Volltext: Österreichs Kampf für sein Südland am Isonzo 1615 - 1617

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trage ab, zunächst Vipulzano, die südlichste der österreichischen 
Stellungen im Coglio, zu nehmen. Die ziemlich starke Infanterie¬ 
besatzung des befestigten Schlosses, wie die unmittelbare Nähe 
anderer nicht unbedeutender österreichischer Stellungen zwang 
Giustiniano zu einiger Vorbereitung. Ein gesichertes Belagerungs¬ 
quartier ließ er in dem oberhalb des Kastells liegenden Dorfe wie 
in dessen Nachbarschaft auf schlagen und im Vorfelde gegen Sankt 
Florian eine starke Stellung beziehen. Tags darauf wurden dann zur 
Beschießung des Kastelles von zwei Seiten, vom Süden und vom 
Westen her, die Kanonen in Stellung gebracht. Die folgende Nacht 
wurde auf österreichischer Seite von Sankt Martin aus der Versuch 
unternommen, noch durch die venezianischen Stellungen einige 
Truppen nach Vipulzano zu bringen, was zum Teil auch gelang. Bei 
der starken artilleristischen Überlegenheit des Angreifers und bei 
der Unmöglichkeit, einen entsprechend stark geführten Entsatz 
rechtzeitig von Görz heranbringen zu können, war der Kampf zu 
ungunsten des Verteidigers bald entschieden. Der erste, schon nach 
kurzer Beschießung gegen das Haupttor des Kastellhofes geführte 
Sturm mißlang zwar, doch konnten gleichzeitig unbemerkt in der 
Nacht feindliche Mannschaften in ein mit der Kastellmauer ver¬ 
bautes Stallgebäude Breschen legen und durch diese trotz des 
Musketenfeuers in den schon geräumten Schloßhof Vordringen, aus 
dem sich die Besatzung in den Schloßbau selbst zurückgezogen 
hatte. Giustiniano ließ darauf zur Übergabe auffordern, erhielt aber 
keine ihm genügende Antwort. Darauf wurde das Kanonenfeuer 
aus nächster Nähe gegen das Schloß gerichtet. Schon die ersten 
Schüsse richteten im Bauwerk und unter der Besatzung große Ver¬ 
heerung an. Als dabei ein Treppenhaus des Schlosses einstürzte und 
weiterer Widerstand nur zwecklose Opfer gefordert hätte, ergab 
sich die Besatzung gegen freien Abzug bei Belassung der blanken 
Waffen. Ungefähr hundert Mann, viele von diesen verwundet, 
konnten noch abziehen und das Kastell von Sankt Florian bei Görz 
erreichen. Sofort richteten die Venezianer den neuerworbenen 
Posten ein. Erizzo erschien selbst im Kastell und ernannte die 
Brüder Conti Pompei zu Kommandanten. In den Berichten der 
Venezianer heißt es, daß neben einer wertvollen Einrichtung im 
Schlosse eine Galerie wertvoller Bilder erbeutet worden war, die 
einmal der besondere Stolz des Schloßherrn, des Grafen Raimund 
v. Thum, gewesen wären. 
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