Volltext: Das wahre Amerika [36]

qierunq hatte in Providence, Rhode Island, ein aristokratisches 
Gesellschastsblatt für ihre Zwecke durch Vermittlung ihrer 
Aaenten, Sir Gilbert Parker und des Novellisten E. Phillipps 
Oppenheim, erworben. In New-York arbeitete die ma߬ 
gebende Presse, durch England mittels der Pierpont Morgan- 
Gruppe finanziell beeinflußt, der englischen Propaganda frei¬ 
willig in die Hände. Den Stein des Anstoßes bot die belgische 
Angelegenheit oder, um es offen zu sagen, von Dethmann-Holl- 
weas Fehler, die Schuld der Verletzung der belgischen Neu¬ 
tralität auf das deutsche Volk zu nehmen. Wie aus ein Stich- 
wort schien die Ententepresse aus diese Erklärung gewartet 
m haben. Sofort erschienen spaltenlange Berichte über deutsche 
Gewalttaten in Belgien, Gedichte an Belgien und Hetznonzen, 
die die deutschen Erfolge verkleinerten, ja die Berichte vom 
Kriegsschauplätze wurden direkt umgelogen und prompt emen 
Laa darauf dementiert. Das führende Ententeblatt mit stark 
profranzösischem Einschlag war der „New York Herald und 
sein Vergnügungslokalanzeigen dienendes Abendblatt, das 
Evening Telegramm". Herausgeber dieses Blattes war 
Gordon Bennett, der in Paris lebte und sittlicher Verfehlungen 
halber nicht nach seinem Mutterlande durste, das die Moral 
der Großen mit strengen Augen bewacht, während es bei 
Leuten, die nicht im Mittelpunkte des öffentlichen Interesses 
stehen, beide Augen zudrückt. Dann die »Times, Eigentum 
£ord Northcliffes, herausgegeben von dem Deutsch-Englander 
Mister Ochs. Die „Times", die eine sehr gute, allerdings ge¬ 
färbte monatliche Kriegschronik herausgibt, schrieb englisch 
feudal und mit einem gewissen Maß. Dann die „World , das 
Blatt des Präsidenten Wilson, herausgegeben von dem Fran¬ 
zosenfreund Ralph Pulitzer, ungarischer Abstammung. Endlich 
die „Tribune", französisch, elegant und verlogen, und die »dun , 
die etwas gemäßigter in den Fußtapfen der „Times schreitet, 
obwohl die „Sun" republikanisch, die „Times" im Sinne der 
demokratischen Partei schreibt. 
Eine abwartende, doch nicht freundliche Haltung nahm 
jene Preßgruppe ein, die man die „Jingo-" (Chauvinist) oder 
„Gelbe Presse" nennt, d. h. die Zeitungen des berühmten 
William Randolph Hearst, Stuhlmannes der demokratischen 
Partei, der in New-York den „New York American", bessert 
Abendblatt „Evening Journal", eine jüdische Zeitung „Jewish 
Journal“ und eine deutsche, das „Deutsche Journal, eignet* 
Am diese Zeit herrschte in Washington die Parte: des 
Big Boss Murphy, des Nachfolgers des Tammany-Häuptlmgs
	        
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