§ io. Die Omriden in Samarien und das Bündnis der beiden Reiche
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Sohn und Nachfolger Baasas, Ela, ereilte das gleiche Schicksal wie
den Sohn Jerobeams Nadab. Der Befehlshaber der Streitwagen Simri
ermordete Ela bei einem fröhlichen Gelage und rief sich selbst zum
Könige aus. Als das gegen die Philister kämpfende israelitische Heer
von der Umwälzung Kunde erhielt, wählte es als Gegenkönig seinen
Führer Omri und erstürmte die Stadt Tirsa, in der sich Simri ver
schanzt hatte. Dieser steckte in seiner Verzweiflung den Königspalast
in Brand und kam selbst in den Flammen um (885). Da indessen die
Mehrheit des Volkes die Militärdiktatur nicht anerkennen wollte
und sich auf die Seite eines anderen Prätendenten schlug, vergingen
fast zwei Jahre, bis Omri endgültig die Oberhand behielt. Damit
war der langwierigen Anarchie und Usurpatorenherrschaft ein Ziel
gesetzt und in der Geschichte des Reiches Israel begann eine neue
Ära. Zugleich betrat auch das Reich Juda nach fünfzigjährigem
Kampf mit dem nördlichen Reiche den Weg friedlicher kultureller
Entfaltung.
§ 10. Die Omriden in Samarien und das Bündnis der beiden Reiche
(um 885—842)
Omri (um 885—875) erwies sich nicht nur als ein tapferer Heer
führer, sondern auch als ein kluger Staatsmann. Begründer einer
neuen Dynastie, gründete er im Norden des ephraimitischen Land
gebietes, in der Nähe von Sichern, auf einem von der Natur selbst
befestigten Hügel auch eine neue Residenz, die Stadt Schomron oder
Samaria. Nach seiner neuen Hauptstadt wurde das Reich Israel
fortan nicht selten kurzweg »Samaria« genannt. Von diesem Zeit
punkte an erlangte Ephraim von neuem den Vorrang. Samaria ver
dunkelt eine Zeitlang den Ruhm Jerusalems. Das an die bedeutend
sten Staaten Vorderasiens angrenzende und Juda an Umfang über
treffende Reich Israel nimmt im Laufe der folgenden anderthalb
Jahrhunderte viel regeren Anteil an den Ereignissen der damaligen
Weltgeschichte als der in sich geschlossene Bruderstaat im Süden.
Der erste König von Samaria bemühte sich vor allem, Frieden
und Ordnung in dem durch Wirren zerrütteten Staate zu stiften.
Schon unter Omri kam es anscheinend zu jenem Schutzbündnis zwi
schen Israel und Juda, durch das dieses, gleichsam zu einem Vasallen
Ephraims geworden, früher oder später unweigerlich in die Sphäre
der Weltpolitik hineingezogen werden mußte. Daneben unterhielt