an das Stilfser Joch anschließende Schweizer Gebiet mit
einer entsprechenden Truppenzahl, um gegebenenfalls
ihre Neutralität zu verteidigen.
Die öu. Verteidiger des Ortlerabschnittes hatten vor
allem die Stilfserjochstraße und dann die wenigen hoch¬
alpinen Übergänge über das vergletscherte Ortlermassiv
zu sperren. Die Italiener hätten sonst nach Erreichen
des oberen Etsehtales nach Osten über Heran, Bozen,
also an die Wurzel Südtirols, oder nach Norden über das
Reschen-Scheideck und Landeck ins Inntal vorstoßen
können.
Bei Kriegsausbruch standen an öu. Truppen im Ortler¬
abschnitt: Ein ungarländisches Reservebataillon mit Leu¬
ten aus der Tiefebene des Banats, dann zwei Stand¬
schützenbataillone aus dem obersten Etschtale. Von ita¬
lienischer Seite waren anfangs kleine Teile der 5. Inf.-
div. gegen den Ortlerabschnitt eingesetzt worden.
Mit soldatischer und alpiner Kühnheit nahmen die
öu. Truppen kaum zwei Wochen nach der italienischen
Kriegserklärung — am 4. Juni 1915 — den in Italien ge¬
legenen Monte Scorluzzo überraschend in Besitz. Dieser
3094 m hohe Gipfel blieb bis Kriegsende in öu. Hand und
wurde allmählich zu einem Festungsberge ausgebaut.
Den Italienern wieder gelang es, sich rechtzeitig auf
einem Teile der Trafoier Eiswand — etwa 2 km süd¬
westlich der Ortlerspitze — festzusetzen und sich dort
auch bis zum Kriegsende zu behaupten.
Einen Begriff von den Lebensbedingungen in solchen
Höhen geben die Wintertemperaturen, die bis —50° C
sanken. Aber auch in Sommernächten gab es bis zu 15
Kältegrade.
Schwierigste Geschütztransporte wurden geleistet.
Waren doch bis zum Juli 1916 zwei Gebirgskanonen auf
die Ortlerspitze (3902 m) gebracht worden, denen später
weitere Geschütze folgten. Auch die Königsspitze und
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