kräften beiderseits Smorgon, 
bei Bogucze (nordöstlich Krewo) und bei Sloikowszczisna 
(südöstlich Wiszniew) vorgingen. Die Kämpfe, die bei Smor- 
gon und am Naroczsee mit ununterbrochener Kraft bis zum 
7./7. währten, wahrscheinlich, um der von den Truppen 
Linsingens und Bothmers hart bedrängten Front 
Luft und Atem zu schaffen, auch zwischen Postawy und dem 
Miszniewsee flackerten, griffen endlich auf die Kampfstrecken 
südöstlich Riga über, wo sich stärkere Gefechte entwickelten. 
Am 11./7. scheiterte bei Friedrichstadt ein russischer 
Dünaübergang, der am 14./7. bei Lennewaden wieder ver- 
sucht wurde und abermals mißglückte. Dann warf sich ver- 
stärktes feindliches Geschützfeuer auf die deutschen Stellungen 
längs der Düna und leitete neue Stürme ein, die aber am 
16./7. bei Katarinenhof (südlich Riga) keine Bresche zu schlagen 
vermochten. Auch die Wellen des am 17./7. hier in breiter 
Linie angelegten Angriffs brachen sich an dem festen Wider- 
stände der Verteidiger, brachen zusammen auch am nächsten 
Tage, und am 19./7., als sie beiderseits der Straße Ekkau— 
Kekkan(südöstlich Riga) sich vorwälzten, erhöhten sie nur ihre 
ungewöhnlich hohen Verluste so, daß ein angesetzter neuer 
Angriff am 20-/7. gar nicht zur Entwicklung gedieh. Nur 
nördlich Dweten erreichte eine kleine feindliche Abteilung das
	        
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