Volltext: Die orientalische Periode in der Geschichte des jüdischen Volkes (1 ; 1937)

Das geeinte Israel unter den ersten Königen 
Jerusalem durch Errichtung von Prachtbauten das Aussehen einer 
Großstadt nach Art der anderen orientalischen Hauptstädte zu ge 
ben. Zunächst ging er, dem letzten Willen seines Vaters entspre 
chend, an die Erbauung eines Jahve würdigen Tempels an Stelle des 
zeltartigen, an das primitive Nomadenleben Israels gemahnenden 
Gebäudes, in dem David die Lade Jahves untergebracht hatte. Auf 
Grund eines Vertrages, den Salomo mit seinem Bundesgenossen, dem 
König von Tyrus Hiram y abgeschlossen hatte, lieferte dieser das für 
den Tempelbau benötigte Edelholz. 30.000 Israeliten wurden von 
dem Könige damit beschäftigt, Zedern auf dem Libanon zu schlagen, 
und Tausende von israelitischen und phönizischen Arbeitern brachen 
in den Bergen Steine, die zu Quadern behauen und zur Baustätte 
befördert wurden. Überdies sandte Hiram Baumeister und Gold 
nach Jerusalem. Salomo lieferte ihm seinerseits Weizen und öl und 
verpfändete ihm zwanzig Städte im Norden seines Reiches. Nach 
sieben Jahren war der Tempelbau beendet. Das majestätische Ge 
bäude war innen mit Zedernholztafeln ausgelegt, in die goldüber 
zogene Ornamente eingeschnitzt waren. In einem Hinterraum des 
Tempels, dem »Debir« (später »Allerheiligstes« genannt), waren zwei 
Cherubim, Figuren mit ausgebreiteten Flügeln, aufgestellt, die das 
älteste Volksheiligtum, die Lade Jahves, behüteten. In der Vorhalle 
befanden sich der Räucheraltar und der Schaubrotetisch. Ein geräu 
miger Hof mit einem Bronzealtar und dem sogenannten »ehernen 
Meer«, einem Wasserbehälter für die priesterlichen Waschungen, war 
für Festversammlungen bestimmt. Zur Feier der Tempeleinweihung 
versammelten sich in Jerusalem Israeliten aus allen Teilen des Rei 
ches. Die Priester brachten die Lade Jahves mit den Gesetzestafeln 
in den »Debir«, der durch das in ihm herrschende unheimliche Halb 
dunkel an den ursprünglichen Wohnort Jahves, den finsteren und 
majestätischen Sinai, erinnerte. Hierauf sprach Salomo die folgenden 
Worte: 
»Jahve (der Du gesagt), Du wollest im Dunkeln wohnen, 
nun habe ich ein Haus gebaut zur Wohnung für Dich, 
eine Stätte zu Deinem Wohnsitz für ewige Zeiten« (/. Könige, 8, 12—13). 
Die Feier schloß mit einer Opferdarbringung auf dem neuen Altan 
Wunderbar erschien dieses Ereignis den Zeitgenossen, und noch mehr 
wurde es von der Phantasie der Nachwelt ausgeschmückt, die die 
historische Bedeutung des in Jerusalem errichteten religiösen Mittel 
punktes bereits voll zu ermessen vermochte. 
60
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.