Volltext: Österreichs Volksbuch vom Weltkrieg

Dafür aber war Russisch-Polen selbst umfaßt, und 
zwar einerseits von Ostgalizien, anderseits von Ostpreu¬ 
ßen. Deshalb war es naheliegend, daß Rußland ver¬ 
suchen werde — bevor es seine ungeheure Völkerwan¬ 
derung in Waffen gegen Westen antreten würde — sich 
durch rasche Eroberung Ostgaliziens und Ostpreußens 
Schulterfreiheit zu verschaffen. Die Durchführung schien 
nicht schwer zu werden, waren doch beide Gebiete von 
russischen Landen an zwei Seiten umschlossen. Diese 
Lage lud geradezu die Russen ein, konzentrische An¬ 
griffe auf beide Ostprovinzen der Mittelmächte zu unter¬ 
nehmen. Waren diese Offensiven gelungen, dann konnte 
sich das Russenheer in seiner ganzen Masse von der Ost¬ 
see bis an die Karpathen westwärts schieben, alles nie¬ 
dermarschierend, schier unaufhaltsam. Diese großen 
strategischen Ziele sind aus Skizze R/2 zu ersehen, wo 
auch dargestellt ist, wie weit die Russen wirklich kamen, 
aber auch wie entfernt sie Ende 1917 und gar im Früh¬ 
jahr 1918 von diesen Zielen waren. 
Vor dem Kriege forderten die Franzosen nachdrück¬ 
lich, daß Rußland sein Hauptheer sofort gegen Deutsch¬ 
land wende; aber der russische Generalstab blieb bei 
seinem Entschlüsse, den größten Teil der gleich bei 
Kriegsbeginn verfügbaren Kräfte gegen Österreich-Un¬ 
garn einzusetzen. 
Die Mittelmächte — Deutschland und Österreich- 
Ungarn — wollten die günstige Lage Ostpreußens und 
Ostgaliziens auswerten und aus beiden Ländern in den 
Raum jenseits der Weichsel, Richtung Siedl ec (Skizze 
R/B), vorstoßen. Gelang dieser Vorstoß, so war Rus¬ 
sisch-Polen vom übrigen Zarenreiche abgeschnitten und 
war die Umfassungsgefahr für Ostpreußen und Ostgali¬ 
zien gebannt. Einen solchen Vorstoß hatten die beiden 
verbündeten Generalstabschefs, die Generale von Con¬ 
rad und von Moltke,, vereinbart. 
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