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Nassau zunächst in Istrien (Capodistria) doch kaum mehr als zum
Zweck einer Demonstration gelandet hatte. Schon Mitte Mai erschien
aber der Nassauer mit seinem Bruder Heinrich im Hauptquartier zu
Mariano, wo man übereinkam, daß die neue Operationsbasis in der
Linie Gradiska—Monfalcone liegen müsse. Man wollte damit er¬
reichen, daß der Gegner im gegebenen Falle auch vom direkten Wege
nach Triest und Istrien abgeschnitten werden könnte. Auch sollte die
Frontänderung damit Zusammenhängen, daß neuerdings die Frage
der Eroberung von Triest sehr in Erwägung gezogen wurde, be¬
sonders seit ein Spion — nach den venezianischen Nachrichten ein
Hebreo Polacco — in Venedig und im Hauptquartier seine guten
Ratschläge für die kürzesten Wege nach der österreichischen Hafen¬
stadt gegeben hatte. Der Kriegsrat in Mariano befahl daher die so¬
fortige Herstellung einer permanenten Brücke mit ausgebautem
Brückenkopf an Stelle der bisherigen, nur von schwachen Schanzen
gedeckten Überfuhrstelle bei Cassegliano. Das Kommando übernahm
hier der nach längerem Urlaub aus Venedig zur Front eingerückte
Artilleriegeneral Martinengo. Um die Österreicher von einem
größeren Unternehmen zur Störung des Brückenbaues bei Cassegliano
abzuhalten und ihre Aufmerksamkeit gegen Görz abzulenken, wurde
gleichzeitig ein Angriff gegen die Kastelle von Sankt Martin und
Quisca eingeleitet, der mit einem zur Nacht versuchten Überfall auf
letzteren Ort beginnen sollte. Es gelang auch dem Feinde, den festen
Turm von Sankt Martin, in dem die flüchtigen Bauern ihre Habe
deponiert hatten, in Brand zu stecken, ohne daß aber ein weiterer
Erfolg erzielt werden konnte. Dabei war eine neukonstruierte Art
von Brandraketen (Salsiccia) verwendet worden, mit denen ein an¬
geblich durch kein Mittel löschbares Feuer geschleudert wurde.
Schwächere Sturmversuche wurden bei beiden Kastellen abgewiesen,
so daß die Venezianer bald wieder abzogen, um nicht durch irgend
einen Entsatzversuch im Coglio noch abgeschnitten zu werden.
Zur gleichen Zeit fuhr Graf von Nassau zur See längs der Küste
nach Triest, erkundete gleichzeitig auch die Landseite der Stadt und
läßt dem Kriegsrat in Mariano mitteilen, daß eine Aktion gegen Triest
nicht so einfach ist, als man es sich dort vorstellt. Er ratet dringend,
vorläufig von einem Vorgehen nach dieser Seite abzustehen.
Landung der Truppen des Grafen von Nassau bei Monfalcone. (20. Mai 1617.)
Am 20. Mai 1617 kündeten den österreichischen Quartieren und
Posten Rauchsäulen auf der Höhe oberhalb Rubbia, daß das nieder-
Onirs, Österreichs Kampf für sein Südland am Isonzo. 1615—1617.
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